Forum zieht dem Hallenbad den Stöpsel
Der Verwaltungsrat der Forum Sumiswald AG will das massiv defizitäre Hallenbad so schnell als möglich schliessen. Spätestens Ende Jahr ist fertig mit «badelustig». Schon jetzt beläuft sich das jährliche Minus bis 400 000 Franken. Mit der Strompreisexplosion werden Zusatzkosten von bis zwei Millionen Franken allein für das Hallenbad erwartet. 12 bis 15 Angestellte erhalten bis Ende September die Kündigung. Nach dem Willen des Verwaltungsrates sollen die Gemeinden das Hallenbad übernehmen und in drei Jahren wieder eröffnen.
Sumiswald · «Mit seinen nun bald 50 Betriebsjahren ist das Hallenbad Sumiswald sanierungsbedürftig. Als Eigentümerin und Betreiberin konnte das privatwirtschaftlich betriebene Forum in den vergangenen Jahren nie den Unterhalt und Betrieb kostendeckend führen», schreibt der Verwaltungsrat in der am Dienstag veröffentlichen Medienmitteilung. «Ein Blick auf andere Hallenbäder zeigt deutlich, dass Hallenbäder in der Schweiz mit den durchschnittlich zu tief angesetzten Eintrittspreisen weder rentieren noch ihren laufenden Unterhalt genügend decken können. So weist auch das Hallenbad in Sumiswald ein regelmässiges Defizit von 300 000 bis 400 000 Franken aus, also einen Deckungsgrad von rund 50 Prozent.» Es vergehe praktisch keine Woche, in der nicht kleinere und grössere Schäden oder Ausfälle zu bewerkstelligen sind. «Im ersten halben Jahr entstanden bereits Schäden und Reparaturen von über 250 000 Franken», heisst es in der Medienmitteilung.
Kein Schulschwimmen mehr
Bis anhin habe man den Betrieb aufrecht erhalten, doch «aufgrund, der in diesem Ausmass kaum vorstellbaren Explosionen der Strompreise, kann der Betrieb für nächstes Jahr nicht mehr gewährleistet werden.» Im laufenden Jahr hätte der Verbrauch von über einem Gigawatt Stromkosten von rund 200 000 Franken verursacht. Im neuen Jahr steige der Strompreis, ohne Netzentgelt kontinuierlich auf das Fünf- bis Zehnfache. «In Franken ausgedrückt zwischen einer und zwei Millionen Franken Stromkosten.» Der Verwaltungsrat habe angesichts dieser Situation beschlossen, «das Hallenbad bis spätestens per Ende Jahr zu schliessen ... Das bedeutet leider für die Gemeinden, dass ab nächstem Jahr auch das Schulschwimmen nicht mehr stattfinden kann.»
Gemeinden sollen Hallenbad kaufen
Im weiteren hält der Verwaltungsrat fest, «dass die Aufgaben und die Funktion, wie sie das Hallenbad Sumiswald erbringt, zu einem beträchtlichen Teil Aufgaben der öffentlichen Hand sind oder anders gesagt zum Service Public gehören.» Das Forum Sumiswald sei aber eine Aktiengesellschaft in privater Hand. Deshalb schlägt der Verwaltungsrat vor, dass die Gemeinden im mittleren Emmental/Oberaargau prüfen, das Hallenbad zu übernehmen und aus dem Forum zu «entflechten». Die involvierten Gemeindevertreter wurden am Montagabend über dieses Ansinnen orientiert. Der Verwaltungsrat rechnet damit, dass die jeweiligen Gemeindebehörden bis voraussichtlich Ende 2022 einen Entscheid gefällt haben. Danach müssten die Stimmberechtigten in den einzelnen Gemeinden darüber befinden, was laut Forum-Verwaltungsrat im Laufe des Jahres 2023 geschehen soll. «Sagt eine Mehrheit der Bevölkerung ja, könnte das sanierte Hallenbad in rund drei Jahren die Tore wieder öffnen.
Weitere Betriebe im «Grünen» Bereich
Für die weiteren Betriebsbereiche des Forums sieht der Verwaltungsrat helle Zeichen am Horizont. «Der Verwaltungsrat kommt in diesem Bereich zum Schluss, dass das Kerngeschäft Hotelbetrieb mit den vielfältigen Angeboten für Gruppen, Sportorganisationen und so weiter Zukunftspotenzial hat.» Da die betrieblichen und vor allem energetischen Verflechtungen mit dem Hallenbad sehr komplex seien, werde gegenwärtig intensiv abgeklärt, ob die Weiterführung der übrigen Betriebszweige tragbar sei, «insbesondere, weil auch hier die Strompreisentwicklung einen grossen Einfluss haben kann.»
Geschäftsführerin verlässt Forum
«Stephanie Tschäppät, Vorsitzende der Geschäftsleitung, hat auf Grund der Situation rund um das Hallenbad entschieden, sich beruflich neu zu orientieren. Sie verlässt das Forum per Ende November», erklärt der Verwaltungsrat. «Die Geschäftsleitung wird ab sofort von unserem externen Berater Rainer Gilg von der Firma BPM Sports GmbH unterstützt.»
Per Ende August hat zudem Monika Weibel ihren Rücktritt aus dem Verwaltungsrat erklärt. «Durch ihre berufliche Veränderung als neue Schulleiterin der Schulen in Signau, wo ebenfalls grosse Bauprojekte anstehen, sieht sie sich ausser Stande, auch noch das Mandat im Verwaltungsrat gewissenhaft ausführen zu können», lässt der Verwaltungsrat verlauten.
Von Thomas Peter