Franz von Suppé eindrücklich gewürdigt
200-jährig wäre Komponist Franz von Suppé am 18. April 2019 geworden. Der Männerchor Langenthal nahm dieses Jubiläum zum Anlass, im Zwinglihaus dessen «Missa Dalmatica» vorzutragen – mit überwältigendem Erfolg.
«Wir gedenken des 200. Geburtstages von Franz von Suppé», sagte Jean-Pierre Masson, Vorstandsmitglied des Männerchors Langenthal, bei der Begrüssung des 200-köpfigen Publikums im Zwinglihaus. «Ihr habt unheimlich gearbeitet», lobte Verena Kunz-Grädel das Engagement des unter der musikalischen Leitung von Anita Steiner-Thaler stehenden Männerchors. Dieser hat sich ein halbes Jahr intensiv aufs Jubiläumskonzert zu Ehren Franz von Suppés vorbereitet, oft geprobt und bis zur Konzertreife an Details gefeilt. Das Konzert fand im Rahmen der «Hora Cultura» statt, die 2011 von der Sopranistin, früheren Musiklehrerin und ehemaligen Präsidentin der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Langenthal, Verena Kunz-Grädel, ins Leben gerufen wurde. «Hora Cultura» will eine Brücke zu Kirche und Kultur schlagen. Die «Missa Dalmatica» zum Jubiläum «200 Jahre Franz von Suppé» ist auch für «Hora Cultura» ein Jubiläum. Der Auftritt im Zwinglihaus bedeutete die 80. Kulturstunde dieser Reihe.
Die Vorliebe für Franz von Suppé
Der im kaiserlich-österreichischen Dalmatien des 19. Jahrhunderts aufgewachsene Franz von Suppé – geboren am 18. April 1819 in Spalato (Split), verstorben am 21. Mai 1895 in Wien – hat sich als Komponist von Operetten wie «Die schöne Galathée», «Leichte Kavallerie», «Boccaccio» sowie der Ouvertüte zu «Dichter und Bauer» einen Namen gemacht. Der für leichte Musik bekannte Franz von Suppé – er gilt als Schöpfer der deutschen Operette – hat jedoch auch ein «Requiem» – sein wichtigstes kirchliches Werk – und eben die «Missa Dalmatica» komponiert. Der Männerchor Langenthal führte Franz von Suppés «Requiem» im Jahr 2012 in der Kirche Geissberg auf – und jetzt – sieben Jahre später – die «Missa Dalmatica» im Zwinglihaus. Bereits als 16-Jähriger schrieb der Komponist an dieser Messe in F-Dur, um 41 Jahre danach eine Neufassung davon zu erarbeiten. Die Uraufführung fand 1890 in der Kathedrale St. Anastasia in Zadar (Kroatien) statt. Zur Einstimmung auf den Komponisten spielte die gebürtige Japanerin Yuko Ito, die seit 1990 als Organistin in der reformierten Kirche in Herzogenbuchsee tätig ist und regelmässig als Solistin im In- und Ausland auftritt, Franz von Suppés Ouvertüre zu «Dichter und Bauer». Ein Ohrenschmaus. Der Text der feierlichen Messe ist lateinisch und beginnt mit dem Kyrie, bei dem sich das Publikum zuweilen in einer italienischen Oper wähnt. Im kraftvollen, wuchtigen Gloria (Ehrerbietung) setzten die drei Solisten mit ihren bewundernswerten Stimmen erste Akzente: Maxence Douez (Tenor 1) ist gebürtiger Franzose. Seine Vielseitigkeit – Liedgesang, Opern und Oratorien – sorgt dafür, dass der junge Tenor bereits in vielen Konzertsälen auftreten durfte. Im Oberaargau seit vielen Jahren bekannt ist Markus Lehmann (Tenor 2), Musiklehrer am Gymnasium Oberaargau in Langenthal. Er verblüfft immer wieder als musikalischer Leiter und Bearbeiter von Musik diverser Chorprojekte und Chöre. Der gebürtige Berner Balduin Ariel Schneeberger (Bass) begann seine musikalische Lufbahn am Gymnasium Burgdorf. Seine Leidenschaft gehört dem Gesang. Hier hat er sich inzwischen bereits eine Menge solistischer Erfahrungen in Kirchenmusik und Opern angeeignet.
Anita Steiner-Thalers Handschrift
Dem Kyrie und Gloria folgte das dynamische Credo und das demütige Sanctus, ehe sich der Männerchor, die drei Solisten, Organistin Yuko Ito und Dirigentin Anita Steiner-Thaler mit dem Benedictus und dem Agnus Dei verabschiedeten. Anita Steiner-Thaler dirigiert den 1841 gegründeten Männerchor Langenthal seit 2012 und ist zudem musikalische Leiterin des Gemischten Chors «Rütscheler Singlüt». Was sie mit der «Missa Dalmatica» mit dem für dieses Projekt um sechs Projektsänger (auch aus Huttwil und Umgebung) verstärkten und dadurch 29 Sänger umfassenden Männerchor geleistet hat, verdient Lob und Anerkennung.
Auch visuell ein Genuss
Das Konzert musikalisch und es war auch visuell ein Genuss. Hatten die Männerchörler am 3. Mai anlässlich der 15. Langenthaler Kulturnacht noch gelb-blaue Krawatten getragen, so waren es diesmal rote Krawatten – zu ihren jeweils schwarzen Hosen und Hemden. «Dieses Jubiläumskonzert war eindrücklich und ging unter die Haut», fasste Verena Kunz-Grädel nach den stehenden Ovationen des Publikums das Gebotene zusammen und drückte exakt das aus, was das begeisterte Publikum so empfunden hat.
Von Hans Mathys