Frauenpower bringt vier Medaillengewinne
Bei den Schweizer Leichtathletikmeisterschaften im Zürcher Letzigrund setzte die Berner Sprinterin Mujinga Kambundji (ST Bern) mit einem neuen Schweizer Rekord über 100 m den Glanzpunkt. Aus regionaler Sicht glänzten Nicole Egger von der LV Langenthal (SM-Gold über 5000 m) und die zurückgekehrte Géraldine Ruckstuhl vom STV Altbüron (SM-Gold im Speerwerfen). Dazu eroberte die Madiswilerin Sarah King von der LV Langenthal Silber über 400 m und ihre Teamkollegin Vanessa Fust Bronze im Kugelstossen.
Leichtathletikmeisterschaften · Im Zürcher Letzigrund-Stadion, dem Heimstadion von Weltklasse Zürich und dem aktuellen Fussball-Schweizer-Meister FC Zürich, fand die diesjährige Leichtathletik-SM der Aktiven statt. Und dies kurz vor den Weltmeisterschaften vom 15. bis 24. Juli in Eugene im US-Bundesstaat Oregon und vor der Europameisterschaft vom 15. bis 21. August in München. Trotz regnerischem Wetter am Freitag war die schnellste Sprinterin von Köniz, die aktuelle 60-m-Hallen-Weltmeisterin Mujinga Kambundji, mit einem neuen Schweizer Rekord von 10,89 Sekunden über 100 m im Fokus. Sie luchste den Rekord ihrer Sprint-Kontrahentin Ajla del Ponte um eine Hundertstel ab.
Noch für die EM qualifizieren
Im Rennen über 5000 m der Frauen lief die Langenthalerin Nicole Egger allen Konkurrentinnen bereits auf den allerersten Meter auf und davon und verwies mit der Zeit von 16:07,89 Minuten Priska Auf der Maur vom LC Basel und Selina Ummel vom BTV Aarau auf die Ehrenplätze. Nach der Hallen-SM über 3000 m in Magglingen und der 10 km der Strassenlauf-SM in Vetroz gewann Nicole Egger in diesem Jahr bereits die dritte SM-Goldmedaille und nebenbei eroberte die 37-jährige Oberaargauerin den neunten SM Titel insgesamt in ihrer Laufsport-Karriere. «Ich wäre natürlich gerne, wie vor kurzem in Kopenhagen, eine Zeit unter 16 Minuten gelaufen, damit ich mehr Punkte für eine mögliche Teilnahme an der Europameisterschaft in München hätte holen können. Deshalb werde ich nun in Oslo einen weiteren 5000-m-Lauf bestreiten, um mich noch für die EM qualifizieren zu können», sagte Nicole Egger nach ihrem Hattrick-Sieg an Schweizer Meisterschaften innerhalb von vier Monaten. Der neue Trainer von Nicole Egger, der frühere Zürcher Spitzenläufer Philippe Bandi, war an beiden Wettkampftagen der Leichtathletik-SM live im Schweizer Fernsehen als versierter Kommentator zu hören.
«Géri» nach Corona noch nicht in allen Disziplinen dabei
Im Speerwerfen der Frauen gab es durch die Siebenkämpferin Géraldine Ruckstuhl vom STV Altbüron die erwartete Siegerin. Ihren besten Versuch von 53,06 m realisierte Wettkampf-Rückkehrerin «Géri», die ausserdem im Kugelstossen mit 13,30 m Fünfte wurde, im sechsten und letzten Umgang. Ruckstuhl bestreitet wegen ihrer Covid-Erkrankung in diesem Frühling vorläufig noch keine Mehrkämpfe und muss deshalb auf die WM und EM im Siebenkampf verzichten. «Ich kann im Moment erst die Würfe trainieren, weil ich Probleme mit der Lunge habe. In einer zweiten Phase möchte ich dann auch im Hochsprung und Weitsprung das Training aufnehmen. Wenn alles gut läuft, werde ich in einem dritten Schritt das Lauftraining aufnehmen, um vielleicht Ende September noch einen Mehrkampf zu bestreiten», erklärte Géri dem «UE» vor Ort. Gemessen an den Umständen war die Altbürerin mit ihren Leistungen an der SM zufrieden.
Sarah King zufrieden mit Silber
Obwohl Sarah King von der LV Langenthal ihren überraschenden 400-m-SM-Titel vom letzten Jahr im Langenthaler Stadion Hard nicht verteidigen konnte, war sie mit der Silbermedaille hinter der jungen Zürcherin Silke Lemmens happy: «Mit 52,70 Sekunden konnte ich meine persönliche Bestzeit vom letzten Sommer um 0,25 Sekunden verbessern. Mein Ziel in dieser Saison war, nicht wie im Vorjahr so früh in Form zu kommen. Jetzt hoffe ich natürlich weiterhin auf eine Nomination für die 4x400-m-Staffel für die WM in Eugene im US-Bundesstaat Oregon, wo ich aufgewachsen bin, sowie für die EM in München. Vorher möchte ich aber noch an den Meetings in La Chaux-de-Fonds und in Bulle starten», sagte Sarah King, die immer noch in Madiswil, allerdings nicht mehr im Ortsteil Wyssbach, sondern im Dorf unweit des Bahnhofs, wohnhaft ist.
Mit Drehtechnik zu Bronze
Im Kugelstossen setzte sich die grosse Favoritin Mirjam Mazenauer vom TV Teufen mit 14,90 m vor der Mehrkämpferin Caroline Agnou und der Langenthalerin Vanessa Fust durch. Die LVL-Athletin kam auf eine Weite von 13,72 m, die sie bereits im ersten Versuch realisiert hatte. «Ich hatte es mir auch nicht ganz so vorgestellt. Aber ich habe die neue Drehtechnik, mit der ich seit dem letzten November trainiere, noch immer nicht ganz im Griff», lautete die erste Analyse von Vanessa Fust.
Im 800-m-Lauf, wo die grosse Schweizer Nachwuchshoffnung Audrey Werro, die von Christiane Berset, der Schwester von Bundesrat Alain Berset, trainiert wird, siegte, kamen Lisa Stöckli von der LR Gettnau und die Juniorin Alicia Schär aus Reisiswil auf die Plätze 17. und 22. Mit Anouk Ledermann, die über 100 m und über 100 m Hürden zweimal in den Halbfinal kam, und den beiden Speerwerferinnen Daria Zurlinden (11.) und der Leimiswilerin Silvana Käser (14.) zeigten drei weitere Athletinnen der LV Langenthal gute Leistungen.
Zufriedener Hürdenläufer Rutschmann
Bei den Männern fehlte über 5000 m der angemeldete neue Triathlon-Militär-Weltmeister Max Studer von der LV Langenthal am Start. Dafür zeigte der Huttwiler Micha Rutschmann im Dress der LVL eine starke Leistung in seiner Spezialdistanz über die 110 m Hürden. Der U23-Athlet aus dem Blumenstädtchen lief als Siebter im Final der Elite wie zuvor schon mit 14,28 Sekunden im Vorlauf eine neue persönliche Bestzeit. «Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden», sagte Rutschmann, der im September auch noch an der U23-SM in Genf starten kann. Im Stabhochsprung, wo Dominik Alberto vom LC Zürich bereits zum fünften Mal mit 5,55 m Meister wurde, kam der Langenthaler David Anderegg mit einer Höhe von 4,35 m auf den 8. Platz. Den gleichen Rang belegte auch der Huttwiler Michel Edzimbi, der jetzt für den LAS Old Boys Basel lizenziert ist, bei seinem Wettkampf-Comeback nach zwei Jahren mit einer Weite von 13,87 m. Schweizer Meister im Kugelstossen mit 18,82 m wurde Stefan Wieland vom ST Bern.
Auszug aus der Rangliste: Männer: 110 m Hürden: 1. Jason Joseph, LC Therwil, 13,27; 4. Simon Ehammer, TV Teufen, 13,73; 7. Micha Rutschmann, Huttwil/LV Langenthal, 14,28. – Stabhochsprung: 1. Dominik Alberto, LC Zürich, 5,55; 8. David Anderegg, LV Langenthal, 4,35. – Kugelstossen: 1. Stefan Wieland, ST Bern, 18,82; 8. Michel Edzimbi, Huttwil/LAS Old Boys Basel, 13,87. – Frauen: 100 m: 1. Mujinga Kambundji, ST Bern, 10,89; 2. Ajla del Ponte, Ascona, 11,26; 3. Geraldine Frey, LK Zug 11,31; 24. Anouk Ledermann, LV Langenthal, 12,11 (Halbfinal/Vorlauf: 12,00). – 200 m: 1. Geraldine Frey, LK Zug, 23,12. – 400 m: 1. Silke Lemmens, LZ Zürich, 52,22; 2. Sarah King, LV Langenthal, 52,70; 3. Julia Niederberger, LA Nidwalden, 52,76. – 800 m: 1. Audrey Werro, CA Belfaux, 2:02,72; 17. Lisa Stöckli, LR Gettnau, 2:14,71; 22. Alicia Schär, LV Langenthal, 2:18,36. – 1500 m: 1. Chiara Scherrer, TG Hütten, 4:13,40. – 5000 m: 1. Nicole Egger, LV Langenthal, 16:07,88; 2. Priska Auf der Maur, LC Basel, 16,34,91; 3. Selina Ummel, BTV Aarau, 16:38,81. – 100 m Hürden: 1. Noemi Zbären, SK Langnau, 12,99; 14. Anouk Ledermann, LV Langenthal, 14,12 (Vorlauf: 14,12; Halbfinal 14,16). – Kugelstossen: 1. Mirjam Mazenauer, TV Teufen, 14,90; 2. Caroline Agnou, Satus Biel-Stadt, 14,17; 3. Vanessa Fust, LV Langenthal, 13,72; 5. Géraldine Ruckstuhl, STV Altbüron, 13,30 m. – Speerwerfen: 1. Géraldine Ruckstuhl, STV Altbüron, 53,06; 8. Melanie Richard, ST Bern/ex LV Langenthal, 42,25; 11. Daria Zurlinden, LV Langenthal, 40,17; 14. Silvana Käser, LV Langenthal, 38,65.
Von Manfred Dysli