• Ernst Anliker macht im Winter einmal pro Woche einen Kontrollgang in der Badi Huttwil. · Bild Yanick Kurth

07.02.2017
Emmental

Freibadbesuch im Winter

Die Freibäder im Verbreitungsgebiet des «Unter-Emmentaler», Huttwil, Ursenbach, Melchnau und Lützelflüh, befinden sich in der Winterpause. Wie überwintern die unterschiedlichen Badeanstalten? Dieser Frage ging der «UE» nach. Eines ist jedoch sicher – alle warten sehnlichst auf den Frühling.

Oberaargau/Emmental · Jetzt sind sie menschenleer. Niemand schwimmt, springt, schreit – oder schleckt genüsslich eine Glace. Die Freibäder haben Winterpause. Alle geniessen einerseits die Stille – und sehnen sich andererseits doch dem Saisonbeginn entgegen. Die Badesaison 2016 war für die Freibäder relativ gut. Nach einem eher durchzogenen Start konnte gegen Ende der Saison massiv aufgeholt werden. Dieses Jahr erhoffen sie sich einen beständigen, schönen und langen Sommer. Die Wasserratten müssen sich aber vorerst noch etwas gedulden, bevor sie wieder ihre Längen im kühlen Nass der Bäder schwimmen können.

Palmen giessen und Kontrollgänge
Ernst Anliker ist auf einem «Badi-Rundgang» in Huttwil. So wie jede Woche einmal, wie er dem «Unter-Emmentaler» erzählt. Die Palmen müssen begossen werden. Auch einige Pumpen und Maschinen werden jeweils kurz in Betrieb gesetzt, damit diese nicht bis im Frühling stehen bleiben. Im Herbst hat «Badi»-Präsident Anliker das Freibad wintertauglich gemacht. So wurden die Sprungbretter, die Liegenpritschen, die Treppen im Bassin und die Duschen demontiert. Diverse Umgebungsarbeiten standen ebenfalls an. Auch die Chemieanlage wurde entfernt. Sämtliche Wasserleitungen wurden entleert, damit diese nicht einfrieren können. Nur das Wasser im grossen Schwimmbecken und die Rutschbahn blieben zurück. Den Rand hat Ernst Anliker mit Isolationsplatten bestückt, damit das Wasser nicht bis zum Beckenrand gefriert.
In der Winterpause kümmert er sich um sämtliche Arbeiten. Er leitet den Huttwiler Schwimmbadverein seit über 20 Jahren. Der gelernte Elektroingenieur ist selbstständig und für die «Badi» ein Glücksfall – er kennt die Materie bestens. Über den Sommer hindurch werden jeweils zwei Bademeister beschäftigt, seine Ehefrau Silvia Anliker und sein Sohn Tobias Anliker schauen zum Rechten.

Das Wasser bleibt bis im Frühling im Schwimmbecken
«Die Heizung wird erst wieder im Frühling in Betrieb genommen, wenn diese den Winter überstanden hat», berichtet Ernst Anliker. Das Wasser im grossen Pool wird Mitte April vollständig entleert. Das Becken wird dann mit dem Hochdruckreiniger gründlich gereinigt. Danach mit einem starkem Reinigungsmittel eingelegt und wieder mit dem Hochdruckreiniger abgespritzt. Viel Arbeit in kurzer Zeit. Anschliessend wird das Schwimmbecken mit einem Algenschutzmittel eingesprüht. Danach fliessen 1,2 Millionen Liter Wasser ins Becken. «Um das Schwimmbecken vollständig zu füllen, brauchen wir knapp 40 Stunden», sagt Ernst Anliker. Da das Wasser relativ kalkhaltig ist, werden 600 Liter Schwefelsäure beigemischt, um den pH-Wert auszugleichen. Die gesamte Umwälzung wird dann ebenfalls wieder in Betrieb genommen, und alles was im Herbst demontiert wurde, wird nun wieder funktionstüchtig gemacht. Auch die Treppe zur Terrasse wird im Frühjahr saniert. Ansonsten werden in der Huttwiler Badi, bis zur Grosssanierung im Herbst 2019 (der «Unter-Emmentaler» berichtete), keine grösseren Sanierungen mehr vorgenommen. Das Freibad wird seinen Betrieb am kommenden 13. Mai aufnehmen.

In Ursenbach entsteht eine neue Terrasse mit Liegeplätzen
Auch in der kleinen Badi Ursenbach beginnen jeweils nach Ende der Saison die Abbauarbeiten. Die Wasserleitungen und Toiletten werden wasserfrei gemacht, damit diese nicht einfrieren. Das Wasser im 25 Meter langen Schwimmbecken bleibt während dem Winter, wird wegen der Spannung und dem Einfrieren aber mit Holzscheiten bestückt. Über den Sommer hindurch ist ein Bademeister angestellt und für die Aufsicht zuständig. «Im Winter managen diverse Badi-Kommissionsmitglieder den Betrieb», wie deren Präsident Marco Wüthrich erzählt.
 In diesem Jahr wird in der Badi Ursenbach eine neue Terrasse mit Liegeplätzen eröffnet. Starten wird das Freibad seinen Betrieb Mitte Mai.

In Lützelflüh wird das Schwimmbecken im Herbst geleer
Paul Aebi ist seit über 16 Jahren als Bademeister in Lützelflüh tätig. Während der Winterpause stehen die gesamte Revision und das Putzen der Anlage auf dem Programm. Anders als in Huttwil und Ursenbach wird das Wasser in Lützelflüh bereits nach Ende der Saison aus dem Schwimmbecken gelassen. Dann steht die gründliche Reinigung des 50 Meter langen Schwimmbeckens an. Vor dem ersten Frost wird das Becken wieder mit einem Drittel Wasser gefüllt, damit am Beckenrand keine Risse entstehen. Paul Aebi ist das ganze Jahr hindurch in einem Vollpensum angestellt. Da er durch den Winter das Freibad instanthält und ausserdem das Hallenbad in Lützelflüh unterhält, ist er stets in der Nähe des Wassers zu finden. Ganz egal ob drinnen oder draussen. Das Hallenbad in Lützelflüh ist jedoch nur noch für Schulen und Kurse geöffnet. Geöffnet wird das Freibad am 13. Mai.

Badi Melchnau – klein aber fein
Samuel Schmutz ist bei der Gemeinde Melchnau als Anlagewart und sonstiger Gemeindearbeiter angestellt. Zu seinen Aufgaben gehört unter anderem der Unterhalt des Freibades. Die Anlage wird im Herbst heruntergefahren und auf den Winter vorbereitet. Auch in Melchnau werden alle Leitungen wasserfrei gemacht. Der Pegelstand im Schwimmbecken wird während dem Winter leicht abgesenkt und mit Holz bestückt. Nach einer Woche ist das Wasser im Becken, durch das Wetter, bereits chlorfrei. Im Frühling wird das Wasser dann abgelassen, bevor das Schwimmbecken und die Badi wieder auf Vordermann gebracht werden. Der Bademeister im Sommer wird über den Badiverein Melchnau angestellt. Die Betriebsführung mit rund fünf Angestellten wird ebenfalls über den Verein betrieben. Die kleine Badi ist bei Familien sehr beliebt, da die Eltern jederzeit von allen Liegeplätzen aus einen Blick auf ihre Sprösslinge haben. Die Badi in Melchnau wird ebenfalls ab dem 13. Mai geöffnet sein.

Von Yanick Kurth