Freie Kunst als grosse Herausforderung
Im Kunsthaus Langenthal sind bis 7. Juli Werke von 14 Diplomanden der Hochschule der Künste Bern (HKB) zu sehen, die ihr Studium in Fine Arts abgeschlossen haben. Es seien überraschende Kunstwerke entstanden, hält Anselm Stalder, Leiter Studiengang fest.
Zum elften Mal ist das Kunsthaus Langenthal Ausstellungsort für die Abschlusswerke der Absolventen der Hochschule der Künste Bern (HKB). Dieses Jahr sind es 14 Diplomanden, die den Studiengang Fine Arts absolviert haben. Anselm Stalder, Leiter des Studiengangs an der HKB, weist darauf hin, dass das dreijährige Studium die Absolventen stark verändere. «Viele kommen mit romantischen Vorstellungen von der Kunst zu uns und überlegen sich kaum, wie es ist, wenn Publikum dazu kommt.» Deshalb sei es wichtig, dass die Studierenden zum Abschluss ihre Werke an einem öffentlichen Ort ausstellen könnten.
Während des Studiums stehen laut Stalder die künstlerischen Ansätze, Wünsche und Interessen der Studenten im Zentrum. Diese würden im Gespräch mit renommierten Künstlern weiterentwickelt. «In den letzten zwei Semestern haben sich die Studierenden in vielen Diskussionen und intensiver Arbeit den Anforderungen des Fachhochschuldiploms gestellt», hielt Stalder weiter fest.
Dabei seien überraschende Kunstwerke entstanden, betont der Leiter des Studiengangs, der von einem erfreulichen Jahrgang spricht. In diesem Kurs hätten sich die Studenten gegenseitig motiviert, das drücke sich auch in der Ausstellung aus. «Die Ausstellung verfügt über fliessende Übergänge, weil die Diplomanden darauf geachtet haben, was in den angrenzenden Räumen stattfindet», gibt Stalder zu verstehen. Dieses Teamwork, das nicht bei allen Klassen so ausgeprägt vorhanden sei, könne man nicht verordnen, «das hat in erster Linie damit zu tun, dass die Leute aufeinander zugingen und miteinander redeten.»
Grosser Spielraum mit Tücken
Die Präsentation im Kunsthaus mag beim Kunst-Laien zuweilen zwiespältige Gefühle hervorrufen, stellt gemäss Stalder aber aktuelle Positionen der Öffentlichkeit vor und soll Diskurse über gesellschaftliche Fragen im Rahmen der Kunst anregen. Mit dem Titel «Auflage …../5000» ist die Ausstellung überschrieben. Der Titel steht laut Stalder für die Genauigkeit, mit der die 14 Künstler institutionelle Bedingungen nicht als Einschränkung, sondern mit einer Prise Humor ins Positive gedreht und für sich genutzt haben.
Auch Markus Müller, Bildhauer und Dozent an der HKB hebt den Veränderungsprozess der Studierenden hervor. «Im Verlaufe der Ausbildung erkennen viele, was ihnen liegt», sagt er und nennt ein Beispiel: «Vom anfänglichen Zeichnen kommt man zum Malen und letztendlich landet man beim Anfertigen von Skulpturen oder dem Gestalten mit unterschiedlichen Materialien.» Der Studiengang lasse den Absolventen viel Spielraum, der zugleich seine Tücken habe: «Die freie Kunst ist eine grosse Herausforderung für die Studierenden. Sich auf ein Spezialgebiet zu fokussieren, strukturiert vorzugehen und systematisch zu arbeiten, all das müssen sich die Absolventen selbständig erarbeiten», erwähnt Markus Müller.
Deshalb komme es immer wieder vor, dass der Studiengang über talentierte Personen verfüge, die aber eine schlechte Arbeit abliefern würden. Das sei beim aktuellen Jahrgang nicht der Fall, versichert Müller.
Die Werke der 14 Diplomanden sind noch bis am 7. Juli im Kunsthaus in Langenthal zu besichtigen. Dabei kommen die Besucher in den Genuss eines breiten Spektrums künstlerischen Schaffens, das von Bleistiftzeichnungen über Skulpturen, Installationen, Klangkörpern bis hin zu grossflächigen Malereien reicht.
Von Walter Ryser