Frölein Da Capo live als ganzes Orchester
Die Bibliothek Huttwil feiert heuer ihr 40-Jahr-Jubiläum. Im Rahmen der Feierlichkeiten war Frölein Da Capo beim Bibliotheksverein zu Gast und bescherte den Zuschauern in Huttwil einen äusserst vergnüglichen Abend.
Irene Brügger-Hodel alias Frölein Da Capo hat es wirklich drauf. Ihre Stimme ist gewaltig, Klavier und Gitarre beherrscht sie meisterlich, an Trompete und Euphonium weiss sie sich ebenfalls auszudrücken. Das bewies die Willisauer Künstlerin auch in Huttwil. In der bis auf den letzten Platz besetzten Aula des Hofmattschulhauses begeisterte sie in ihrem dritten Soloprogramm «Kämmerlimusik» restlos. Die Bibliothek Huttwil organisierte das Konzert im Rahmen der Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr. Unterstützt wurde der Anlass von der Burgergmeinde Huttwil.
Bodenständiger Humor
Frölein Da Capo ist schweizweit bekannt durch ihre Auftritte in der Satiresendung «Giacobbo/Müller», bei denen sie zwischen Sketchen Musikstücke zum Besten gab.
Seit nunmehr zehn Jahren ist sie als Einfrauorchester auf den Schweizer Kleinkunstbühnen unterwegs. Ihre selbst geschriebenen Lieder kommen nicht tiefgründig-philosophisch daher, vielmehr bestechen sie mit bodenständigem Humor.
Das burschikos-freche Geplauder zwischen den Stücken, ihr unvergleichlicher Charme, das Kokettieren mit dem Publikum und eine gehörige Portion Selbstironie erlauben es der Künstlerin zudem, auch bitterböse Texte einzustreuen. Dies alles gepaart mit liebevollen Milieubeschreibungen bescherte den Zuschauern in Huttwil einen äusserst vergnüglichen und amüsanten Abend.
Faszinierende Ein-Frau-Band
Das wichtigste Werkzeug von Frölein Da Capo ist eine Loop Station, die das Frölein so meisterhaft beherrscht. Damit kreiert sie ihren Chor, ihr Orchester – und das Publikum kann ihr bei der Komposition dieser Background-Musik fasziniert zuschauen.
Das Huttwiler Publikum war schon sehr schnell der Faszination dieser Ein-Frau-Band erlegen. Die Künstlerin reizte die ganze Bandbreite musikalischer Sparten aus. Sie sang sich durch Balladen und Klassik über keltische Klänge bis hin zu Schnulzen im Stile einer Mariah Carey.
Frölein Da Capo schafft alles aus dem Moment. Zuerst klatschte sie mit den Händen einen Rhythmus, ergänzte diesen mit einem Beat auf der Gitarre, nahm nacheinander zwei Trompetenlinien auf und sang. Herrlich, wie sie das Publikum mit ausladender Gestik und entsprechender Mimik mitriss.
Rosinen aus dem Programm
Ihre Texte haben es in sich, auch weil sie sich nicht scheut, schon einmal einen Kraftausdruck zu gebrauchen, da dieser eben am besten zum Ausdruck bringt, was sie gerade vermitteln will.
Einige Rosinen aus dem prallen Programm seien hier herausgepickt: Amüsant zu erleben war ihre tragisch-
komische Beschreibung des Auftritts einer Dorfmusik im Rahmen einer
1. August-Feier, an der als Höhepunkt das Alphorn den Schweizer Psalm intoniert, dem natürlich ein paar Töne fehlen. Besonders amüsant war ihre Frühlingsinterpretation, bei der sie verschiedene Vogelstimmen aufeinanderschichtet und das «Chiflen» und Geflatter in Geräusche und Melodien umsetzt; zur Musik von Richard Wagner kreiert sie gar ein witziges Konzert für Handtasche solo – es war ein ständiges Knistern und Rascheln, bis im grossenFinale endlich das Ricola
gefunden und verspeist werden konnte, und aus dem bekannten Volkslied «Es Burebüebli mani nid» macht sie eine Blues- und Rockvariante – rockte und spielte den Blues, wie er eben gespielt werden muss.
Gezeichnete Geschichten
Auch mit dem Zeichenstift kann die Künstlerin bestens umgehen. So präsentierte sie auf der Leinwand eine tragisch- komische, eigenhändig gezeichnete Bildergeschichte – und eine spontan ausgesuchte Konzertbesucherin durfte «Schicksal spielen».
Besonders amüsant ist das ebenfalls von ihr gezeichnete Familienalbum. Frölein Da Capo traf voll den Humor des Huttwiler Publikums, was immer wieder mit Lachen und viel Applaus bezeugt wurde.
Von Elsbeth Anliker