Für das Wohlergehen der Stars im Einsatz
Damian Meli, Arzt der Schweizer Fussballnationalmannschaft – Seit August ist der Huttwiler Hausarzt Damian Meli als Arzt der Schweizer Fussballnationalmannschaft unterwegs. Der 44-Jährige musste nicht lange überlegen, ob er sich dieser Herausforderung stellen will. Dass er auf Anhieb angenommen wurde, freute ihn umso mehr. Jetzt hofft er, schon bald eine Reise nach Katar antreten zu dürfen.
Fussball · Damian Meli ist mittlerweile seit 2011 beim Schweizer Fussballverband als Nationalmannschaftsarzt engagiert. Er amtete als Teamarzt bei den Frauen und bei diversen Junioren-Auswahlen, wo er sich Schritt für Schritt nach oben gearbeitet hat. Als er zuletzt bei der U21 im Einsatz war, kündigte Cuno Wetzel seinen Job als Teamarzt der A-Nationalmannschaft, weshalb sich Damian Meli auf diesen Posten bewerben konnte. «Ich musste eine Nacht darüber schlafen. Man ist an dieser Stelle exponierter», weiss der 44-Jährige. Der Kontakt zu den Medien und zu den Vereinen der Spieler sei herausfordernd. Und dennoch: «Eigentlich war mir rasch klar, dass ich mich für diesen Posten bewerben möchte.» Als bisheriger U21-Arzt hatte Meli in der Folge die besten Chancen und wurde prompt auch in der ersten Selektionsrunde angenommen. «Ich habe mich sehr gefreut. Das ist ein cooler, nicht alltäglicher Job», sagt der Huttwiler Hausarzt gegenüber dem «Unter-Emmentaler».
Zwischen Prävention und Bagatellen
In mittlerweile sieben Jahren hat Damian Meli bereits mehrere Erfahrungen als Teamarzt sammeln können. «Mein Highlight war die Teilnahme an der Europameisterschaft in der Slowakei mit der U17-Auswahl im Jahr 2013. Die Atmosphäre an einem solchen Turnier ist speziell. Man ist 14 Tage gemeinsam unterwegs und will Europameister werden. Das war einmalig.» Als Arzt habe er in dieser Zeit unterschiedliche Aufgaben. Einerseits gleichen diese seiner täglichen Arbeit, andererseits haben sie mit Prävention zu tun.
«Meistens kommt man bei Bagatellfällen zum Einsatz. Halsweh, Ohrenweh oder eine Grippe sind am ehesten das Thema», erklärt Meli und hängt an: «Genauso wichtig ist aber die Vorbeugung. Man achtet darauf, dass genügend Hand-Desinfizierungsmittel vorhanden sind oder dass sich die Spieler nicht abklatschen, wenn eine Grippewelle droht.» Beim Zusammenleben in einer grösseren Gruppe sei dies eine Herausforderung, schliesslich will der Trainer am Spieltag auf alle Spieler zurückgreifen
können.
Das ermöglicht der Arzt nicht zuletzt damit, dass es den Spielern im Umfeld der Nationalmannschaft angenehm ist. «Als Mitglied des Staffs bin ich dafür verantwortlich, dass sich alle gut fühlen. Da gehört nicht nur die Diagnose über den Bewegungsapparat dazu, sondern auch grundsätzlich der Mensch.» Für Meli ist nämlich klar: Nur wer sich wohlfühlt, kann auch das Maximum seiner Leistungsfähigkeit abrufen – und dazu trägt jeder bei. Auch der Teamarzt.
Bekannte Bezugsperson ist ein Vorteil
Einen negativen Höhepunkt hat Meli in seiner bisherigen Zeit derweil ebenfalls erlebt. In Zypern verletzte sich einst die Torhüterin Jennifer Oehrli während dem Zypern Cup beim letzten Spiel kurz vor Schluss. Sie erlitt bei einem Zusammenprall eine Armfraktur, weshalb eine Operation nötig wurde. «Ich musste in der Folge alles koordinieren und die Behandlung überwachen», erinnert sich Meli. Solche Situationen seien immer unangenehm. Insbesondere, wenn die entsprechenden Fussballer in der Folge während mehreren Wochen verletzungsbedingt ausfallen. «Es gehört aber auch dazu. Und wenn ein solcher Fall eintritt, ist es für die Spieler angenehmer, eine bekannte Bezugsperson zu haben, zu der beispielsweise keine Sprachbarriere oder sonstige Hemmungen bestehen, wie dies bei einem fremden Arzt im Ausland sein könnte.» Jennifer Oehrli wurde danach noch in Zypern operiert und konnte wegen der Schwellung erst einen Tag nach dem Team nach Hause reisen.
Der Ansprechspartner für den Trainer
Ähnlich unerfreulich wie die Zypern-Reise endete, startete für Damian Meli derweil das neuste Treffen in der A-Nationalmannschaft. Beim Zusammenzug in Lugano mit dem Testspiel gegen Katar und dem Nations-League-Spiel gegen Belgien war er als Arzt mit dabei und untersuchte die Spieler wie gewohnt zu Beginn im Sinne eines Eintrittschecks. Dort wurde bei Breel Embolo eine Fussfraktur festgestellt, die ihn zur Nachhause-Reise zwang. «Letztlich bin ich der Ansprechspartner für den Nationaltrainer. Vor jedem Zusammenzug kläre ich bei allen Spielern mit deren Vereinsärzten ab, ob sie fit sind. Und dann beurteile ich dies bei der Eintrittsuntersuchung selbst», erklärt Meli seinen Job. Danach amte er eigentlich «nur» wie eine Versicherung. «Jeder ist froh, dass ein Arzt vor Ort ist, aber jeder hofft, dass man ihn nicht brauchen wird», scherzt er.
Während einem Zusammenzug – die er sich mit dem zweiten Arzt Pierre Etienne Fournier aufteilt – lernt der aus Burgdorf stammende Meli die Spieler aber dennoch ein bisschen kennen. Und einige hatten ihn gar überrascht. Immerhin habe er vorher die meisten Spieler nur aus dem Fernsehen gekannt, viele habe er nun als junge, aufgestellte und interessierte Personen wahrgenommen. «Sie haben mich gefragt, woher ich komme und was ich mache. Und den meisten war auch Huttwil ein Begriff, weil sie hier einzelne Camps besucht haben», verrät Meli. Ganz allgemein habe er in seinem ersten Einsatz einen sehr positiven Eindruck von der A-Nationalmannschaft und deren Spieler erhalten.
Mit dieser möchte er nun erreichen, was nach 2013 nicht mehr gelang. Seit der U17-Europameisterschaft hat Meli nämlich kein Endrunden-Turnier mehr miterlebt. Nur zu gerne würde er deshalb im Jahr 2022 nach Katar an die Fussball-Weltmeisterschaft reisen.
Freude haben – auch in der Niederlage
«Letztlich haben meine Leistungen nichts damit zu tun, ob wir gewinnen oder nicht. Ich werde versuchen, grundsätzlich Freude an dieser Aufgabe zu haben – auch wenn es letztlich immer um den Sieg geht.» Umso besser ist die Stimmung momentan, weil nach dem furiosen Erfolg gegen Belgien vom vergangenen Sonntag schon im nächsten Jahr ein erstes Highlight ansteht. Im kommenden Sommer wird die Schweiz nämlich in der Nations League den Final-Four gegen Holland, Portugal und England bestreiten, wo auch Meli dabei sein wird. «Die Staffmitglieder sorgen für das Wohlergehen. So denke ich, dass ich bei guten Leistungen auch ein kleines bisschen mitverantwortlich bin», sagt Meli mit einem Lachen. Es bleibt daher zu hoffen, dass der neue Huttwiler Einfluss die Schweizer Fussballnationalmannschaft zu neuen Erfolgen tragen wird.
Von Leroy Ryser