Galakonzert mit den Stars von morgen
Seit rund 20 Jahren gastiert das Internationale Opernstudio Zürich einmal jährlich in Langenthal – wie soeben. Mit populären
Melodien aus Oper und Operette entzücken die jungen Talente das Publikum mit einem Galakonzert auf höchstem Niveau.
Moderatorin Brenda Hurley, Direktorin des Internationalen Opernstudios Zürich, verspricht dem Publikum in der Alten Mühle ein «vielseitiges» Programm. Das Niveau sei traditionsgemäss hoch, «aber dieses Jahr speziell hoch», so die in Dublin Geborene – «eine Freude, mit solch jungen, hoffnungsvollen und leidenschaftlichen Leuten zusammenarbeiten zu dürfen.» Regelmässige Besucher von «Stars von morgen» sind glücklich, bei diesem Anlass in Langenthal alljährlich sehr begabte junge Sängerinnen und Sänger mit Potenzial zu bewundern, denen der Sprung in grosse Opernhäuser der Welt gelingen kann. So bedeutet der Auftritt in Langenthal für alle Musikbegeisterten im Oberaargau und fürs Opernstudio eine Win-win-Situation. Die Künstlerinnen und Künstler bekommen hier eine willkommene Bühnenpräsenz, und das Publikum erhält einen Musikgenuss erster Güte. Für Brenda Hurley ist die Moderation der «Stars von morgen» eine Premiere, versah doch bisher Thomas Barthel, der stellvertretende Direktor des Zürcher Opernstudios, diesen Part. Barthel ist als Pianist zu hören. Er ist auch – wie Renata Blum – fürs Zusammenstellen des Programms verantwortlich. Die Moderatorin kündigt eine Programmänderung an, weil Mezzosopranistin Carmen Seibel (Deutschland) erkrankt ist, sorgt aber bei der Präsentation des Programms sogleich für Vorfreude.
Start mit Mozart
Der erste Teil ist Wolfgang Amadeus Mozart gewidmet und beginnt mit der von Hélio Vida (Brasilien) und Sasha Yankevych (Ukraine) auf dem Klavier gespielten Ouvertüre zu «Così fan tutte». In dieser Oper wird die Treue der Frauen auf die Probe gestellt. Der Name der Oper – auf Deutsch «So machen es alle» – verrät bereits, wie es mit dem Treueverhalten der Schwestern Dorabella und Fiordiligi aussieht. Herrlich die kräftigen Stimmen im Terzett mit Trystan Llyr Griffiths (Wales), Huw Montague Rendall (England) und Ildo Song (Südkorea) als Ferrando und Guglielmo, die von der Treue ihrer Geliebten überzeugt sind sowie Don Alfonso, der auf deren Untreue wettet.
Nach der Arie der Dorabella (Gemma Ní Bhriain, Irland) entzückt – als einzige in Langenthal auftretende Schweizerin des Internationalen Opernstudios 2016/17 – Sopranistin Sandrine Droin mit «In uomini, in soldati», der Arie der Despina. «Wegen ihr sind wir hier», verrät ein Ehepaar in der dritten Reihe und verweist auf das Verwandschaftsverhältnis mit ihr. Jetzt ist die Mozart-Oper «Le nozze di Figaro» an der Reihe, wo Susanne (Soyoung Lee, Korea) scheinbar auf die Avancen des Grafen (Dmytro Kalmuchyn, Ukraine) eingeht. Mit welchen Reizen und Kniffen Männer um den Finger zu wickeln sind, verrät Florie Valiquette (Kanada) in der Arie der Atlanta aus «Serse» von Georg Friedrich Händel. Grossen Applaus erntet Huw Montague Rendall für seine Arie des Figaro «Largo al factotum» aus «Il barbiere di Seviglia» von Gioachino Rossini –inklusive publikumswirksamer Nassrasur. Aus der gleichen Rossini-Oper stammt «La calunnia», die Arie des Basilio (Stanislav Vorobyov, Russland), der aufzeigt, wie leicht Leute durch Gerüchte zu beeinflussen sind. Vergeblich wirbt Graf Luna (Andrzej Filonczyk, Polen) in der Arie «Il balen del suo sorriso» um die Gunst von Leonora, die ihn verabscheut. Bevor es in die Pause geht, setzen Norina (Claire de Sévigné, Kanada) und Don Pasquale (Ildo Song) mit einem Duett aus der Oper «Don Pasquale» von Gaetano Donizetti einen krönenden Abschluss hinter den ersten Teil der «Stars von morgen».
Zeit für die Operette
Der zweite Teil ist primär schönen Operetten-Melodien gewidmet. Glaubhaft besingt die spezielle und schräge Grande Duchesse in der Arie «Ah que j’aime les militaires» aus Jacques Offenbachs «La Grande Duchesse de Gerolstein», wie sehr sie sich von Männern in Uniform angezogen fühlt und wie wenig sie diesen widerstehen kann. Im Auftrittslied aus der Operette «Die lustige Witwe» von Franz Lehár schildert Danilo, wie es ihm gelingt, Alltag und Sorgen zu vergessen. Ablenkung gibt’s bei den Grisetten: «Da geh’ ich zu Maxim …». Weitere Operetten-Höhepunkte folgen Schlag auf Schlag: «Spiel ich die Unschuld vom Lande» (Couplet der Adele aus «Die Fledermaus» von Johann Strauss), «Dunkelrote Rosen» (Arie des Grafen Erminio aus «Gasparone» von Carl Millöcker), um nur einige zu nennen. Nach Werken von Eugene Grebyonka, Francesco Paolo Tosti, Francis Poulenc, Abraham Goldfaden und Kurt Weill verabschiedet sich das tolle Ensemble stimmgewaltig, viel Lebensfreude ausstrahlend und feucht-fröhlich – in Champagner-Laune – mit «Im Feuerstrom der Reben» aus «Die Fledermaus».
«Einfach super …»
Das Publikum ist fasziniert und geizt keineswegs mit entsprechendem Beifall. «Einfach super», schwärmt Beat Wälchli, Präsident Gartenoper Langenthal. Niemand findet sich, der ihm hier widersprechen will.
Von Hans Mathys