Geissberg – Vollprogramm vor der Einweihung
Während sieben Tagen gibt es in der erneuerten Kirche Geissberg in Langenthal ein attraktives Programm mit der Einweihungsfeier am 25. Oktober als Höhepunkt. Kirchgemeinderat Richard Bobst, Pfarrerin Livia Karpati und Pfarrer Stephan Bösiger verrieten an einer Medienkonferenz Einzelheiten.
Langenthal · «7 Days Geissberg – Die Kirche neu erleben»: Unter diesem Motto lädt die reformierte Kirchgemeinde Langenthal vom 19. bis 25. Oktober Jung und Alt in die erneuerte Kirche Geissberg ein. «7 Days Geissberg» sei vorerst nur der Arbeitstitel gewesen. Man habe diesen aber beibehalten, weil man mit dieser englischen Version speziell auch die Jugend erreichen wolle, erklärte Kirchgemeinderat und Baukommissionspräsident Richard Bobst vor den Medien. Während sieben Tagen werde die erneuerte Kirche Geissberg als einladender Ort für Inspiration, als Plattform für Spiritualität sowie als Lebens- und Gestaltungsraum für Inszenierungen genutzt. Die Anlässe würden sich an der Schöpfungsgeschichte orientieren.
Sakral – «keine Mehrzweckhalle»
Den Besucherinnen und Besuchern wolle man auch die neuen Nutzungsmöglichkeiten der Kirche aufzeigen. Diese soll ein sakraler Raum bleiben und nicht zu einer Mehrzweckhalle werden, hielt Richard Bobst fest. Dazu Pfarrerin Livia Karpati: «Ob mit einem Bibelwort, im stillen Gebet, in bewegter Meditation, beim Lachen oder Weinen. All das soll im Leben der Kirche Platz haben.»
Zur Eröffnung von «7 Days Geissberg» sei am Montag, 19. Oktober, 19 Uhr, unter dem Titel «Es werde» ein Kurzreferat von Bernhard Minder (St. Urban) vorgesehen, der auf die Geschichte der 1197 erbauten Kirche Geissberg eingehen werde. Bischof Felix Gmür vom Bistum Basel, der die Kirche Geissberg als «Bijou» bezeichnet, werde ebenso Grussworte an die Anwesenden richten wie Reto Steiner, Präsident der reformierten Kirchgemeinde Langenthal. Zum Abschluss werde Philippe Ellenberger die Tangomesse von Marin Palmeri dirigieren – mit Eliane Haas (Sopran), Lea Gasser (Akkordeon) und Karel Valter (Klavier).
Täglich eine «Siesta für die Seele»
Pfarrerin Livia Karpati und Mitglieder der «sola scriptura»-Gruppe werden von Dienstag bis Freitag (20. bis 23. Oktober, jeweils von 10 bis 11 Uhr) eine «ultimative Stunde mit der Bibel» bieten und dabei beweisen, dass Bibellesen nicht frömmlerisch, langweilig oder verstaubt sein müsse. Die Themen seien (in dieser Reihenfolge) Josef, Psalmen, Das Hohelied, Gleichnisse. Ebenfalls von Dienstag bis Freitag (jeweils von 13 bis 13.20 Uhr) bieten die vier Pfarrpersonen Stephan Bösiger, Sabine Müller Jahn, Cédric Rothacher und nochmals Stephan Bösiger (in dieser Reihenfolge) eine «Siesta für die Seele». Ziel sei das «Innehalten im Alltag, nachdenken, Gedanken mitnehmen, die Stille wirken lassen, auftanken, gestärkt weitergehen». Der 20. Oktober (Dienstag) steht im Zeichen von Wasser/Erde und bietet ab 14 Uhr «würziges Grün aus frischer Quelle» mit Agronom Werner Stirnimann. An jenem Abend von 19 bis 20 Uhr steht Heiner Schubert (Pfarrer, Zeichner und Leiter der Communität Don Camillo) im Einsatz: «Als Gott die Welt schuf, schuf er auch den Zeichenstift.»
Heilmittel aus Gottes Pflanzgarten
Der 21. Oktober bietet von 9 bis 9.45 Uhr «zwei himmlische Instrumente im Dialog» mit Roberto Barbotti (Harfe) sowie Danielle Käser (Orgel), und von 11 bis 12 Uhr erklärt Philipp Meyer von der gleichnamigen Dropa-Drogerie unter dem Titel «Pflanzen» die Kraft biblischer Pflanzen sowie die Herstellung und Verwendung von Naturheilmitteln. Dieser Mittwochnachmittag steht unter dem Titel «Chrütter-Zauber und Zauber-Gwunder». Dies ganz im Zeichen von Zauberer Siderato, der Dritt- bis Sechstklässler ab 13.45 Uhr in einem Workshop in die Zauber-Geheimnisse einweiht und von 15.30 bis 16.15 Uhr zu einer Zaubershow in die Kirche einlädt.
Kirche und Gesellschaft
Wie das Erleben der Natur einen Menschen verändern kann, zeigt die Geschichte des Franz von Assisi. Am Donnerstag, 22. Oktober, 14.30 bis 17 Uhr, ist der Spielfilm des italienischen Regisseurs Franco Zeffirelli aus dem Jahr 1972 über das Leben des Heiligen zu sehen. Nach dem Film findet die Preisverleihung des Fotowettbewerbs statt. Höhepunkt des Donnerstags – unter dem Titel «Gestirne» – ist das Podium ab 19.30 Uhr zum Zeitgeist und zum Auftrag der Kirchen: «Religion und Kirchen – Auslaufmodelle oder Hoffnungsträger?» Mitwirkende sind Stefan Huber (Professor für empirische Religionsforschung), Judith Pörksen (neu gewählte Synodalratspräsidentin), Stephan Bösiger (Pfarrer) sowie Reto Steiner (Kirchgemeindepräsident). Richard Bobst wird den Anlass moderieren. «Das Podium rüttelt uns wach zum Nachdenken», verspricht er. «Welches ist die Rolle der Kirche in der heutigen Gesellschaft?» Dieser Frage werde man nachgehen «und dabei auch kritischen Fragen nicht ausweichen», so Pfarrer Stephan Bösiger. Interessantes bietet auch der 23. Oktober (Freitag) zum Thema «Tiere» mit Satiriker Andreas Thiel über die unfreiwillige Tragik der Bibelexegese: «Und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh (1. Mose 1,28). Der 24. Oktober (Samstag) ist dem Thema «Mensch» gewidmet – gestaltet von Konfirmandinnen und Konfirmanden 2021.
Countdown an der Kirchenfront
Etwas Besonderes haben sich die Verantwortlichen des Projekts «7 Days Geissberg» für die Zeit vor den vielfältigen Programmpunkten ausgedacht. Bis und mit dem 18. Oktober wird die Kirchenfassade nach Einbruch der Dämmerung mit Bildern und Texten der Schöpfung beleuchtet. «Die Botschaft der Schöpfung soll auf Langenthal ausstrahlen», sagte Richard Bobst. Er empfahl speziell die «Geissberger Schreckmümpfeli» mit dem pensionierten Pfarrer Werner Sommer vom 19. bis 23. Oktober, jeweils von 23.40 Uhr bis Mitternacht. Die Titel sind «Die Hexe von Endor», «Unheimliches im Pfarramt», «Die wilde Jagd», «Besessenheit» und «Der Herr des Dynamos». Bobst hofft, dass sich – terminlich ideal – auch Leute nach Beizenschluss zum «Schreckmümpfeli» in die Kirche «verirren» werden.
Der Präsident der Baukommission wies darauf hin, dass der gesprochene Kredit von 3,5 Millionen Franken für die Erneuerung der Kirche Geissberg trotz aufgerüsteter Infrastruktur und Technik kaum überschritten werde. Die Orgel werde aber erst im Dezember «parat für die Inbetriebnahme» sein. Diese werde von der Orgelbau Goll AG in Luzern für 155 000 Franken restauriert. Für zusätzliche 50 000 Franken werde die Orgel zusätzlich noch klanglich optimiert. Dafür seien Sponsoren gefunden worden. «Ein paar Franken fehlen aber noch», so Bobst, der hofft, dass auch diese noch gespendet werden. Vorgesehen ist am 10. Januar ein erstes Konzert.
Höhepunkt Einweihungsfeier
Richard Bobst informierte die Medien auch über den Höhepunkt, die Einweihungsfeier der Kirche Geissberg vom Sonntag, 25. Oktober, 10 bis 11.15 Uhr. Hier werde der «höchste Berner», Grossratspräsident Stefan Costa (Langenthal), ebenso mitwirken wie Stadtpräsident Reto Müller, Kirchgemeindepräsident Reto Steiner und die soeben gewählte Synodalratspräsidentin Judith Pörksen Roder. «Wir sind stolz, sie begrüssen zu dürfen», so Bobst. Zu Wort wird sich auch Architektin Silvia Radlinsky melden. Den Referentinnen und Referenten sei eine Redezeit von je drei Minuten empfohlen worden. «Es werden dann wohl vier Minuten sein», prophezeite Bobst schmunzelnd. Der Gottesdienst werde von Pfarrerin Sabine Müller Jahn geleitet. Musikalisch umrahmt werde der feierliche Anlass vom reformierten Kirchenchor Langenthal unter der Leitung von Philippe Ellenberger und vom Jugendchor unter der Leitung von Amanda Schweri.
Eigens für diesen Gottesdienst hat Rainer Walker vier Stücke für Chor und Ensemble komponiert. Darauf dürfe man sich enorm freuen, so Bobst, der zur Einweihungsfeier «viele Leute» erwartet. Das Fassungsvermögen der Kirche beträgt 330 – davon 300 unten und 30 oben auf der Empore. 200 Sitzkissen sind parat. Der Projektleiter
«7 Days Geissberg»: «Organisatorisch halten wir uns bezüglich Corona an die Auflagen und Vorschriften. Nun hoffen wir, dass es diesbezüglich nicht noch einen grossen Knall gibt.»
Von Hans Mathys