• Die Versammlung der Burgergemeinde Langenthal genehmigte zahlreiche Investitionsprojekte für den Burgerhof auf der Lölimatte. · Bild: Walter Ryser

25.05.2023
Langenthal

Geld für Burgerhof und Schloss, aber (noch) nicht für den Tierpark

Der Burgergemeinde Langenthal zeigte sich an ihrer Versammlung grosszügig: Sie sicherte grössere Geldbeträge für Investitionen beim Burgerhof sowie für ein Raumpatronat beim Schloss Aarwangen zu. Dagegen lehnten die 59 anwesenden Burger einen Beitrag für die Sanierung des Spielplatzes beim Tierpark in Langenthal vorerst ab, weil das von der Stadt erarbeitete Sanierungskonzept bei den Anwohnern aber auch vielen Burgern auf Widerstand stösst, weshalb das Geschäft vorerst an den Burgerrat zurückgewiesen wurde.

Es stand viel Geld auf dem Spiel oder besser gesagt auf der Traktandenliste der Versammlung der Burgergemeinde Langenthal. Nicht zuletzt aus diesem Grunde dürften sich 59 Burger (17,2 Prozent der stimmberechtigten Burger) für die traktandierten Geschäfte interessiert haben.
Geld, viel Geld stellten die Burger für den Burgerhof auf der Lölimatte zur Verfügung. Dieser wurde 1995/96 erbaut. Mittlerweile sind diverse Einrichtungen veraltet und sanierungsbedürftig. So ist beispielsweise die Holzschnitzelheizung noch die gleiche, wie in den Entstehungsjahren, und mittlerweile 27 Jahre alt. Das Amt für Umwelt und Energie des Kantons Bern (Abteilung Immissionsschutz) teilte deshalb der Burgergemeinde mit, dass die Heizungsanlage im Burgerhof saniert werden muss, weil die Emissionswerte nicht mehr eingehalten werden. Dabei wurde eine Frist für den Heizungsersatz bis 28. Januar 2024 gesetzt. Wie Peter Siegrist, Präsident der Burgergemeinde Langenthal, der Versammlung mitteilte, habe sich der Burgerrat bei diesem Geschäft von einer Fachstelle beraten lassen und sowohl einen Heizungsersatz mit einer Luft-/Wärmepumpe als auch mit Holzschnitzeln geprüft. Gleichzeitig habe man auch den Einsatz einer Photovoltaikanlage in Betracht gezogen.

Kälberstall wird umgerüstet
Nach eingehender Prüfung habe sich der Burgerrat für eine Holzschnitzelheizung entschieden, erläuterte Siegrist weiter. Dafür beantragte er der Versammlung einen Investitionskredit von 89 000 Franken, der von den Anwesenden auch genehmigt wurde. Doch damit sind die Investitionen beim Burgerhof nicht abgeschlossen, im Gegenteil, auch im Bereich des Kälberstalls besteht Handlungsbedarf, weil die Anforderungen der Tierschutzgesetzgebung stetig steigen und von den Tierhaltern erfüllt werden müssen. Aktuell werden die Kühe auf dem Burgerhof mit Tiefstreue gehalten. Trotz regelmässigem Strohwechsel werden die Kühe beim Liegen dreckig und müssen – zumindest im Herbst und Winter – täglich gewaschen werden. Dass sich das Waschwasser teilweise an den Zitzenspitzen der Euter sammelt, führt dazu, dass die Kühe vermehrt unter schmerzhaften Euterentzündungen leiden. Diese bakterielle Erkrankung muss mit Antibiotika behandelt werden.
Um künftig die Tiergesundheit nachhaltig zu verbessern, soll deshalb der Kälberstall von Tiefstreue auf Liegeboxen umgestellt werden. Denn bei Liegeboxen ist es den Kühen fast nicht mehr möglich, sich in Kuhfladen hineinzulegen, was zu mehr Sauberkeit bei den Kühen führt. Aber auch der Strohbedarf von Liegeboxen fällt um rund 60 Prozent geringer aus. Die Kosten für den Stallumbau belaufen sich auf 98 000 Franken. Auch diesem Vorhaben stimmte die Burgergemeindeversammlung zu.

Ein Hofladen wird realisiert
Im Weiteren sind die Pächter des Burgerhofes mit dem Wunsch für die Realisierung eines Hofladens (im Wagenschopf) an den Burgerrat herangetreten. Dieser Wunsch deckt sich mit den Vorstellungen des Burgerrates, der einen Hofladen auf dem Burgerhof als sinnvoll erachtet. Die Pächter beabsichtigen, den Hofladen grösstenteils in Eigenarbeit zu realisieren. Das Betonieren der Bodenplatten sowie die notwendigen elektrischen Installationen werden jedoch durch spezialisierte Firmen ausgeführt.
Für die Realisierung des Vorhabens ist zudem die Unterstützung durch einen Bauplaner erforderlich. Dadurch entstehen Kosten für die Burgergemeinde in der Höhe von gesamthaft rund 70 000 Franken. Bei der Behandlung dieses Geschäfts tauchte die Frage nach der Rentabilität des Hofladens auf. Peter Siegrist antwortete darauf, dass dies Sache der Pächterfamilie sei. Bei einer Enthaltung stimmte die Versammlung auch diesem Investitions-Begehren zu.
Damit war das «Geldverteilen» aber noch nicht abgeschlossen, denn die Versammlung genehmigte noch ein Raumpatronat zugunsten der Stiftung Schloss Aarwangen in der Höhe von 50 000 Franken. Peter Siegrist begründete dieses finanzielle Engagement damit, dass mit diesem Patronat ein wichtiges regionales Kulturangebot unterstützt werde, aber auch ein Beitrag zur Sanierung und damit zum Erhalt eines Baudenkmales mit historischer Bedeutung geleistet werde und sich die Burgergemeinde zudem mit diesem Beitrag nachhaltig positionieren könne und positiv wahrgenommen werde.

Umstrittene Spielplatz-Verlegung
Kein Geld sprach die Versammlung anschliessend für die Sanierung des Spielplatzes beim Tierpark in Langenthal. Für dieses Projekt beantragte der Burgerrat der Versammlung einen Betrag von ebenfalls 50 000 Franken. Mit diesem Geld soll der neue Spielplatz mit Bäumen und Sträuchern sowie mit Sitzbänken aufgewertet werden. Weil der heutige Spielplatz auf einem sanierungsbedürftigen Kugelfang einer früheren Schiessanlage liegt, soll dieser auf den Musterplatz verlegt und hier neu erstellt werden. Doch dieses Vorhaben stösst nicht nur bei den Anwohnern des Musterplatzes, sondern auch bei den an der Versammlung anwesenden Burgern auf Kritik. Fehlende Parkplätze, eine erhöhte Lärmbelastung sowie fehlende sanitarische Anlagen werden als Argumente für eine Verlegung des Spielplatzes ins Feld geführt. Aus diesem Grunde wurde aus der Versammlung heraus ein Antrag auf Rückstellung des Geschäftes gestellt, der am Ende grossmehrheitlich Zustimmung fand.
Trotz den vielen Investitionen, die von der Versammlung gutgeheissen wurden, blicken die Langenthaler Burger auf ein sehr solides finanzielles Fundament. So schloss die Jahresrechnung 2022 mit einem Ertragsüberschuss von 362 061 Franken ab. Nach Vornahme von Wertberichtigungen auf dem Finanzvermögen (145 400 Franken) sowie Abschreibungen auf dem Verwaltungsvermögen (40 545 Franken) resultiert ein Netto-Ertragsüberschuss von 176 116 Franken. Das Eigenkapital der Burgergemeinde Langenthal beträgt per Ende 2022 16,912 Millionen Franken. Wesentlich zum guten Jahresergebnis beigetragen hat auch der erfolgreiche Jahresabschluss des Forstes Oberaargau, der einen Ertragsüberschuss von 35 643 Franken aufweist.
Zum Schluss der Versammlung wurden den Anwesenden wieder fünf Personen zur Einburgerung vorgeschlagen. Die Familie Huber, mit Vater Daniel, Mutter Regina sowie den Kindern Margaine, Mathieu und Amélie, haben das Gesuch zur Einburgerung gestellt, das die Versammlung zuhanden der kantonalen Prüfstellen genehmigte.

Von Walter Ryser