Gemeinsam einen Schal stricken – so lange wie die Schweizergrenze
Über die sozialen Medien hat Patrick Blaser aus Eriswil ein besonderes Projekt gestartet: Er sucht nach möglichst vielen Leuten, die mithelfen, einen 30 cm breiten Schal zu stricken, der um die ganze Schweizergrenze reicht. 1935 Kilometer sollen es sein. Die Idee ist solidarisch – Patrick Blaser möchte ein gemeinsames Zeichen für den Kampf gegen das Coronavirus setzen.
Eriswil · «Ich überlegte mir, wie Menschen, die zurzeit wegen des Coronavirus zuhause bleiben müssen, die Zeit sinnvoll überbrücken könnten.» Ältere Leute seien von der Isolation besonders betroffen. So kam Patrick Blaser auf die Idee, gemeinsam einen Schal zu stricken oder zu häkeln; 30 cm breit, 1935 Kilometer lang, genauso lange wie die Schweizergrenze. Er fragte eine Kollegin, was sie davon halte. «Das muesch sofort mache, das packe mer – ä gueti Idee», gab sie zur Antwort.
Schon ein erster Aufruf auf Facebook stiess auf Echo. Patrick Blaser und weitere Mitmachende entschieden daraufhin, für das Projekt eine Facebook-Gruppe zu errichten.
Am Freitagabend, 20. März, schaltete er den Aufruf zum Mitmachen über die Facebook-Gruppe «Corona-Schal» auf. Am darauffolgenden Samstag wurde die Idee bereits von Radio 32 aufgegriffen, kurze Zeit später auch von Radio Neo1.
Strick- und Häkelfieber
Nach wenigen Tagen zählte die Facebook-Gruppe bereits 79 Mitglieder, und schon mehrere Meter waren gestrickt oder gehäkelt. Patrick Blaser freut sich, wie weit das Vorhaben bereits gegriffen hat. Zur Gruppe gehören Menschen aus fast allen Teilen der Schweiz, wo inzwischen die Stricknadeln munter klappern – von Winterthur und Glarus bis nach Basel, vom Berner Oberland bis nach Vevey ... Doch der Initiant ist noch nicht zufrieden. «Es müssten mehr sein, die mithelfen, sonst schaffen wir es nicht bis zum Ende der Krise. Und Zeit zum Stricken haben jetzt ja viele.»
So hat er einen entsprechenden Flyer in regionalen Altersheimen abgegeben, und auch innerhalb der Heilsarmee wird das Schreiben herumgereicht. Patrick Blaser selbst hat noch nicht zu den Stricknadeln gegriffen. «Eigentlich stricke ich nicht, aber aus Solidarität zu den andern werde ich es ebenfalls tun.»
Noch viel Arbeit anstehend
Doch so wirklich Zeit hat er dazu im Moment noch nicht. Mit dem Vorhaben des «Corona-Schals der Schweiz» alleine ist es nämlich nicht gemacht. Die Teile können ihm zugestellt werden. 1935 km Strickwerk aneinander zu fügen ist jedoch keine kleine Sache. Auch wird gemeinsam in der Gruppe entschieden, was dereinst mit dem fertigen Werk geschehen soll. Ideen hat der Initiant: «Versteigern oder allenfalls einzelne Teile für einen guten Zweck spenden.» Aber eben, das werde man noch sehen.
Sicher ist: «Wir werden den Schal zu einem späteren Zeitpunkt symbolisch ‹um die Schweiz› legen. Das heisst, das Werk gemeinsam an einem noch zu bestimmenden Ort messen und das Ereignis feiern.» Und er weiss auch, wie er den Schal – ob gestrickt oder gehäkelt – am liebsten haben möchte: «In allen Farben und Mustern, genauso bunt wie die Schweiz selber ist.»
Von Liselotte Jost-Zürcher