• Besser gemeinsam als einsam gilt auch beim Essen. · Bilder: Irmgard Bayard

  • Fränzi Ryf von der Seniorebrügg (stehend) stellt sich kurz vor. Zweite von links: Begleiterin Ruth Oberli.

  • Einige treffen sich regelmässig zum Jassen.

11.01.2024
Langenthal

Gemeinsam in den Sonntag

Seit über zehn Jahren treffen sich Menschen zum Sonntagstreff im Parkhotel in Langenthal oder alternativ im Bad Gutenburg, um zusammen einen Teil des Tages zu verbringen. Neu steht das Treffen unter dem Patronat der Seniorebrügg Langenthal und Umgebung.

Bad Gutenburg/Langenthal · «Ich wollte an einem Sonntag Leute treffen, da ich sonst allein bin», sagt Rösly Gfeller beim Gespräch im Bad Gutenburg. Die bald 94-jährige Lan­gen­thalerin besucht den Sonntagstreff seit Beginn weg regelmässig, vor allem, um dort gemeinsam zu essen und zu jassen. Ebenfalls zu den Jasserinnen gehört Vreni Zeugin. Die 87-Jährige ist seit über zehn Jahren dabei. «Einzig bei sehr schönem Wetter bin ich dann lieber mit dem Schiff unterwegs», betont sie und ergänzt: «Und bei Familienfesten ziehe ich diese natürlich vor.»
Die regelmässigen Treffen werden jeweils von einer von drei Frauen begleitet. Am ersten Sonntag im neuen Jahr war dies Ruth Oberli aus Seeberg. Sie gehört ebenfalls zu denjenigen, die fast von Anfang an dabei waren, damals mit 60 Jahren als eine der Jüngsten. Ihr Mann war zu dieser Zeit bereits im Altersheim und ist vor sechs Jahren verstorben. Heute lebt sie mit Toni Lingg zusammen, den sie am Sonntagstreff kennenlernte. «Ich wurde durch ein Inserat auf diese Treffen aufmerksam», erzählt der 71-jährige ehemalige Bauer.

Seit über zehn Jahren
Die Idee zum Sonntagstreff ist 2012 aus der Altersarbeit der reformierten Kirch­gemeinde Langenthal entstanden. Eine Sozialdiakonin ist damals mit dem Anliegen bei Pro Senectute vorstellig geworden, welche dafür ein offenes Ohr hatte. So fand das erste Treffen im April 2013 statt und wurde mit 15 Teilnehmenden ein voller Erfolg. Einzig während Corona musste der Sonntagstreff pausieren. Aktuell nehmen jeweils zwischen 10 bis 20 Personen teil. «Eine Frau reist sogar von Münchenbuchsee an», erwähnt Ruth Oberli eine der Besucherinnen, welche leider am ersten Treffen im Jahr 2024 fehlte.

Neu unter dem Patronat der Seniorebrügg
Da seit der Umstrukturierung der Pro Senectute eine Ansprechperson vor Ort fehlte, gelangte Rosmarie Häfliger, eine der Begleiterinnen der ersten Stunde, im vergangenen Jahr an die Seniorebrügg in Langenthal, um abzuklären, ob nicht dieser Verein das Patronat übernehmen könnte. «Wir waren überzeugt von der Idee und haben dies, selbstverständlich nach Rücksprache mit Pro Senectute, gerne übernommen», sagt dazu Fränzi Ryf. Sie leitet bei der Seniorebrügg das Aktivitätenteam und war am ersten Sonntagstreff 2024 ebenfalls anwesend, um sich kurz vorzustellen. Finanziell wird der Sonntagstreff von der reformierten Kirche Langenthal, dem Pastoralraum Ober­aar­gau der römisch-katholischen Pfarrei St. Maria Königin Langenthal sowie dem Frauenverein Langenthal unterstützt. Die drei Ansprechpersonen, welche abwechselnd bei den Sonntagstreffs anwesend sind – neben Rosmarie Häfliger aus Langenthal und Ruth Oberli aus Seeberg gehört noch Maria Trachsel aus Lotzwil zum Team –, erhalten für jedes Treffen einen kleinen Beitrag zur Deckung der Spesen und für Auslagen, zum Beispiel für eine Dekoration.

Spielen, essen, plaudern
Sie komme seit vier Jahren regelmässig an den Sonntagstreff, erzählt eine 83-Jährige aus Langenthal, die nicht namentlich genannt werden möchte. Sie holt nach dem gemeinsamen Mittagessen der Anwesenden – es sind vorwiegend Frauen – die Spielkiste hervor. An diesem Sonntag ist es das Spiel Triominos, das auf den Tisch kommt. Daran beteiligt sich mit Jahrgang 1960 die Jüngste der Anwesenden, eine alleinlebende Roggwilerin, welche das Angebot im Programm der Kirchgemeinde gefunden hat.

Mehr Männer und Begleiterinnen erwünscht
Die Daten und Orte der Sonntagstreffs werden jeweils für ein halbes Jahr festgelegt. Fanden diese früher immer im Parkhotel statt, weichen die Teilnehmenden heute öfters in den Land­gasthof Bad Gutenburg aus, im nächsten Jahr eventuell zusätzlich ins Alterszentrum Haslibrunnen. «Es wäre schön, wenn noch zusätzlich ein paar Männer teilnehmen würden», wünscht sich Rosmarie Häfliger. «Und gerne auch noch aktive Frauen oder Männer, welche das Ansprech- und Begleiterteam ergänzen.»

Von Irmgard Bayard