• Der 46-jährige Gondiswiler Walter Neuenschwander ist der neue Präsident der Orientierungslauf-Gruppe Huttwil. · Bild: Stefan Leuenberger

  • Walter Neuenschwander im Wettkampfeinsatz. · Bild: zvg

21.02.2022
Sport

«‹Gemeinsam unterwegs› lautet mein Motto»

Der 46-jährige Gondiswiler Walter Neuenschwander ist der neue Präsident der OLG Huttwil. Im Interview verrät er, wie es um den Huttwiler Traditionsverein steht – und was er einbringen möchte.

OL · Seit wann üben Sie den Sport mit Karte und Kompass aus?
Ich erinnere mich genau an meinen Einstieg. Das war 1991 in der Schule. Ich habe bei Eva Zehnder-Gilgen und Markus Zigerli einen OL-Kurs besucht. Das hat mir so gut gefallen, dass es mir gleich «dr Ärmu ine gno het».

Was fasziniert Sie daran?
Es ist wunderbar, an der frischen Luft mitten in der Natur diesen Sport ausüben zu können. Während einem OL im Wald kann man sich sportlich betätigen und zugleich die Herrlichkeit von Fauna und Flora hautnah erleben.

Sie gehören an OL-Wettkämpfen nicht zu den dauerhaften Podestläufern.
Das stimmt genau. Ich übe den OL-Sport einfach zur Freude und für die persönliche Fitness aus. Läuft es mir optimal, reicht es mir in der Altersklasse gelegentlich zu einem Podestplatz. Ich bin aber viel mehr der Schaffer. Ich war bei der OLG Huttwil acht Jahre lang Startchef. Anschliessend amtete ich 17 Jahre lang als Materialverwalter. Es ist eine Stärke von mir, die Leute zu motivieren, mitanzupacken.

Das Präsidenten-Amt der OLG Huttwil war während einem Jahr vakant. Warum haben Sie sich bereit erklärt, diesen Posten auf die Hauptversammlung im Februar 2022 hin zu übernehmen?
Es war wichtig, dieses Amt wieder zu besetzen. Es läuft in einem Verein nicht optimal, wenn keine Leitung existiert. Weiter wollte ich mich im Verein einfach mehr einbringen als bisher.

Willi Heiniger (1959 bis 1971), Peter Minder (1971 bis 1987), Thomas Mathys (1987 bis 1990), Andreas Wegmüller (1991 bis 1999), Lukas Jenzer (2000 bis 2011), Patrik Grossenbacher (2012 bis 2016) und Anna Müller Strub (2017 bis 2020) heissen Ihre Vorgänger. Hatten Sie mit allen zu tun?
Tatsächlich habe oder hatte ich mit fast allen bisherigen «Presis» zu tun. Als ich mit dem Sport bei der OLG Huttwil begann, war gerade der leider viel zu früh verstorbene Andreas Wegmüller Präsident.  

Wie lauten Ihre Ziele mit der OLG Huttwil?
Ich will den Verein nach meinem Motto «Gemeinsam unterwegs» führen. Es ist mir wichtig, dass wir wieder viel mehr geschlossen, also als Einheit, die OL-Haupttätigkeiten wie Wettkämpfe, Reisen, aber auch Trainings absolvieren. Natürlich möchte ich auch wieder mehr Leute zum OL bringen. Einerseits im Nachwuchs, anderseits aber auch Pensionäre, für welche sich der OL-Sport zur Gesundheitserhaltung ausgezeichnet eignet.  

Es gibt grosse Herausforderungen. Wie viele andere Vereine bekundet auch die einst im Nachwuchsbereich so erfolgreiche OLG Huttwil grosse Probleme, Kinder und Jugendliche für ihren Sport zu gewinnen.
Tatsächlich haben wir ein Auge darauf. Wir möchten auch wieder mehr Werbung machen, um Nachwuchs zu animieren. Wir haben uns intensiv mit dem Problem beschäftigt. Um die Nachwuchsarbeit besser und interessanter zu gestalten, haben wir uns erst kürzlich zu einer Zusammenarbeit mit der OLV Langenthal entschieden.  

Die Zusammenarbeit beim Nachwuchs wird im April mit einem dreitägigen Einführungskurs für den OL-Nachwuchs lanciert.
Wir erhoffen uns damit, bei möglichst vielen Knaben und Mädchen das Feuer für den OL zu entfachen. So, wie es damals bei mir in der Schule passiert ist. Im Sommer werden wir künftig die Nachwuchstrainings gemeinsam mit Langenthal organisieren. Abwechslungsweise finden die Trainings im Raum Huttwil und im Raum Langenthal statt.

Die aktuellen Aushängeschilder im kleinen Nachwuchsteam der OLG Huttwil sind Ihre beiden Söhne Lukas und vor allem Andreas Neuenschwander. Sie dürften stolz sein?
Natürlich bin ich das. Ich freue mich darüber, dass «mini Giele» am OL Spass haben – und auch noch erfolgreich sind. Dies war mitunter ein Grund, dass ich mich im Verein noch mehr engagieren will. So kann ich mithelfen, dem Nachwuchs bestmögliche Voraussetzungen zu schaffen.

In den 62 Jahren seit ihrem Bestehen hat die OLG Huttwil immer wieder Kadermitglieder und national oder sogar international auf Elitestufe erfolgreiche Orientierungsläufer hervorgebracht. Zuletzt über die Region hinaus erfolgreich waren Thomas Hodel, Jonas Geissbühler-Mathys und Sarina Kyburz-Jenzer. Endet diese Serie?
Das glaube ich nicht, nein. Wir werden weiterhin eine gute Arbeit verrichten und damit auch wieder Talente hervorbringen, welche überregional erfolgreich sind. Um dies zu erreichen, müssen wir aber dranbleiben.

Wo lagen die Hauptprobleme der OLG Huttwil während der Pandemie?
Ganz klar im Bereich der Kommunikation. Ich bin der Meinung, dass uns eine Mund-zu-Mund-Kommunikation viel mehr bringt, als ein dauerhafter schriftlicher Austausch. Ich persönlich ziehe ein Gespräch einem E-Mail-Verkehr immer vor.

Die Büroarbeit ist nicht so Ihr Ding.
Ich kann am PC die einfachen Sachen erledigen. Aber für lange Texte werde ich mich an die Vereinssekretärin wenden. Für mich ist der persönliche Kontakt wichtig.

Während der schwierigen Coronazeit glänzte die OLG Huttwil mit der Idee, in den Huttwiler Wäldern Postennetze gratis zur Verfügung zu stellen. Ein Grosserfolg.
Diese von Barbara Zimmermann-Minder umgesetzte Idee war wirklich super. Als im Sport nicht viel möglich war, ermöglichten wir allen Interessierten, in einem Huttwiler Wald nach Wahl trainingsmässige Wettkämpfe zu absolvieren. Es gab aber auch Plauschläufer und Familien, welche diese OL-Möglichkeit als willkommener Ausflug in die Natur nutzten.  Die dafür notwendigen OL-Karten konnten zu dieser Zeit auf unserer Homepage gratis heruntergeladen und ausgedruckt werden.

Die OLG Huttwil ist als hervorragende Organisatorin von Wettkämpfen bekannt. Was ist im Jahr 2022 geplant?
Am 14. Oktober organisieren wir im Blattenberg-Wald den Oberaargauer Nacht- OL. Im Zentrum stehen heuer aber die World University Championships (WUC) in unserem Land. Anlässlich dieser Studenten-WM helfen wir im Bereich OL mit, Anlässe durchzuführen. So finden am 18. und 21. August OL-Wettkämpfe in Gondiswil statt. Das klare Highlight findet sicher am 21. August im Schmidwald statt. Zusätzlich zum Staffelwettkampf der Studenten-WM organisieren wir an diesem Tag auch noch die Schweizer Meisterschaft im Staffel-OL. Bereits am 7. April findet der jährliche Städtli-OL statt, zudem wir immer auch andere Vereine einladen. Wegen dem organisatorischen Stress wegen der Studenten-WM findet dieses Jahr im Sommer kein Impols-OL-Cup statt, also auch keine Huttwiler Etappe.

Und wann gibt es den nächsten Huttwiler OL?
Der ist für den 16. April 2023 geplant. Laufgebiet wird der Bergwald in Ursenbach sein.

Und wohin führt die Vereinsreise?
Wegen dem gedrängten Programm findet dieses Jahr keine Vereinsreise statt. Die Vereinsreise im Juli 2023 wird in die Swiss Orienteering Week in Flims/Laax integriert.  

Planen Sie einen weiteren Grossanlass in nächster Zukunft?
In den nächsten fünf bis sechs Jahren ist bis jetzt nichts dergleichen geplant.

Kurz gefragt: Bester Orientierungsläufer ever?
Ganz klar Simone Niggli-Luder.

Gerade so gut wie Orientierungslaufen?
Ist meine Arbeit. Ich übe meinen Beruf als Landwirt sehr gerne und mit viel Hingabe aus.

Verdienstvollstes OLGH-Mitglied?
Das ist ganz klar unser Gründungsmitglied Willi Heiniger.

Sportlich erfolgreichstes OLGH-Mitglied
Obwohl wir viele Kadermitglieder stellten, ist es für mich die immer noch aktive Sarina Kyburz-Jenzer, welche seit vielen Jahren auf internationaler Elitestufe mitmischt.  

Schönster OL?
Das war die Swiss Orienteering Week Arosa 2021.

Wald- oder Stadt-OL?
Ich bevorzuge den Stadt-OL. Und zwar, weil es praktischer und weniger schwierig ist als im Wald. Ich bin aber auch sehr gerne im Wald mit Kompass und Karte unterwegs.

Verletzungen?
Von schlimmen Geschichten wurde ich verschont. Vor gut 20 Jahren hatte ich Probleme mit der Achsel.

Familie?
Die ist mir sehr wichtig.  

Netflix?
Was ist das? Wenn ich am TV einen Film schaue, dann einen Schweizer Klassiker wie «Ueli der Pächter».   

Gesellschaftsspiele?
Jassen. Vor allem privat, aber ab und zu auch an einem Fleischjasset.

Süssigkeiten?
Eher weniger. Wenn, dann eine Tafel Schokolade.

Jahreszeit?
Frühling, weil dann alles erwacht. Und weil ich dann wieder den OL-Sport ausüben kann.  

Feriendestination?
Ich mache eigentlich nie gross Ferien. Daheim ist es doch am schönsten.

Covid-19?
Ich bin geimpft und nie am Virus erkrankt. Allerdings habe ich mich auch nie testen lassen. Meine gesamte Familie blieb vom Virus verschont.

Interview: Stefan Leuenberger im Gespräch mit Walter Neuenschwander, Präsident der Orientierungslauf-Gruppe Huttwil