• Ein erstes Kennenlernen zwischen den Generationen hat im Kompetenzzentrum Haslibrunnen stattgefunden. · Bild: Dan Weber

  • Kindergärtner Dan Weber hatte die Idee zu den Treffen.

  • Eva Flückiger ist mit grossem Elan beim Projekt dabei.

  • Die Kinder konnten sich mit einem Steckbrief vorstellen. · Bilder: Irmgard Bayard

05.02.2024
Langenthal

Generationen reichen sich die Hände

Das Generationen­projekt «chlini Häng – grossi Häng» des Kindergartens Talstrasse 3 ermöglicht es Kindern und Bewohnenden des Kompetenzzentrums für das Alter Haslibrunnen, gemeinsam Zeit zu verbringen und voneinander zu lernen. Zwei Treffen haben bereits stattgefunden.

«Menschen begegnen» ist das Jahresmotto des Kindergartens Langenthal. Mit «Hier findet Leben statt» präsentiert sich das Kompetenzzentrum Haslibrunnen. Ein Beispiel für beides ist das Generationenprojekt «chlini Häng – grossi Häng». «Wir vom Kollegium des Kindergartens haben freie Hand erhalten, wie wir das Jahresmotto umsetzen wollen», erklärt Dan Weber. Der 32-Jährige erzählt, dass er während des Studiums an der Pädagogischen Hochschule in Altersheimen und bei der Spitex Erfahrungen mit älteren Menschen gesammelt habe. «Damals und jetzt als Kindergärtner war die Idee, gemeinsam etwas zu machen, immer im Hinterkopf.» Also gelangte er im vergangenen Jahr an die Alterszentren in Langenthal, ob diese Lust hätten, mitzumachen.

Durchmischtes Lernen fördern
«In der Anfrage hat mich der Satz ‹Altersdurchmischtes Lernen fördern› sofort angesprochen», sagt Judith Holzer, Leiterin Pflege und Betreuung im Haslibrunnen. Nach einer kurzen Rücksprache mit der Geschäftsleitung sei eine Teilnahme schnell klar gewesen. «Das Projekt passt ja sehr gut zu unserem Motto, dass hier Leben stattfindet und wir ein offenes Haus sind.»
Ein erstes Kennenlernen der Generationen hat am 19. Januar im Haslibrunnen stattgefunden. Bei ihrem Eintreffen fanden die Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren 39 Erwachsene an Tischen in der Cafeteria vor, zu denen sie sich setzen durften. «Dieses Zusammentreffen war eindrücklich», so Dan Weber. «Einige Kinder waren eher scheu, andere sehr offen. Unterschiedlich ist es auch, weil einige Kinder kaum Kontakt zu älteren Menschen haben.» So hat es auch Eva Flückiger wahrgenommen. Die 29-jährige diplomierte Aktivierungsfachfrau HF arbeitet seit einem Jahr im Haslibrunnen und ist selbst Mutter zweier Kleinkinder. «Wenn es um Kinder geht, sind viele Personen zu begeistern. Seitens der Pflege wurde mir gesagt, dass die meisten aus Eigeninitiative zum Treffen kamen und auch Personen, die Begleitung brauchten, sofort dabei waren.»

Gemeinsames Singen und Tanzen
Dass sich die meisten wohl fühlten, hatte sicher zum Teil mit den Liedern zu tun, welche die Erwachsenen wie die Kinder in Absprache mit den Organisatoren im Voraus einstudiert hatten und gemeinsam sangen. Darunter «Chliini Händ» aus dem Schellenursli und bekannt von Sänger Kunz, welches gemäss Dan Weber eine Art Hymne für die Treffen geworden ist, sowie weitere wie «Es Buurebüebli»‚ «S isch mer alles eis Ding» oder «Alles fährt Schii» und «Es schneielet, es beielet». Ebenso eingeübt wurde ein Bewegungstanz, für die alten Menschen sitzend, für die Kinder stehend, also auf Augenhöhe. «Zusammen tanzen und singen fördert die Motorik und den Teamgedanken», betont Dan Weber, der überzeugt ist, dass die Kinder von den älteren Menschen lernen, indem sie deren Lebenserfahrungen und Weisheiten kennenlernen sowie Empathie und Respekt erfahren. Gleichzeitig profitieren die Bewohnenden des Haslibrunnens von der Energie und Lebensfreude der Kinder.

Spürbare Freude beim Organisationsteam
Die Freude an diesem Projekt ist bei Dan Weber und Eva Flückiger deutlich spürbar. Weber, der erst nach acht Jahren im kaufmännischen Bereich die Ausbildung zum Kindergärtner aufgenommen hatte und seit fünf Jahren als solcher in Langenthal tätig ist, will die Kinder spielerisch zu kritischem Denken animieren und vorgefertigte Denkweisen aufbrechen. «Sie sollen sehen, dass es auch andere Menschen gibt, die – wie sie selbst – nicht allein leben können. Aber auch, dass graue Haare nicht bedeuten, weniger agil zu sein und ein körperliches Gebrechen nicht heisst, dass der Kopf nicht mehr richtig funktioniert.» Eva Flückiger findet, dass sie keinen besseren Kindergärtner und Arbeitskollegen für dieses Generationenprojekt hätte finden können. «In den Sitzungen konnten wir gemeinsam viele tolle Ideen entwickeln, die wir weiterverfolgen wollen. Ich bin dankbar für seine Organisation, Offenheit und Flexibilität.» Kein Wunder, hoffen die beiden, dass das Projekt «chlini Häng – grossi Häng» über das Schuljahr hinaus weitergeführt werden kann.

Eines von mehreren Projekten
Das Projekt ist gemäss Nathalie Scheibli, Schulleiterin Schulzentrum Kindergärten in Langenthal, eines von verschiedenen zum Thema «Menschen begegnen» und dauert seit August 2023 bis zum Juli 2024. «Wir vom Kollegium trafen uns zum Beispiel zum gemeinsamen Mittagessen mit der Schulleitung der Heilpädagogischen Schule und besuchten eine Konferenz mit der Sprachheilschule, zu der wir ja auch Kinder unseres Kindergartens überweisen.» Ein grosser Anlass sei zudem am «Tag des Kindes» vom 20. November das Konzert mit Ueli Schmezer im Stadttheater mit rund 300 Kindern gewesen. Geplant ist weiter ein Tag der offenen Türe für Angehörige und Nachbarn der Kleinen, und in mehreren Schulzentrum finden Tandemanlässe zwischen Kindergarten und Erst- sowie Zweitklässlern statt.
Auch für den Haslibrunnen ist es nicht das einzige Generationenprojekt. Mit der Minikita findet ebenso ein Austausch statt wie mit der 10. Schulklasse, die regelmässig zum Jassenlernen hingeht, und vielem mehr. Das zweite Treffen mit dem Kindergarten war kürzlich an der Talstrasse 3, wo einige Seniorinnen und Senioren den Kindergartenalltag kennenlernen konnten. «Das Projekt ist wie viele andere eine Bereicherung für beide Seiten», betonen die Mitwirkenden des Haslibrunnens wie auch des Kindergartens. Ganz nach ihren Motti «Hier findet Leben statt» und «Menschen begegnen».

Von Irmgard Bayard