Glasfaser bis in die Randgebiete
Wyssachen denkt zukunftsorientiert und möchte ihr Glasfasernetz flächendeckend ausbauen. Rund 30 Prozent der Liegenschaften verfügen trotz kürzlichem Ausbau des Glasfasernetzes durch die Swisscom noch immer über eine schlechte bis sehr schlechte Internetverbindung. Mit dem Projekt «Glasfaser Wyssachen» soll künftig jede einzelne Liegenschaft über eine gute Breitbandversorgung verfügen können. An der Gemeindeversammlung vom 5. Dezember werden die Stimmberechtigten über den Kredit abstimmen können.
Wyssachen · Letztes Jahr hat die Swisscom ihr Glasfasernetz in Wyssachen ausgebaut, jedoch nur bis zur Strasse hin (FTTS – Fibre to the street – Glasfaser bis auf 200 Meter zu den Liegenschaften) und das auch nur in der Bauzone. Ebenfalls im Jahr 2021 haben die WWZ (Wasser Werke Zug) ihr Netz modernisiert. Während die Internetversorgung im Dorfkern nun als akzeptabel bezeichnet werden kann, ist die Versorgungslage in den Randgebieten durch Kupferkabel noch durchaus verbesserungswürdig. «Es sind etwa 30 Prozent der Liegenschaften, die über eine schlechte bis sehr schlechte Breitbandversorgung verfügen», verrät Valentin Wepfer von der Ixedio AG an der Orientierungsversammlung «Glasfasernetz Wyssachen». Er begleitet die Gemeinde Wyssachen bei ihrem Glasfaser-Projekt. Diese möchte allen Einwohnerinnen und Einwohnern eine gute Internetverbindung bieten können und strebt deshalb die Glasfaser Technologie FTTH (Fibre to the home) an, ein Glasfasernetz also nicht nur bis zur Strasse hin, sondern bis in jede einzelne Wohnung und jeden einzelnen Gewerbebetrieb. Die dafür eingesetzte Arbeitsgruppe «Glasfasernetz Wyssachen» schlägt dabei einen etappierten Ausbau vor, der zuerst in den Streusiedlungen der Gemeinde beginnen soll. «Wir möchten dort beginnen, wo die Internetverbindungen schlecht sind und nicht dort, wo das Netz schon relativ gut ist», verspricht Valentin Wepfer. Die Vollerschliessung erfolgt über vier Glasfasern, welche in den Boden verlegt werden. Es wird mit geschätzten Gesamtkosten von 3,3 bis 4 Millionen Franken gerechnet.
Alle oder niemand
Damit der Plan auch in die Tat umgesetzt werden könne, müsse das ganze Dorf mitziehen, erklärte Valentin Wepfer den Anwesenden. Das heisst im Klartext: Alle oder niemand. Selbstverständlich sei es möglich, dass einzelne Liegenschaftsbesitzer auf einen Glasfaseranschluss verzichten könnten. Die Kosten für einen späteren Breitbandanschluss seien aber um einiges höher als diejenigen Kosten, welche nun auf jeden einzelnen Liegenschaftsbesitzer und jede einzelne Liegenschaftsbesitzerin zukommen werden. Die Grundkosten belaufen sich dabei auf 1900 Franken. Hinzu kommen die Kosten für den Anschluss, die sogenannte OTO-Dose von 700 Franken pro Anschluss (zu diesem Preis sind bis zu sechs Anschlüsse möglich) und eine Aufschaltgebühr von 80 Franken. Wer mehr als sechs Anschlüsse benötigt, bezahlt ab dem siebten noch 600 Franken pro Anschluss. Eine Rückvergütung von 400 Franken ist möglich, wenn bei einem Provider ein Zweijahres-Abonnement abgeschlossen wird. «Die Kosten sind eine Mischrechnung nach dem Motto: Alle für einen und Einer für alle», erklärt Valentin Wepfer. Die restliche Finanzierung übernimmt die Gemeinde Wyssachen (900 000 Franken) und die regioHELP, ein Tochterunternehmen der in Wien ansässigen BG Communications GmbH. «Der Schlüssel für einen flächendeckenden Ausbau in ländlichen Regionen liegt in der Zusammenarbeit mit den Gemeinden. Nur wenn alle an einem Strang ziehen und Synergien genutzt werden können, ist es möglich, ein solches Projekt zu starten», erklärt Willem Brinkert, einer der Gründer von regioHELP. Die Aufgabe des Unternehmens ist die Vorfinanzierung inklusive Defizitgarantie, das Baumanagement und die Vermarktung des Glasfasernetzes. Die Wahl des Providers bleibt dabei frei und wird nicht vorgeschrieben. Die von der BG Communications GmbH finanzierte Glasfaserinfrastruktur wird von ihr danach als offenes Netz betrieben und nach 40 Jahren zu einem symbolischen Betrag von einem Franken an die Gemeinden übergeben.
Erschliessung bis Ende 2024
Ob die Gemeinde Wyssachen ihren Plan, das gesamte Gemeindegebiet mit der Glasfasertechnologie «FTTH» zu bedienen, wirklich in die Tat umsetzen kann, wird sich jedoch erst an der Gemeindeversammlung vom 5. Dezember zeigen, wenn die Bürgerinnen und Bürger über den Kredit und das Erschliessungsreglement abstimmen können. «Voraussetzung für den Baustart ist, dass bis dahin mindestens 60 Prozent der Liegenschaftsbesitzer einen Anschlussvertrag unterzeichnet haben», erklärt Valentin Wepfer. Läuft alles nach Plan, beginnen die Arbeiten spätestens im April 2023 und könnten bis Ende 2024 abgeschlossen sein. Obwohl die Orientierungsversammlung an diesem Dienstagabend gut besucht war, wurden anschliessend nur wenige Verständnisfragen gestellt. Eine durch Gemeindepräsident Hans Peter Baltensperger durchgeführte Konsultativabstimmung zeigte jedoch deutlich, dass sich die Stimmberechtigten grossmehrheitlich für einen flächendeckenden Ausbau des Glasfasernetzes aussprechen.
Von Marion Heiniger