Gold für Nicole Egger und Silber für Vanessa Fust

In Magglingen glänzten aus regionaler Sicht besonders die Langenthalerin Nicole Egger bei ihrem Spurtsieg gegen die Waadtländerin Camille Eugenie Chenaux über 3000 m mit der neuen Schweizer Saisonbestleistung von 9:38,39 Minuten. Im Kugelstossen der Frauen gewann ihre Langenthaler Vereinskollegin Vanessa Fust mit 13,97 m die Silbermedaille.

Hallen SM Aktive in Magglingen · Die Schweizer Hallen-SM der Aktiven in der Magglinger Halle «am Ende der Welt» stand drei Wochen vor der Indoor-Weltmeisterschaft in Belgrad auf einem hohen Niveau. Als bewährtes Speaker Duo war im Sport-Mekka Magglingen der Langenthaler Marcel Hammel, der 1975 in Zofingen seine Karriere als versierter Speaker begann, und der Lausanner Michel Herren, der stets für die Interviews mit den Athleten verantwortlich zeichnete. Marcel Hammel, der am Sonntag seinen 80. Geburtstag feierte, wurde von den Organisatoren geehrt. Aber auch Adrian Röthlisberger (49), der Mitorganisator der Hallen-SM, der 2019 den Award als Schweizer Trainer des Jahres gewonnen hatte, war im Dauereinsatz. Der früher acht Jahre in Rüegsauschachen als Sekundarlehrer tätige gebürtige Emmentaler war nicht nur als OK-Präsi tätig, sondern auch als Coach von Mujinga und Ditaji Kambundji. Rothenbühler ist seit dem letzten Sommer auch Trainer der erfolgreichen 4x100- m Staffel der Frauen und zu 80 Prozent in Magglingen in der Trainerausbildung des BASPO verantwortlich. Am ersten Tag war Schützling Mujinga Kambundji über 60 m mit der Saisonbestleistung von 7,05 Sekunden erfolgreich, der viertbesten Zeit weltweit in dieser Saison. Nur vor drei Jahren war Kambundji in Magglingen bei ihrem Schweizer Rekord noch zwei Hundertstelsekunde schneller gewesen. Schwester Ditaji verbesserte am Sonntag bei ihrem Triumph über 60 m Hürden vor der Ober-Emmentalerin Noemi Zbären mit 7,97 Sekunden ihren eigenen U23-Schweizer Rekord um eine Hundertstelsekunde. Nur die frühere Hallen-Weltmeisterin Julie Baumann war vor 30 Jahren bei ihrem Elite Schweizer Rekord von 7,95 Sekunden in Karlsruhe noch schneller gewesen als jetzt die Jüngste der vier Kambundji-Sisters.

Simon Eiholzer im Weitsprung glänzend
Aber auch der zurzeit weltbeste Weitspringer Simon Ehammer, der vier Wochen zuvor in Frankreich mit 8,26 m einen neuen Schweizer Rekord aufgestellt hatte, sprang in Magglingen mit 8,22 m erneut weit. Nach seinem Coup am Samstag gewann der Appenzeller am Sonntag über 60 m Hürden seine zweite SM-Goldmedaille mit der neuen eigenen Bestmarke von 7,70 Sekunden.
In Abwesenheit der US-Amerikanisch-Schweizerischen Doppelbürgerin Sarah King von der LV Langenthal, die im letzten Jahr für viele überraschend bei der Heim-SM im Stadion Hard in Langenthal den Titel über 400 m im Freien gewonnen hatte, gewann Silke Lemmens vom LC Zürich in 53,00 Sekunden vor Jasmin Giger den Titel. Das grosse Ziel der abwesenden Madiswilerin King sind die Weltmeisterschaften im US-Bundesstaat Oregon Portland, wo sie zuhause ist.

Goldsammlerin Nicole Egger
Den grössten regionalen Erfolg an der diesjährigen Hallen-SM schaffte die Langenthalerin Nicole Egger. Die Schweizer Meisterin des vergangenen Jahres über 5000 m bezwang über 3000 m in einem Hitchcock-Finale in 9:38,39 Minuten die in Rom lebende Waadtländerin Camille Eugenie Chenaux um winzige 13 Hundertstel, womit Egger ihren bisher siebten Schweizer Meister Titel bei der Elite holte. «Es ist mein erster Titelgewinn in der Halle. Ich fühlte mich gut in Form und konnte an der Spitze laufend locker bleiben», sagte Nicole Egger, die im letzten Herbst lange Zeit an Problemen an der Achillessehnen gelitten hatte. «Meine grosse Konkurrentin um die Goldmedaille, Camille Eugenie Chenaux, hatte ich schon im letzten Jahr in Langenthal kennengelernt, als sie bei meinem Siegeslauf über 5000 m. die Bronzemedaille gewonnen hatte», meinte Egger, die am 10. März ihren 37. Geburtstag feiert. «In der kommenden Freiluftsaison will ich mich auf die 10 000 m-Distanz konzentrieren.» Die knapp geschlagene Camille Eugenie Chenaux startete im letzten Jahr noch für den Sportclub des Vatikan. Jetzt schreibt der Schweizer Erfolgscoach Richard Umberg, der seiner Zeit die aus Herzogenbuchsee stammende und in der Zwischenzeit verstorbene Franziska Rochat-Moser 1997 zum Sieg am New York City Marathon geführt hat, die Trainingspläne für Chenaux.

Kugel-Silber für Vanessa Fust
Im Kugelstossen der Frauen holte sich die im Jahre 2000 geborene Langenthalerin Vanessa Fust mit 13,97 m die Silbermedaille. Den Titel holte sich die gleichaltrige Favoritin Miryam Mazenauer, die mit 15,24 m die 4 kg schwere Kugel am weitesten stiess. «Meine Leistung ist okay, umso mehr ich letztes Jahr lange Zeit wegen einem Beckenbruch pausieren musste. Zudem habe ich mit Marc Rathgeb einen neuen Trainer und arbeite mit einer neuen Technik», so Vanessa Fust über die vielen Veränderungen. Fust weilt vom 11. bis 14. März in Portugal, wo sie zum zweiten Mal beim Europacup der Werfer in Leira antreten will.
Eine gute Leistung bot im 60-m-Hürdenlauf der Männer der Huttwiler Micha Rutschmann , der wie im Vorjahr im von Simon Ehammer gewonnen Final Sechster wurde. «Ich war fünf Hundertstel langsamer als vor einem Jahr. Ich habe wohl etwas zu viel gewollt und hatte dann auf den drei ersten Hürden Schwierigkeiten mit der Technik», analysierte der für die LV Langenthal lizenzierte Micha Rutschmann, der im April vor der Freiluftsaison mit dem Schweizer Nationalkader in ein Trainingslager in die Türkei reisen will. «Meine Saisonplanung ist noch nicht definitiv. Doch am 26. Mai beim Langenthaler Auffahrtsmeeting möchte ich dabei sein.»
Im Stabhochsprung scheiterte der U20-Vize-Schweizer-Meister 2021 von St. Gallen, David Anderegg, dreimal auf der Anfangshöhe von 4,35 m, nachdem er acht Tage zuvor in St. Gallen 4,40 m überquert hatte. Im 800-m- Lauf der Frauen bezwang die erst 17-jährige Audrey Werro vom CA Belfaux Lore Hoffmann (Sierre), die grosse Favoritin. Werro siegte in 2:04,95 Minuten. Mit der Reisiswilerin Alicia Schär und der Langenthalerin Chiara Costa waren auch zwei Nachwuchsläuferinnen der LV Langenthal mit von der Partie. Als Vierte des dritten Vorlaufes kam Alicia Schär mit der Zeit von 2:16:05 Minuten mit neuem persönlichen Bestwert auf den elften Schlussrang, während Chiara Costa als Fünfte des ersten Vorlaufs ebenfalls mit neuer persönlicher Bestzeit von 2:23,88 Minuten auf den 14. Schlussrang kam.

Auszug aus der Rangliste: Männer, 200 m: 1. Felix Svensson, Versoix Athletisme, 20,96. – 60 m Hürden: 1. Simon Ehammer, TV Teufen 7,70; 2. Finley Gaio, SC Liestal, 7,71; 3. Nick Rüegg, Amriswil Athletics, 7,99; 6. Micha Rutschmann, Huttwil/LV Langenthal, 8,24. – Stabhochsprung: 1. Valentin Imsand, CS 13 Etoiles, 5,10 m; David Anderegg, LV Langenthal, ohne gültigen Versuch. – Weitsprung: 1. Simon Ehammer, TV Teufen, 8,22 m. – Frauen, 60 m: 1. Mujinga Kambundji, ST Bern, 7,05; 2. Geraldine Frey, LK Zug, 7,15; 3. Riccarda Dietsche, KTV Altstätten, 7,29. – 400 m: 1. Silke Lemmens, LC Zürich, 53,00. – 800 m: 1. Audrey Werro, CA Belfaux, 2:04,95; 2. Lore Hoffmann, Sierre, 2:05,89; 3. Valentina Rosamilia, BTV Aarau, 2:08,61; 4. Delia Sclabas, Kirchberg, 2:09,71; 11. Alicia Schär, Reisiswil/LV Langenthal, 2:16.05; 14. Chiara Costa, LV Langenthal, 2:23,88. – 3000 m: 1. Nicole Egger, LV Langenthal, 9:38,39; 2. Camille Eugenie Chenaux, Lausanne Sports Athletisme, 9:38,52; 3. Nora Gmür, LAR TV Windisch, 10:00,68. – 60 m Hürden: 1. Ditaji Kambundji, ST Bern, 7,97; 2. Noemi Zbären, SK Langnau, 7,99; 3. Selina von Jackowski, LAS Old Boys Basel, 8,18. – Stabhochsprung: 1. Angelica Moser, LC Zürich, 4,65 m. – Kugelstossen 4 kg: 1. Miryam Mazenauer, TV Teufen, 15,24 m; 2. Vanessa Fust, LV Langenthal, 13,97 m; 3. Sandra Röthlin, Leichtathletik Kerns, 13,65 m.

Von Manfred Dysli