Gold nach Leimiswil, Bronze nach Ufhusen
Mountainbike-SM in Gstaad – Nach 2018 in Andermatt wurde der 32-jährige Leimiswiler Mountainbike-Profi Mathias Flückiger auf dem Flugplatz Gstaad-Saanen vor dem achtfachen Weltmeister und Olympiasieger von Rio 2016 Nino Schurter zum zweiten Mal Schweizermeister in der bekanntesten Mountainbike-Disziplin Cross Country. Der Ufhuser Marcel Guerrini holte sich die Bronzemedaille.
Radsport · Der Leimiswiler Mountainbike-Profi Mathias Flückiger ist im Olympia-Jahr im Schuss. Nach seinen zwei Rennerfolgen in diesem Frühling in Nals im italienischen Südtirol und in Haiming in Österreich gewann der jüngere der beiden Flückiger Brothers auch die Schweizermeisterschaft auf dem Flugplatz in Saanen, wo er bereits im letzten Jahr die SM-Hauptprobe anlässlich des Swiss Bike Cups für sich entschieden hatte.
Frühes Loslösen
Bei seinem Start-Ziel-Sieg verwies der Olympiasechste von Rio den aktuellen Olympiasieger und neunfachen Weltmeister Nino Schurter und den überraschenden Ufhuser Marcel Guerrini auf die Ehrenplätze, während Lars Forster, der Teamkollege von Schurter, Vierter wurde. Mathias Flückiger drückte von Anfang an auf das Tempo. Er sprengte die Vierer-Führungsgruppe mit Schurter, Guerrini und Forster bereits in der zweiten von sieben Runden à 4,8 km. «Als ich realisierte, dass ich so früh schon eine Lücke rausfahren konnte, gab es für mich nur noch Vollgas. Ich wollte für die flachen Passagen einen Vorsprung haben», kommentierte Flückiger diesen Schlüsselmoment im Rennen. Es scheint, dass die kürzliche Teilnahme an der Tour de Romandie – der Abstecher auf die Strasse – so richtig Dampf in die Beine gebracht und damit ein Erfolgsrezept für «Math» ist. «Ich war schon überrascht, dass meine Taktik so früh aufging und ich in der Folge meinen Vorsprung auf Nino Schurter und die anderen Verfolger stetig ausbauen konnte. Ich wusste, dass ich in Form bin. Umso erfreulicher war es für mich, wie einfach ich die Konkurrenz stehen lassen konnte», sagte Mathias Flückiger, der drei Tage vor dem SM-Rennen von Swiss Olympic für die Olympischen Spiele in Tokio selektioniert worden war. «Nach der geschafften Quali bin ich mit dem SM-Ergebnis doppelt glücklich. Es ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg nach Tokio.» Vorerst hat «Math» aber noch andere Rennpläne. «Als nächstes fahre ich an diesem Freitag mit der Schweizer Nationalmannschaft das internationale Strassenrennen in Gippingen, den grossen Preis des Kantons Aargau. Bereits am Wochenende steht in Leogang das nächste Weltcuprennen auf dem Programm. Aufgrund dieses dichten Rennprogramms und weiterer folgender Mountainbikerennen verzichte ich auf einen Start an der Tour de Suisse», meinte der Leimiswiler.
Bestes Rennen als Profi krönte Marcel Guerrini aus Ufhusen mit Bronze
Ein tolles Rennen zeigte als Dritter auch der seit eineinhalb Jahren in Ufhusen wohnhafte ehemalige U23-Schweizermeister Marcel Guerrini, der in dieser Nachwuchskategorie auch je einmal an der EM und WM als Dritter auf dem Podest stand. «Diese Bronzemedaille ist mein bisher bestes Resultat bei den Profis», freute sich Guerrini. «Vor zwei Jahren hatte ich mein Knie verletzt und musste danach im Coronajahr 2020 als Einzelfahrer starten, da ich in keinem Team einen Vertrag erhielt. Das hat sich in diesem Jahr zum Glück geändert. Ich fahre nun für ein Italienisches Team aus dem Südtirol, anstelle von Gerhard Kerschbaumer, der in ein anderes Team gewechselt hat.» Der 1994 geborene Athlet wird als nächstes die Weltcuprennen in Leogang, Gränichen und Les Gets fahren. Marcel Guerrini trainiert mindestens einmal pro Woche mit dem frischgebackenen Schweizermeister Mathias Flückiger. «Mit seinem Bruder Lukas trainiere ich sogar noch mehr», informierte Guerrini. Besagter Lukas Flückiger aus Wynigen passierte den Start- und Zielbereich nach der Startrunde erst als Zwölfter. Doch danach drehte der ältere der beiden Flückiger Brothers auf und fuhr so mit 2:49 Minuten Rückstand auf den Champion und Bruder noch auf den fünften Platz. Was war passiert? «In der ersten Runde lief es mir nicht gut, da ich in der Kiesgrube fast gestürzt bin. Dann fand ich den Tritt und verbesserte mich stetig», so Lukas Flückiger.
Mit der sechstbesten Zeit des Tages setzte sich in der U23-Kategorie mit Favorit Alexandre Balmer der Teamkollege von Mathias Flückiger in Thömus RN Swiss Bike Team als neuer Schweizermeister durch. Der für das Langenthaler S-Racing Team startende Eric Lüthi kam in diesem Feld mit 59 gestarteten Fahrern auf den guten 8. Rang. Bei den Junioren holte sich der frühere Skifahrer des SC Ahorn-Eriswil, Nils Aebersold, hinter dem Gippinger Jan Christen die SM-Silbermedaille. Im Frauenrennen feierte die St. Galler Weltklassefahrerin Jolanda Neff in einem spannenden Dreikampf vor der Nidwaldnerin Alessandra Keller und der Zürcherin Sina Frei bereits den siebten Schweizermeister-Titel bei den Profis.
Auszug aus der Rangliste: Elite Männer, 33,8 km (32 Klassierte): 1. Mathias Flückiger, Leimiswil, 1:20:30; 2. Nino Schurter, Chur, 1:21:44; 3. Marcel Guerrini, Ufhusen, 1:21:59; 4. Lars Forster, Neuhaus SG, 1:22:33; 5. Lukas Flückiger, Wynigen, 1:23:18; 28. Jeremias Marti, Gettnau, 1 Runde zurück. – U23 Männer, 33,8 km (55): 1. Alexan-dre Balmer, La Chaux-de-Fonds, 1:23:44; 8. Eric Lüthi, SF Racing Langenthal, 1:28:36. 4:51 zurück. – Elite Frauen, 28,8 km (16): 1. Jolanda Neff, Goldach SG, 1:22:03; 2. Alessandra Keller, Ennetbürgen NW, 1:22:17; 3. Sina Frei, Uetikon am See, 1:22:41. – Mädchen U17 (22): 1. Anina Hutter, Surselva, 43:50; 7. Seraina Hosner, Lotzwil, 47:15. – Knaben U11 (Geschicklichkeit und Rennen): 1. Liam Bessal, Frankreich; 25. Laurin Hosner, Lotzwil.
Von Manfred Dysli