Grandioser Heimtriumph durch Damian Gehrig
81. Bernisch-Kantonaler Nationalturntag Affoltern – Insgeheim hatten sich alle Verantwortlichen und auch die Wettkämpfer des heimischen und mitorganisierenden Schwingklubs Sumiswald einen solchen Einstieg in die Festwoche in Affoltern erträumt und erhofft. Weil sich ein Athlet aus dem heimischen Lager besonders akribisch auf den Bernisch-Kantonalen Nationalturntag vorbereitet hatte, wurde aus dem Traum Realität. Der 24-jährige Damian Gehrig aus Wasen setzte seine vielseitigen Fähigkeiten im Wettkampf ideal um und besiegte Topfavorit Andi Imhof aus Attinghausen.
Nationalturnen · «Zweifelsohne einer meiner schönsten, wenn nicht sogar der schönste Erfolg meiner bisherigen Nationalturnkarriere», freute sich Damian Gehrig nach dem samstäglichen Husarenstreich. «Andi Imhof bezwungen und den Erfolg quasi vor der Haustüre erzielt zu haben sowie fast alle Leute rund ums Fest gut zu kennen, machen diesen Erfolg so besonders.» Alle gönnen dem sympathischen Sumiswalder Schwingklubmitglied den Sieg. Und der 24-jährige Wäseler hat ihn überaus verdient. Schon seit Wochen bereitete sich der Technische Leiter des Schwingklubs Sumiswald gezielt auf das Vielseitigkeitswettmessen in Affoltern vor.
Fast perfektes Vornotenprogramm
Beim Nationalturnen muss ein turnerischer Teil (Vornotenprogramm) und ein Zweikampfteil (Ringen und Schwingen) absolviert werden. Die Elite bestreitet einen Zehnkampf. Weil Gehrig – im Gegensatz zu den meisten Nationalturnern, welche primär im Schwingen stark sind – über vielseitige Fähigkeiten verfügt, absolvierte er im turnerischen Teil gleich sechs Disziplinen (und damit nur vier statt der üblichen sechs Zweikämpfe). Dies mit grossem Erfolg. Im Steinheben 22,5 kg (28 x), im Steinstossen 15 kg (8,17 m) und im Weitsprung (5,84 m) liess sich Gehrig überall die Maximalnote 10,00 notieren. In den restlichen Disziplinen 100 m (12,30 Sekunden, Note 9,7), Hochweitsprung (1,40 m, Note 9,4) und Bodenübung (Note 9,5) war er nahe dran. «Auch in diesen Disziplinen kann ich die Maximalnote erreichen. Ich werde im Hinblick auf das «Eidgenössische» im September daran feilen», blickte der Champion, topmotiviert durch den Husarenstreich, bereits auf das wichtigste Kräftemessen im Nationalturnen.
Ein Rind – und einen Kuss von der Freundin
Bereits nach dem Vornotenprogramm lag Damian Gehrig mit grossem Vorsprung an der Ranglistenspitze. Und auch in den je zwei Kämpfen à 5 Minuten im Ringen und Schwingen in der imposanten Arena des Bernisch-Kantonalen Schwingfestes vom kommenden Sonntag glänzte der Schreiner. Die taktische Meisterleistung gelang ihm beim gestellten Ringkampf gegen den Kronfavoriten Imhof. Und als er dann noch Schützenhilfe aus dem eigenen Lager erhielt – sein Sumiswalder Klubkollege Gustav Steffen schaffte im Schwingen gegen Imhof einen Gestellten – stand der Triumph praktisch fest. Der athletische Turnerschwinger gewann einen Schwingkampf und schaffte im zweiten Wettmessen im Ringen einen weiteres Unentschieden. Bereits vor seinem zweiten Schwingkampf, dem Schlussgang gegen den 32-jährigen Andy Imhof, stand Damian Gehrig als Festsieger fest. Zu gross war sein Vorsprung. Doch Gehrigs Wille war da, den ersten Sieg im Sägemehl gegen den Vorjahressieger und 24-fachen Tagessieger im Nationalturnen zu landen. Und prompt überlistete der wendige 78-kg-Mann den 120-kg-Brocken aus der Innerschweiz mit einem schnellen Griff an den Arm. Mit dem Packen der entfernten Kniekehle brachte Gehrig den 190 cm-Hünen aus dem Gleichgewicht und legte diesen rückwärts platt ins Sägemehl ab. Mit der glatten 10,00 und dem ersten Sieg über den 62-fachen Kranzgewinner im Schwingen und 54-fachen Kranzgewinner im Nationalturnen krönte der Wäseler seinen Wettkampftag. «Ich bin glücklich.» Die Vertrautheit am Heimfest ging auch beim Feiern weiter. Für seinen Festsieg durfte Damian Gehrig Lebendpreis Rind «Olga» in Empfang nehmen. Züchter ist mit Heinz Häusler ein Vorstandskollege von Gehrig beim Schwingklub Sumiswald. Ausserdem wurde Gehrig für seinen Erfolg von der eigenen Herzdame geküsst. Freundin Lea Kunz stand als Ehrendame im Einsatz. «Es hat wirklich alles gepasst», lachte der Sieger. «Jetzt strebe ich am nächsten Sonntag am «Kantonalen» den Kranzgewinn an.»
Gleich fünf Kränze
Zwei Kranzgewinne an der gleichen Stätte innerhalb einer Woche wären eine Sonderleistung. Eine, die nicht nur Damian Gehrig gelingen könnte. Denn was die Nationalturner vom Schwingklub Sumiswald am Nationalturntag zeigten, war Sonderklasse. Mit einem beeindruckenden Teamspirit auf und vor allem eben auch neben dem Wettkampfplatz trumpften die Sumiswalder gross auf. Ein Beispiel? Mit Martin Suppiger aus Willisau wurde ein Mitfavorit auf den Titel quasi von den Sumiswaldern im Alleingang «gefressen». Suppiger hatte fünf seiner sechs Zweikämpfe gegen Sumiswalder zu bestreiten – und gewann keinen einzigen. So konnten total fünf Sumiswalder im 22-köpfigen Elitefeld den begehrten Kranz (deren elf wurden verteilt) in Empfang nehmen.
Schwinger «Disu» holt den Kranz
Hinter Imhof im ausgezeichneten 3. Rang klassierte sich der 23-jährige Zimmermann Philipp Gehrig. Im 5. Rang überzeugte Nationalturn-Greenhorn Matthias Aeschbacher. «Ich tat, was im Bereich des Machbaren lag», kommentierte «Disu» sein Vornotenprogramm. Dafür glänzte der Geheimfavorit am Bernisch-Kantonalen Schwingfest vom nächsten Sonntag im Sägemehlring. Seine vier Duelle im Schwingen gewann er allesamt mit der blanken 10,00, was ihn in der Rangliste so weit nach vorne brachte. Ebenfalls den doppelten Kranzgewinn in Affoltern können auch Roman Sommer (24 Jahre, Wasen, 8. Rang) und Gustav Steffen (21 Jahre, Koppigen, 9. Rang) realisieren. Die Sumiswalder Festtage in Affoltern sind auch sportlich perfekt lanciert.
Auszug aus der Rangliste: Kat. A Elite (22 Klassierte): 1. Damian Gehrig, SK Sumiswald, 96,2; 2. Andi Imhof, Attinghausen, 94,3; 3. Philipp Gehrig, SK Sumiswald, 92,5; 4. Marco Iseli, Reutigen, 92,0; 5. Matthias Aeschbacher, SK Sumiswald, 91,8; 8. Roman Sommer, SK Sumiswald, 91,3; 9. Gustav Steffen, SK Sumiswald, 91,1; 12. Martin Sommer, SK Sumiswald, 90,6; 13. Koni Steffen, SK Sumiswald, 90,1; 15. Kilian Gehrig, SK Sumiswald, 89,1; 17. Valentin Steffen, SK Sumiswald, 88,2. – L3 (8): 1. Gian Blaser, Märstetten, 96,2; 2. Martin Affentranger, Buttisholz, 92,0; 3. Patrick Steffen, SK Sumiswald, 91,5. – L2 16/17 Jahre (17): 1. David Wüest, Grosswangen, 79,7; 14. Loris Steffen, SK Sumiswald, 70,3. – L1 14/15 Jahre (34): 1. Lars Mehr, Ennetbürgen, 68,4; 7. Michael Reinhard, SK Sumiswald, 66,6; 12. Remo Hiltbrunner, SK Sumiswald, 66,2. – J2 12/13 Jahre (47): 1. David Solenthaler, Wollerau, 49,7; 12. Fabio Hiltbrunner, SK Sumiswald, 47,7; 33. Florian Nussbaum, SK Sumiswald, 44,9. – J1 10/11 Jahre (48): 1. Ueli Rölli, Eschenbach, 49,2; 9. Adrian Bürki, SK Sumiswald, 47,6. – JP bis 9 Jahre (44): 1. Severin Epp, Bürglen, 48,9; 25. Sven Burkhalter, Sumiswald, 44,7.
Komplette Rangliste, Bilder: www.schwingfestaffoltern.ch
Von Stefan Leuenberger