Gross oder klein, was darf es sein?
Das Interesse der Bevölkerung an der Informationsveranstaltung zur Zukunft der Badi Huttwil war gross. Zu Wort meldeten sich vor allem Gegner des Campus-Projektes. Am 9. Februar entscheidet das Huttwiler Stimmvolk an der Urne, an welchem Standort künftig gebadet wird.
Wenn sich die Huttwiler Bevölkerung für das Schwimmbadprojekt beim Campus entscheidet, ist eine Steuererhöhung praktisch unumgänglich, wie am Informationsanlass zur Zukunft der Badi Huttwil zu erfahren war. Mehrkosten von 539 122 Franken lassen das Budgetdefizit auf 1,56 Steuerzehntel anwachsen (ein Steuerzehntel = 535 610 Franken). Entscheidet man sich für das Projekt am bestehenden Standort Krummacker, ist eine Erhöhung der Steuern jedoch ebenfalls nicht auszuschliessen. Denn bei Mehrkosten von 203 978 Franken wächst auch hier das Budgetdefizit auf 0,95 Steuerzehntel an.
Bei beiden Projekten ist eine Vertragslaufzeit von 25 Jahren vorgesehen. Beim Campus bedeutet dies während der Laufzeit etwa 17 Millionen Franken an Mehrkosten. Finanziert wird es ausschliesslich über die Erfolgsrechnung. Ebenfalls die Erfolgsrechnung belasten die Folgekosten, die Entschädigungen aus den Verträgen mit der Pneu Bösiger AG und der Campus Perspektiven AG sowie die Kosten für den Rückbau der alten Badi. Beim Projekt Krummacker betragen die Mehrkosten mit rund 8 Millionen Franken etwas weniger als die Hälfte. Ausser den Zinsen, den Abschreibungen und dem Betriebsbeitrag kann es über die Investitionsrechnung finanziert werden.
Beide Projekte, Krummacker wie Campus, erhielten gebührend Zeit, um detailliert vorgestellt zu werden. Lukuas Zürcher, Co-Leiter Campus Perspektiven AG, der sein auf eigene Kosten und Risiko ausgearbeitetes Projekt beim Campus gleich selbst vorstellte, ist überzeugt, dass ein Schwimmbad beim Campus für Huttwil ein Gewinn sei und eine grosse Anziehungskraft haben wird. Er hob die grosszügige Anlage hervor, die auch an den Spitzenzeiten den Schwimmbadbesuchern genügend Platz bietet.
Das 50-m-Schwimmbecken sei sport- und wettkampftauglich, zudem scheint die Sonne von morgens bis abends auf das Schwimmbad. Die Warmwasseraufbereitung kann aus der Abwärme der Eismaschine gewonnen werden, wie auch durch den Strom der eigenen Sonnenkollektoren (zirka 90 %). Beim Projekt Campus verfügt die Gemeinde über das Nutzungsrecht für eine Dauer von 25 Jahren. Dies wird, sofern das Projekt Campus den Abstimmungskampf gewinnt, im Grundbuch eingetragen. Eine Konventionalstrafe von 100 000 Franken bei Nichterfüllung des Vertrages durch die Pneu Bösiger AG, wird durch eine Bankgarantie sichergestellt.
Die Jahresentschädigung, welche zu Lasten der Gemeinde geht, beläuft sich auf 370 000 Franken. Hinzu kommen 28 490 Franken Mehrwertsteuer, welche die Gemeinde nicht zurückfordern kann.
Beachvolleyball und Wasserspritzplatz
Der gemeinsam erarbeitete Leistungsvertrag hält fest, dass die Gemeinde Huttwil der Campus Perspektiven AG die Schwimmbadanlage unentgeltlich zur Verfügung stellt. Der betriebliche Unterhalt geht zu Lasten des Campus. Zudem legt die Gemeinde eine Obergrenze des Einzeleintrittspreises fest, der maximal 15 Prozent höher als der des teuersten Schwimmbades in der Region sein darf.
Der Terminplan sieht vor, dass das Baugesuch bis spätestens Ende August 2020 eingereicht ist. Die Eröffnung ist per 15. Mai 2022 geplant. Das Projekt Badi im Krummacker stellt Urs Köpfli, ein auf Schwimmbadbau spezialisierter Architekt aus Wolhusen, vor. Zwischen den beiden bestehenden Gebäuden, welche komplett saniert werden, entsteht eine neue Beckenanlage. Zudem werden den Besuchern künftig ein Beachvolleyballfeld sowie ein Wasserspritzplatz zur Verfügung stehen.
Beim Nichtschwimmerbecken ist eine 65 Meter lange Rutschbahn vorgesehen. Die Länge des Schwimmerbeckens beträgt 25 Meter. Die Becken werden mit Edelstahl ausgekleidet, was einerseits den Vorteil hat, dass das Wasser von der Sonne bereits erwärmt werden kann, andererseits der Unterhalt durch eine leichtere Reinigung minimiert wird. Das Projekt Krumm-acker liegt bereits fertig auf dem Tisch. Die Ausführungsplanung kann direkt nach der Abstimmung in Angriff genommen werden. Baubeginn wäre anfangs September 2020. Pünktlich zur Badesaison 2021 wäre das Bad wieder offen.
Argumente gegen Projekt Campus
Misstrauen beim Publikum war vor allem bei den Campus-Gegnern zu spüren. Was nach den 25 Jahren Vertragslaufzeit sei, wenn die Gemeinde nichts mehr zu sagen habe. Den Eisbetrieb habe Markus Bösiger auch einfach eingestellt, das könne beim Schwimmbad vielleicht auch passieren. Lukas Zürcher, Co-Leiter der Campus Perspektiven AG, sieht diese Gefahr als latent an. Obwohl Markus Bösiger anwesend war, meldete er sich nicht zu Wort. Hilfe bekam er aus dem Publikum. Da die hohen Kosten des Eises durch die Einnahmen nicht mehr gedeckt werden konnten, sei der damalige Entschluss von Bösiger nachvollziehbar gewesen. Mit dem Kiddy Dome in Rohrbach habe er aber wieder einen guten Leistungsnachweis. Ein weiteres Argument aus dem Publikum für den Standort der Badi im Krummacker war, dass das Schwimmbad nicht das einzige Grossprojekt der Gemeinde Huttwil sei. Sollten die vielen Leerwohnungen irgendwann bewohnt sein, seien weitere Investitionen bei den Schulhäusern dringend notwendig.
Urnenabstimmung am 9. Februar
Welches der beiden Projekte das Rennen macht, wird sich an der Urnenabstimmung vom 9. Februar zeigen. Gemeindepräsident Walter Rohrbach wies auf die Besonderheit des Wahlzettels der alternativen Abstimmung hin. Zu beiden Varianten kann der Bürger Ja oder Nein sagen. Mit einem zusätzlichen Kreuz muss angegeben werden, welcher der beiden Varianten der Vorzug gegeben wird, falls beide angenommen werden.
Von Marion Heiniger
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KLARSTELLUNG
Zum obenstehenden (Original)-Artikel wünscht die Campus Perspektiven AG eine Klarstellung zum folgenden Abschnitt:
«Misstrauen war vor allem bei den Campus-Gegnern zu spüren. Was nach 25 Jahren Vertragslaufzeit sei, wenn die Gemeinde nichts mehr zu sagen habe. Den Eisbetrieb habe Markus Bösiger auch einfach eingestellt, das könne beim Schwimmbad vielleicht auch passieren.»
Lukas Zürcher, Co-Leiter der Campus Perspektiven AG, erwiderte darauf, dass der Besitzer des Campus Perspektiven auch nach 25 Jahren ein immenses Interesse daran habe, dass die Verträge mit der Gemeinde verlängert würden. Dass der Vertrag nach 25 Jahren aufhöre, sei für den Betreiber und die Eigentümerin auch ein Risiko, da ihre Seite genauso von der Gemeinde abhängig sei wie die Gemeinde von ihnen. Im UE stand irrtümlicherweise, dass Lukas Zürcher die Gefahr einer Stilllegung der Badi als latent ansehe. Wir bitten unsere Leserinnen und Leser um Kenntnisnahme.
UE