• Mit grösster Sorgfalt geht der pensionierte Lehrer mit seinen Schiffen um.

  • Diese sechs Schiffe von Markus Zigerli werden in Huttwiler Geschäften ausgestellt und zu bewundern sein. · Bilder: Yanick Kurth

19.04.2017
Huttwil

Grosse Leidenschaft für kleine Schiffe

Geduld, jede Menge Fingerspitzengefühl und Leidenschaft – all das sind Eigenschaften, die Markus Zigerli für sein Hobby braucht. Nicht einmal einen Milimeter gross sind manche Teile aus Holz, Metall oder Stoff, die er vielfach selbst anfertigt. Der pensionierte Lehrer baut historische Schiffe, dies schon seit Jahrzehnten. Nun stellt Markus Zigerli sechs seiner historischen Schiffsmodelle in Huttwiler Geschäften aus.

Ab kommendem Freitag, 21. April, sind die Schiffe beim Bernina Nähcenter Germann, im VinoRail, bei der Axa Winterthur, bei Oechsli Wohnen und Schlafen, in der Mobiliar und bei Muralt Herrenmode, in den Schaufenstern zu bestaunen. Die «grossen» Schiffe waren in vergangenen Jahrhunderten auf den Weltmeeren unterwegs. Die «Sovereign of the Seas» war ein englisches Kriegsschiff, das deutsche Kriegsschiff «Adler von Lübeck» begleitete Handelsschiffe in der umkämpften Ostsee sicher zu ihrem Zielort, die «Doranna» wurde vom Huttwiler Jürg Dürr gebaut, der Innenausbau entstand in Gondiswil, das Schiff «Max Emanuel» wurde nach einem Herzog in Bayern benannt, die bekannte «Mayflower» war ein englisches Handelsschiff und der holländische Walfänger machte Jagd auf die grossen Fische. So erzählt jedes Schiff seine ganz eigene Geschichte. In den genannten Huttwiler Geschäften wird so das Thema Seefahrt während einem Monat präsent sein.
Entstanden ist die Idee für die Ausstellung durch einen Freund von Markus Zigerli. Dieser hat dem pensionierten Lehrer einen Baukasten für ein historisches Schiff ausgehändigt. Als das Schiff fertig gebaut war, zeigte sich der Freund begeistert: «Du musst deine Schiffe endlich einmal ausstellen und der Bevölkerung zeigen». Gemacht getan. Gleichtags hat Markus Zigerli zahlreiche Huttwiler Geschäfte angefragt. Markus Zigerli berücksichtigte nur Geschäfte, deren Schaufenster auf der Schattenseite stehen. Dies, weil die historischen Schiffe nicht in der prallen Sonne stehen sollten.

Alles selber beigebracht
«Dieses Hobby kann man als ‹Einzelkämpfer› in den eigenen vier Wänden ausüben», sagt der begeisterte Schiffsmodellbauer dem «Unter-Emmentaler». Markus Zigerli war jahrzehntelang Werklehrer an den Huttwiler Schulen – seit einigen Jahren nun ist er pensioniert. Schon früh hat er mit dem Bau von Modellschiffen angefangen, damals durch die Idee eines Lehrers, welcher mit seiner Klasse aus Holzklötzen Segelschiffe entstehen liess. Das hat Markus Zigerli gepackt. Auch wenn er sein erstes Modellschiff mittlerweile «verholzet» hat, die Freude ist bis heute geblieben. Inzwischen hat er nämlich ganz viele von ihnen hergestellt. Die einzelnen Teile für den Schiffsbau – es sind Tausende – stellt Markus Zigerli vielfach selbst her. Auch die feinen Schnüre produziert der handwerklich begabte Rentner in allen Grössen selber. Natürlich hat er auch die Maschine für deren Produktion selber entworfen und gebaut. Dem Huttwiler machen alle Arbeiten rund um den Schiffsbau Freude. Er müsse jeweils aufpassen, dass er nicht anfange zu «jufle», ansonsten klappt es nicht, und er muss die Arbeit ein zweites Mal in Angriff nehmen. Eine echte «Chnübli-Büetz» sei es, aber Markus Zigerli will ihr noch lange seine Zeit widmen.

Eigene Schiffe entwerfen
Die neusten Schiffe entwirft er selber. Die Baupläne erstellt er auf dem Computer. Die sechs historischen Schiffe der Ausstellung stammen jedoch alle aus Baukästen – vielfach hat Zigerli aber auch eigene Teile hergestellt. Zu schlecht und ungeeignet seien die Teile in den Baukästen manchmal gewesen. Durch sein Hobby kamen Ferien im Ausland oft zu kurz, zu knapp war die Zeit dafür. Für ein Schiff braucht der erfahrene Schiffbauer gut und gerne 900 Stunden. Allein für ein Segel benötigt er im Schnitt 50 Stunden. Die grösste Schwierigkeit sieht Markus Zigerli im Fachwissen. Ohne genügendes Fachwissen könnte ein solcher Bau nicht realisiert werden. Wichtig sei auch eine gehörige Portion Geduld und Durchhaltevermögen. Mitglied ist Markus Zigerli in der Modellbaugruppe Huttwil. Mittlerweile ist er dort ein «Exot». Alle anderen haben sich auf ferngesteuerte Trial-Fahrzeuge spezialisiert. Sicher ist: Markus Zigerli bleibt seinen Schiffen treu. 

Von Yanick Kurth