• Im Moment arbeitet in der Werkstatt nur noch ein Drittel des Personals. Menschen aus der Risikogruppe bleiben zuhause. · Bild: Liselotte Jost-Zürcher

  • Das Wohnheim der Stiftung WBM Madiswil ist wegen des Coronavirus isoliert. Tägliche Spaziergänge an der frischen Luft, vor allem aber die Ausführung von Aufträgen bringen den Bewohnenden Abwechslung in den Alltag auf kleinem Raum. · Archivbild: Liselotte Jost-Zürcher

23.03.2020
Oberaargau

Grosse Solidarität in der WBM

Mit rund einem Drittel des Personals wird der Werkstattbetrieb der WBM Madiswil zurzeit aufrechterhalten. Die Wohngruppe ist – gemäss den Weisungen des Bundes – isoliert. Diverse Aufträge können aber auch hier ausgeführt werden. Die Solidarität der Mitarbeitenden und des Personals sei generell gross, sagt der Geschäftsführer Stephan Weber im Gespräch mit dem «UE».

Madiswil · «Die gegenwärtige Situation macht unseren Leuten im Wohnheim psychisch stark zu schaffen», so Stephan Weber gegenüber dem «UE». 21 Bewohnende einschliesslich ihrer Betreuenden seien im Wohnheim isoliert, würden vielfach nicht verstehen, um was es bei den Massnahmen genau gehe. «Es ist schwierig, die Moral aufrecht zu erhalten.» Der nahe Veloweg wurde letzte Woche rege befahren, da viele Menschen nun nicht arbeiten gehen können. Das habe den Eindruck erweckt, dass diese es geniessen können, die Bewohnenden jedoch drinnen bleiben und arbeiten müssten.
Für Abwechslung sorge ein täglicher Spaziergang an der frischen Luft mit jeweils zwei Bewohnenden. Dabei würden sie von einer Betreuungsperson begleitet, die gewährleiste, dass der geforderte Sicherheitsabstand eingehalten wird.

Rund ein Drittel der Mitarbeitenden an der Arbeit
In der Werkstätte, wo sonst jeden Tag über 100 Menschen tätig sind, arbeiten gegenwärtig noch 35 Leute. Menschen einer Risikogruppe müssen seit dem Ausbruch des Coronavirus zuhause bleiben. «Mit diesem einen Drittel sind wir gut unterwegs», stellt Stephan Weber fest. Die eduzierten Arbeitsplätze würden es erlauben, sowohl die Mindestdistanz als auch die Hygienemassnahmen einzuhalten. Grössere und wichtige noch vorhandene Aufträge können auf diese Weise erledigt werden.
Weiter kann in der WBM laut Stephan Weber die Motorex AG, Langenthal, unterstützt werden, «für welche wir viele Abfüll-Arbeiten übernehmen dürfen». Seit Jahren schon ist eine Abteilung der WBM auf diese Abfüll-Tätigkeit ausgerichtet. «Es ist enorm, wie sich unsere Leute für den Betrieb einsetzen. Sie sind mit aller Kraft daran. ihre Solidarität ist gross; alle Mitarbeitenden und das Personal leisten eine Riesenunterstützung, damit wir die Massnahmen einhalten und unsere Aufträge ausführen können. Das schätze ich sehr», hält Stephan Weber im Telefongespräch fest. «Allein durch die erschwerten Bedingungen des ÖV nehmen sie teilweise beachtliche Anstrengungen in Kauf, damit sie zur Arbeit kommen können.»

Grosse finanzielle Einbussen
Abgesehen von diesen ermutigenden Gegebenheiten ist auch die WBM einer grossen finanziellen – und existenziellen – Einbusse ausgesetzt. Ein Antrag für Kurzarbeit sei eingereicht.
Trotz der gegenwärtig sehr ungewissen Situation will die WBM an neuen Ideen und Zukunftsplänen festhalten.

Eine eigene Bäckerei/Kaffeerösterei
Das nächste grosse Projekt ist die Eröffnung der geplanten Bäckerei/Kaffeerösterei in den Räumlichkeiten des ehemaligen Blumenladens an der Hauptstrasse 29 in Rohrbach. Hier wird die WBM die Kaffeerösterei von Silvia Grossenbacher, Huttwil, weiterführen und gleichzeitig eine Bäckerei betreiben. «Wir freuen uns sehr darauf», so der Geschäftsführer. Das Baugesuch sei am Laufen.
Eigentlich war die Eröffnung bereits auf den 15. Mai vorgesehen. Diese wird nun verschoben werden müssen, wegen der ungewissen Situation auf ebenso ungewisse Zeit hinaus. «Sobald die Umstände es erlauben, werden wir das Projekt umsetzen.» Vielleicht auf den Spätsommer hin, dieses Jahr aber sicher noch.

Von Liselotte Jost-Zürcher