• Von links: Erika Minder, Martha Güdel, Vreni Reist, Karin Hiltbrunner, Rita Gerber, Rosmarie Lüthi und Esther Franz. Bild: Barbara Heiniger

14.02.2020
Huttwil

Grosse Werke und nun der Abschied

Der Hausfrauenverein Huttwil hat sich an seiner 64. Hauptversammlung aufgelöst. Der Entscheid dazu wurde bereits vor Jahresfrist gefällt. Das Vereinsvermögen geht an die Stiftung Alterssiedlung Huttwil. Das vergangene Jahr wurde als «Verabschiedungsjahr» genutzt und als Danke für die aktiven Vereinsfrauen.

 

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge stimmten die anwesenden Mitglieder des Hausfrauenvereins Huttwil dem Traktandum 7 an der Hauptversammlung in der Alterssiedung Huttwil zu. Dieses lautete «Auflösung des Vereins». Es war der Abschluss eines grossen Stücks Huttwiler Frauengeschichte.

«Unsere letzte Tat»
«Dies ist unsere letzte grosse Tat im Verein. Frauen, ich danke euch allen für das Engagement», sagte Präsidentin Rita Gerber. Sie hatte während 32 Jahren die Geschicke des Vereins geleitet und zusammen mit ihren Vorstandsfrauen nun auch den Abschluss vorbereitet.
Was 1956 mit einem kleinen Grüppchen von Frauen begann, hatte bei der Auflösung immer noch stattliche 110 Mitglieder. In der letzten Zeit war es allerdings immer schwieriger geworden, junge Frauen für das Vereinsleben zu motivieren. Auch wurden weniger gestrickte Gegenstände hergestellt, welche zudem weniger Absatz fanden. So wurde das Jahr 2019 als «Verabschiedungsjahr» für die Vereinsmitglieder organisiert. Es fanden einige Anlässe mit gemütlichem Zusammensein statt. So gab es ein Eiertütschen und einen Lottoabend. Das «Bräteln» in der Alterssiedlung wurde zu einem tollen Abend für die Teilnehmenden. Die letzte Vereinsreise führte nach Steinhausen in die Firma Oswald. Eine Schifffahrt auf dem Zugersee mit Mittagessen und ein «Zvieri» in Hildisrieden rundeten den Tag ab. Aber scheinbar war auch Petrus etwas traurig über die Vereinsauflösung und schickte am Reisetag Regen.
Wie immer war der Hausfrauenverein Huttwil durchs ganze letzte Jahr mit den schönen Stricksachen an den Märkten im Städtli vertreten. Einmal mehr wurde am traditionellen Bazar in der Alterssiedlung grosser Einsatz geleistet.
Im Herbst gab es einen gemütlichen Abend mit «Chäsplatte und Gschwellti», bevor im Dezember die Abschiedsfeier mit Nachtessen stattfand. Das Jodlerchörli Eriswil gab dem eher traurigen Anlass mit prächtigen Liedern eine schlussendlich doch festliche, fröhliche Note. Sicher werden die Hausfrauen diesen Abend noch lange in allerbester Erinnerung behalten.
Bereits vor der Auflösung des Vereins wurde der «Maschentreff» geräumt und die letzten Gegenstände an eine Organisation weitergegeben, welche sie für Kinder in Moldawien verwendet. Das Vereinskonto wurde aufgelöst und das noch vorhandene Vermögen in der Höhe von 11 730 Franken an die Stiftung Alterssiedlung überwiesen.Die Liste des Dankes von Rita Gerber war lang, hatten sich doch in den langen Jahren unzählige Frauen für das Vereinsleben eingesetzt und dies bis ganz zum Schluss.
Einen grossen Dank erhielten insbesondere die Marktfrauen, die Strickerinnen für ihre x-tausend Strickarbeiten und ebenso die Käuferinnen, die Besucherinnen der Monatsversammlungen, die Kaffeestübli-Frauen, die Lädeli-Frauen und alle, die den Jahresbeitrag bezahlt hatten. Rita Gerber dankte ebenfalls allen, die sich in den vergangen 64 Jahren in irgendeiner Form und mit Engagement für den Hausfrauenverein eingesetzt haben.
«Der Kaffee-Nachmittag am Donnerstag bleibt weiterhin bestehen und dies ist eine gute Gelegenheit für ein Treffen, beispielsweise auch mit ehemaligen Mitgliedern des Hausfrauenvereins», gab die Präsidentin bekannt. In kleinen Geschichten rief sie Erinnerungen wach.

Ein Lebenswerk
Als am 11. April 1956 Frau Scherler, die damalige Präsidentin des Hausfrauenvereins Bern, nach Huttwil reiste, konnte sie etliche Frauen für die Vereinsgründung begeistern.
Als Präsidentin wurde Liny Lanz-Röthlisberger gewählt. Sie war viele Jahre lang das Herz, die Seele und treibende Kraft des Vereins. Für ihre grossen Verdienste erhielt sie am Jubiläumsfest «25 Jahre Alterssiedlung Huttwil», 2002, von Gemeindepräsident Ulrich Anliker im Namen der Gemeinde Huttwil ein Diplom für wertvolle Freiwilligenarbeit. Das Gedicht von Clara Scherler «Frag nid warum» hat den Hausfrauenverein seit der Gründung und bis zur Auflösung begleitet.
Der Hürdenlauf, bis das «Lebenswerk des Vereins», die Alterssiedlung, entstehen konnte, war lang und es würde einige Zeitungsseiten füllen, diese Geschichten zu erzählen.
1977 stand die Alterssiedlung mit 13 Ein- und sechs Zweizimmerwohnungen bezugsbereit. Im Juli 1996 war der Erweiterungsbau mit 15 Zweizimmer-Wohnungen fertiggestellt.

Die Akten sind in der Alterssiedlung
Verena Schöni, Stiftungsratspräsidentin, gab einen Bericht über die Alterssiedlung ab. Sie bedankte sich herzlich und speziell für die Spende des Vereinsvermögens. «Wir werden uns sehr bemühen, im gleichen Sinn wie bisher in der Alterssiedlung die Geschicke zu leiten. Ein Garant dafür ist ja, dass Rita Gerber auch Mitglied des Stiftungsrats ist», sagte Verena Schöni. Dem Gremium gehören weiter an: Kurt Haldimann, Stephan Sägesser, Omar Martignano und die Hausverwalterin Hanna Schäfer.
In diesem Haus, in welchem der Hausfrauenverein so viele Stunden verbracht hat und welches es ohne die aktiven, beharrlichen Frauen gar nicht geben würde, sind nun auch die Vereinsakten deponiert. So können sich die nächsten Generationen immer noch ein Bild verschaffen über die unermüdlichen Schafferinnen des Hausfrauenvereins Huttwil.

Von Barbara Heiniger