Gutes Gespür für Partylaune und Werbung
DJ Ref JD ist einer von wenigen DJs in der Schweiz, der mit seinem Namen eine Marke geschaffen hat. Sein Wiedererkennungswert bringt ihm aber nicht nur neue Arbeitsaufträge ein, sondern auch eine treue Fangemeinde unter den Partygängern. Auch wenn Rafael Kämpfer seinen Job nicht ausübt, um berühmt zu sein, so darf er sich hin und wieder ein bisschen geschmeichelt fühlen, wenn Fremde ihn wiedererkennen.
Ursenbach · Als Rafael Kämpfer ist er in seinem Kollegen- und Familienkreis bekannt. Als DJ Ref JD kennt ihn die ganze Schweiz. Der Ursenbacher schafft sich im Eventgeschäft seit Jahren einen Namen, der teilweise bekannter ist als jener von Sportstars oder Bekleidungsfirmen. «Wenn ich um ein Selfie oder um Autogramme gebeten werde, komme ich mir komisch vor», sagt Rafael Kämpfer scheinbar verlegen. Fans, die ihm für Partys hinterherreisen, bezahlt er auch gerne mal einen Drink, weil er fast schon ein schlechtes Gewissen hat. Denn eigentlich, so sagt er, «mache ich gar nichts Spezielles.»
Speziell ist aber dennoch die Tatsache, dass es ihm gelungen ist, aus seinem Namen eine Marke zu schaffen. DJ Ref JD ist omnipräsent. Auf Plakaten, Flyern, im Internet auf www.dj-ref.jd.ch, mit Klebern auf Autos oder auch auf Feuerzeugen und Kugelschreibern, und in seinem persönlichen Fall sogar auf sämtlichen Kleidungsstücken. Angeschriebene T-Shirts und Pullover sind nur ein Teil, mittlerweile sind sogar die Socken von Rafael Kämpfer mit seiner Marke versehen. «Ich habe irgendwann einmal mit Werbung begonnen und habe es dann ausgebaut», sagt er. Das Ziel berühmt zu sein, war hingegen nie der Aufhänger dieser Investitionen. Es ging nur darum, ihn wiederzuerkennen und vor allem wieder zu buchen. «Viele wissen bei einer Party nicht, wer auflegt. Deshalb hänge ich ein Plakat hin und stelle mein beschriftetes Auto, wenn irgendwie möglich, direkt vor den Eingang», sagt Kämpfer. Wer danach selbst eine Party organisiert, der erinnere sich eher an seinen Namen. So könne er neue Aufträge an Land ziehen und als DJ weiter überleben.
Alles für die Party
Das ist mittlerweile auch sein tägliches Brot. Vor drei Monaten hat Rafael Kämpfer seine letzte Anstellung gekündigt, um sich selbstständig zu machen. Mit seiner GmbH «DJ Ref JD» bietet er alle Dienstleistungen an, die für eine Party hilfreich sind. Er ist nämlich nicht nur DJ, sondern sorgt auch für Licht und Ton. Als Unternehmer besitzt er zahlreiche Anlagen für seine Shows und kann damit eine Party mit bis zu 5000 Besuchern mit der entsprechenden Eventtechnik ausleuchten und beschallen. Mit seiner Erfahrung berät er die Veranstalter auch gerne als Eventplaner, hilft beim Verteilen der Flyer oder gibt Tipps für das Einrichten der Partyfläche oder die sinnvolle Beleuchtung an entscheidenden Orten. Weil diese Aufträge sich vor allem aufs Wochenende konzentrieren, rundet er sein Arbeitspensum mit den unterschiedlichsten Einsätzen ab. So hilft er bei Landschaftsgärtnern aus oder unterstützt als gelernter Automatiker verschiedenste Unternehmen in arbeitsintensiven Zeiten. «Ich möchte mir alle Türen offenhalten», sagt er, denn was in 20 Jahren sei, wisse er nicht. Ob er dann weiterhin allen Events hinterherspringt oder vielleicht sogar eine Gärtnerei eröffnet, stehe zweifellos noch in den Sternen. «Ich denke, DJ sein ist auch möglich, wenn man 50 Jahre alt ist. Wichtig ist, dass man mit der Zeit geht und offen ist für neue Musik.» Das dürfte bei ihm nicht schwierig sein, denn schon heute spielt er nicht seine eigene Lieblingsmusik – Mundart, Schnulzen oder ruhige Songs, die er sonst gerne hört, passen in den seltensten Fällen an eine aufgedrehte Party. Und trotzdem sieht sich DJ Ref JD als All-Style-DJ, was so viel heisst wie: Rafael Kämpfer spielt alle Musik – und das am besten gemischt. «Ich lege schon auch an House-Partys auf und spiele dann nur House-Music. Aber am liebsten mische ich verschiedene Musiktypen an einem Abend ineinander», sagt er. Genau das ist nicht zuletzt auch die Herausforderung eines DJs. Dieser wählt nicht etwa nur eine Playlist aus, spielt diese ab und geht nachher einen Kaffee trinken, sondern mischt Lieder, kreiert Übergänge und wählt Songs noch während der Party selbst aus. Gerade deshalb braucht Rafael Kämpfer ein gutes Gespür. «Vor elf Uhr kann man auch einen Song bringen, der vielleicht weniger zieht. Danach ist es die Aufgabe des DJs, die Leute zum Bleiben zu animieren und somit noch einen Drink zu konsumieren.» Drei unpassende Songs um zwei Uhr morgens würden aber viele zum Gehen bewegen. «Ich versuche eine komplette Show zu liefern», so der DJ. Diese soll einen Spannungsbogen haben, beginnt unter anderem mit einem mittlerweile bekannten, aber speziellen Intro zur Hauptstartzeit um etwa elf Uhr, und zwischendurch wird sein Name als Jingle dazwischen gestreut – all das mit dem Ziel, möglichst professionell zu sein und sich von anderen DJs abzuheben.
Letztlich hilft aber vor allem sein immenses Know-how, welches er sich in den vielen Jahren aufgebaut hat. Bereits mit neun Jahren erhielt er sein erstes Discolicht und mit 11 sein erstes Mischpult, daraufhin sorgte er an Schülerpartys für das Entertainment. «Mit 14 Jahren legte ich an Festen auf, die eine Altersbeschränkung von 16 Jahren hatten», erinnert sich der Ursenbacher. Später legte er an Kleinfesten und Hochzeiten auf um sich bekannt zu machen, und heute steht er normalerweise vor mehr als 700 Leuten und sorgt für Stimmung. Dabei hat die Begeisterung nie gelitten, obwohl er einst «eifach inegrütscht» sei und dies lange neben seinem gelernten Beruf als Automatiker als Hobby ausgeführt habe. Gerade beim insbesondere zeitlich unbequemen Aufwand ist aber klar, dass an erster Stelle bei Rafael Kämpfer die Leidenschaft zu seinem Beruf steht. So sucht er wöchentlich während rund einer Stunde nach neuen Songs im Internet oder in den Charts, erledigt Büroarbeiten, schliesst neue Verträge für Feste ab und zudem opfert er meistens seine Wochenenden und die Nächte für die Arbeit.
Wenig Schlaf muss genügen
Zum Schlafen kommt Rafael Kämpfer deshalb eher unter der Woche. Von Samstag auf Sonntag sind es nicht selten nur wenige Stunden, denn während früher der Sonntag im Bett kein Problem war, fehlt heute etwas. «Meine Kollegen und auch meine Frau wollen am Sonntag etwas machen. Dann stehe ich jeweils nach ein oder zwei Stunden Schlaf wieder auf oder gehe – wenn es zeitlich reicht – direkt zum Skifahren», sagt Rafael Kämpfer. Ist aber genügend Zeit vorhanden, so trinkt er nach seinen Auftritten gerne mit den Organisatoren einen Kaffee und unterhält sich über die vergangene Party, um diese vielleicht sogar zu verbessern. Damit entwickelt er auch sich selbst weiter, seine ganze Art, und seine breite Angebotspalette für Partyveranstalter macht ihn ausserdem zu einem gefragten Mann des Nachtlebens. «Einmal sah ich jemanden mit einem Hut und meinem Logo drauf. Dabei lasse ich gar keine Hüte bedrucken», erinnert sich Rafael Kämpfer. Als dann eine andere Partybesucherin einen solchen Hut bei ihm kaufen wollte, habe er den Mann auf die Bühne gebeten. «Er sagte mir, dass er den Hut selbst bedruckt habe. Er war ein Fan von mir und deshalb machte er diesen Hut für sich.»
Seine Marke hat sich damit fast schon verselbstständigt und macht von alleine für sich Werbung. Eine Tatsache, die sich manche Firma nur wünschen kann. «Klar freut mich das. Es schmeichelt mir», sagt Rafael Kämpfer mit einem Lachen. Auch wenn er nie DJ wurde, um berühmt zu werden, so ist er zumindest weitherum bekannt. Die beste Voraussetzung, seinen Job auch zukünftig als selbstständiger Unternehmer auszuführen.
Von Leroy Ryser