«Härz» – ein Abenteuer mit Herz
Mit der neu geformten Musikgruppe «Härz» surft die Dürrenrotherin Isabelle Rettenmund auf der Erfolgswelle. Seit einem Auftritt im SRF wird die zweifache Mutter sogar beim Wandern als Sängerin wiedererkannt. Nun hofft sie auf eine erfolgreiche Kurztournee im Sommer.
Dürrenroth · In der letzten Woche gab es fast kein Medium, welches die neue Musikgruppe «Härz» nicht thematisiert hat. Im Blick waren die sechs Frauen fast omnipräsent, auch andere Zeitungen wie die Südostschweiz oder die Berner Zeitung und auch Radio-Stationen wie Neo1 portraitierten die singenden Mütter. Bei all dieser Präsenz hat beim Dürrenrother Mitglied Isabelle Rettenmund ab und zu auch privat das Telefon geklingelt, mittlerweile wird sie sogar beim Einkaufen oder auf der Strasse angesprochen, während ihre Mutter fleissig Zeitungsausschnitte über ihre Tochter sammelt. «Als wir letztens gemeinsam wandern gingen, hielt ein Bauer auf seinem Traktor an und fragte mich, ob ich nicht jene sei, die Musik macht», sagt Isabelle Rettenmund mit einem Lachen. Zweifellos sei das alles ungewohnt, aber vor allem auch schön. Sie freue sich über alle Menschen, die sich für ihre Musik interessieren. «Meist frage ich dann, welches Lied ihnen am besten gefällt. Das gibt dann oft spannende Gespräche», sagt die 37-Jährige.
Dabei ist noch kein Lied zum allgemeinen Favoriten auserkoren worden. Und genau das ist das Erfolgsrezept von der sogenannten Mom-Group. Die sechs Frauen – allesamt Mütter – singen aus ihrem Leben. Von der Liebe, der Familie, den eigenen Kindern und ihren alltäglichen Tätigkeiten. «In irgend einem Lied fühlt sich fast jede Person irgendwie angesprochen.» Und Identifikation und seelische Berührung ist im heutigen Musikgeschäft die halbe Miete. Ihre Label-Kollegen – der Männerchor Heimweh – haben dies eindrücklich gezeigt. Beide Mundart-Musikformationen, bestehend aus Sängern respektive Sängerinnen aus der ganzen Schweiz, gehören zur Musikproduktionsfirma HitMill.
7000 Plattenverkäufe innert Kürze
Entstanden ist der Rummel rund um die Gruppe «Härz» vor allem wegen einem Auftritt eine Woche vor dem Muttertag in der Sendung «Happy Day». Dort haben die jungen Frauen ihren Song «Aifachi Liabi» gesungen und auch Moderator Röbi Koller begeistert. Was folgte, war ein Run auf die nur auf der bandeigenen Website erhältlichen CD. Fast eine Woche nach diesem Auftritt wurden über 7000 Platten verkauft. Dies ist eigentlich gleichbedeutend mit dem Hitparadenplatz 1, nur dass die Verkäufe nicht über die offiziellen Kanäle durchgeführt wurden. Dieses Zwischenresultat freut natürlich auch Isabelle Rettenmund, welche diesen Starterfolg gar nicht erwartet hat. «Härz ist etwas wie ein Abenteuer mit Herz. Momentan geniessen wir das. Wir wissen aber alle nicht, wie es in fünf Jahren aussieht.» Aktuell stehe einzig die Freude übers gemeinsame Musizieren im Zentrum, weniger aber die Zukunft. Insbesondere, weil sich die Gruppe auch privat gut versteht, begeistert der Erfolg. Als Mütter hatten sie in Gesprächen sofort viele Gemeinsamkeiten gefunden, erinnert sich die Dürrenrotherin. Und im Zentrum stand vor allem auch die gemeinsame Begeisterung für Musik, weshalb die Mom-Group auch menschlich gut harmoniert.
Nervös? Nur wenn der Vater vor Ort ist
Geplant ist, diesen Erfolg auch im Tourneetheater «Das Zelt» zu präsentieren. In vier Auftritten sollen pro Show rund 1000 Zuschauer besungen werden. Für Isabelle Rettenmund ist das zweifellos ein zwischenzeitlicher Karrierehöhepunkt. Von Nervosität will sie im Hinblick auf diese Shows aber nichts wissen. «Höchstens wenn mein Vater vor Ort ist. Er hört alles und ist mein grösster Kritiker. Vielleicht bin ich dann ein bisschen aufgeregter als sonst», sagt sie. Mit zu viel Adrenalin «chunnts aber de ned guet», lacht sie, deshalb versuche sie vor ihren Auftritten Ruhe zu bewahren.
Damit das gelingt wird vorläufig fleis-sig weiter geübt. Meist übrigens alleine, hin und wieder im Auto mit den Kindern. «Wir proben nur selten alle sechs zusammen, das macht es für uns vielbeschäftigten Mütter einfacher.» Anders wäre der Aufwand auch für Isabelle Rettenmund kaum zu bewältigen. Immerhin muss sie als Vollzeit-Mutter, Teilzeit-Angestellte in der Primarschule in Lützelflüh und Bandmitglied der Countryband «Chicks and Roosters» einiges unter den Hut bringen. «Organisation und Blitzrezepte für die Küche – das ist der Schlüssel», sagt die Sängerin mit einem Augenzwinkern. So komme nichts zu kurz, den vielen Medienterminen zum Trotz. Und letztlich könne sie auch auf die Unterstützung der Familie zählen. Die ist nämlich zweifellos stolz auf die mittlerweile weitum bekannte und erfolgreiche Sängerin.
Von Leroy Ryser