• Das Bänkli hat Daniel Haslebacher vom Kollegium erhalten. Das Velo dürfte nun öfters sein Begleiter sein. · Bild: pj

10.07.2020
Emmental

«Häsu»: Ein Lehrer von Kopf bis Fuss

Am Tag seiner Pensionierung, oder anders gesagt, an seinem letzten Schultag, sitzt Daniel Haslebacher in seinem Zuhause am Lindenweg in Wasen am Küchentisch. Ein kaum gealterter Mann, Lehrer von Kopf bis Fuss und voller Tatendrang, offen für ein gutes Gespräch, so wie man ihn seit Jahren kennt.

Wasen · Und Daniel Haslebacher beginnt zu erzählen, von der Zeit vor 45 Jahren, als er, frisch aus dem Seminar Hofwil, seine erste Stelle an der 7./8. und 9. Klasse in der Dorfschule von Wasen antrat. Wohl konnte er damals noch nicht wissen, dass er dem Dorf und seiner Schule für ein ganzes Lehrerleben die Treue halten würde.
Er lässt die Zeiten wieder aufleben, als sich die Schulkommission, das Kollegium und die Elternschaft noch als eine Einheit verstanden und Leiden und Freuden auf einfachem Weg in direktem Gespräch miteinander geteilt werden konnten. Dass er auch noch für sieben Jahre als Lehrer an der landwirtschaftlichen Berufsschule tätig war, erwähnt er nur nebenbei.

Während 16 Jahren Schulleiter
Immer bestrebt, Erfahrungen zu sammeln, wechselt Daniel Haslebacher für einige Schuljahre an die Mittelstufe und steht später als Klassenlehrer der 3./4. Klasse in rotierendem Rhythmus vor. Es ist ihm wichtig, zu erwähnen, dass dies seine liebste Stufe gewesen ist. Seine Schulkinder an der Schwelle zwischen dem Kinder- und dem Teenageralter zu betreuen, schien ihm eine wichtige Aufgabe zu sein. Dass man dem umtriebigen Junglehrer das Amt des Schulleiters aufbürdete, welches er während 16 Jahren ausübte, versteht sich fast von selbst. Nicht ganz ohne Stolz erwähnt «Häsu» (unter diesem Namen kennen ihn Generationen von Wäselern), dass er damals für 16 Klassen den administrativen Papierkram erledigte.
Überhaupt wurde er für alle möglichen Aufgaben gebraucht. So war er zum Beispiel Materialverwalter, Schulzahnpflegebeauftragter, Betreuer des Werkraums, Schulhausvertreter bei LEBE, um nur einige seiner vielen Tätigkeiten zu nennen. Dass er sein Wissen an eine ganze Anzahl junger Lehrkräfte als Praktikumslehrer weitergab, bekräftigt er mit einem verschmitzten Lächeln zu seiner Frau Ruth. Familie nämlich, und das Miterleben der Entwicklung der eigenen Kinder, erachtet er als eine der wichtigsten Lebensschulen. Und überhaupt dreht sich das Gespräch immer wieder um Kinder und den Auftrag eines Lehrers, immer das Kind und seine Möglichkeiten und weniger die Vermittlung von Stoff in den Mittelpunkt zu stellen. Vielleicht auch deshalb erachtet er die Schaffung eines «Heilpädagogischen Ambulatoriums» zusammen mit seinem Kollegen Thomas Keller als eine seiner wichtigsten Tätigkeiten.

Das Wohl der Kinder im Zentrum
Dass ihm stets das Wohl der Kinder am Herzen lag, lässt sich auch daran erkennen, dass auf seine Initiative hin ein Schulsporttag, die Projektwochen, der Schwimmunterricht für alle eingeführt sowie die Erstellung eines Werkraumes und der Bau einer Theaterbühne an die Hand genommen wurde. Gerade im Theaterspiel, so ist Daniel Haslebacher überzeugt, können auch schwächere Schüler ihre Talente zeigen und zu einem beglückenden Gruppenerlebnis beitragen.

Bänkli, Reisen und das Velo
Doch jetzt muss oder darf Daniel Haslebacher sein Werk in die Hände seiner Nachfolger legen. Auf die Frage, was er denn jetzt zu tun gedenke, zögert er nicht lange. Gerne möchte er auf Reisen gehen, die Schweiz entdecken und ihre schönsten Orte kennen lernen. Haus und Garten werden seine Ideen nötig haben, und vielleicht wird er auch seine Schweissanlage gelegentlich wieder aus dem Keller holen, um weitere Alteisenfiguren zu schaffen.
Sicher wird auch sein geliebtes Velo mehr zum Einsatz kommen. Es ist zu hoffen, dass er auch das hübsche Bänkli, das ihm seine Kolleginnen und Kollegen zum Abschied aufstellen liessen, oft besucht und es so zu seinem ganz privaten Pausenbänkli werden darf. Denn der Ort ist ganz bewusst ausgewählt: Der Platz oberhalb Wyden, Nähe Skilift, zeigt seine Lebensgeschichte, sein Wirken: Sein Elternhaus, das Haus seines Vaters, der Mutter und der Grossmutter, sein Zuhause und bei günstigem Wind hört man die Kinderstimmen vom Dorfschulhaus.

Die «Abschiedskarte»
Die Abschiedskarte des Kollegiums trifft es: «Unzählige Schulstunden, Sitzungen, Schulanlässe hast du geplant, durchgeführt und (mit)gestaltet. Mit einer Fülle an Ideen, Gedanken und Anregungen hast du während Jahren den Schulalltag bereichert und dabei auch einen eigenen Schatz an Erfahrungen gesammelt. Eine unglaubliche Anzahl an Gesichtern und Geschichten lerntest du in all den Jahren kennen. Bereichernde Begegnungen, herausfordernde Situationen, berührende Momente, anstrengende Augenblicke reihten sich über die Jahre aneinander und ergeben nun ein farbenfrohes Gesamtbouquet. Mit viel Engagement und Herzblut hast du die Schule im Wasen mitgeprägt! Dafür danken wir dir und wünschen dir von Herzen alles Gute für die Zukunft auf deiner «tour de retraite»!

pj