Hansruedi Ruch und seine Diana
Diana ist eine 25-jährige Freibergerstute, welche immer für alles Mögliche eingesetzt werden konnte. Und nicht ganz nebenbei hat sie 15 Fohlen das Leben geschenkt und ist das Herzenspferd des Huttwilers Hansruedi Ruch. Vier Nachkommen von Diana leben in der Region und haben sich für ein Familienbild getroffen.
Wenn Hansruedi Ruch von seiner Diana spricht, kommt er ins Schwärmen. Er hat sie im Fahren selbst ausgebildet, an einem Dutzend Patrouillen-Ritte mit ihr teilgenommen und schätzt ihren gesunden Vorwärtsdrang, denkt dabei an die Zweitages-Ritte seines Zuchtvereins, an denen er mit Diana mitgeritten ist. Er lobt auch ihren Einsatzwillen, den sie an etlichen Umzügen (ob bei den Schwingern oder Jodlern) und als vorderstes Pferd am Artillerie-Wagen unter Beweis gestellt hat, immer mit Feuer und Flamme dabei. Etliche Jahre lief Diana zuverlässig am Gesellschaftswagen. Etwa 20-mal war Diana bei der Eröffnung des Weihnachtsmarktes in Huttwil dabei und zog dabei souverän den Wagen mit dem Engel, zusammen mit ihrer älteren Schwester Malaika. Diana zeigte sich aber auch stets willig unter dem Sattel, wurde für die 16er-Quadrille an der BEA in Bern eingesetzt. «Ich habe 15 Jahre lang bei der Reitergruppe des Zuchtvereins aktiv mitgemacht, aber heute reite ich nicht mehr. Hin und wieder spanne ich Diana noch an den Milchkarren oder ziehe Gülle-Schläuche mit ihr», erzählt der Huttwiler.
Pferde-Gen über Generationen
Schon sein Vater war ein Rösseler durch und durch, hat mit Freibergern gezüchtet und gehandelt, sie auch ausgebildet. So hatte Hansruedi Ruch bereits als kleiner Junge nur Pferde im Kopf. «Mein Onkel sagte immer, ich hätte beim Pferdeführen das Laufen gelernt», schmunzelt der 76-Jährige, welcher sein Flair für Freibergerpferde auch an seine Kinder weitergegeben hat. «Wir hatten in Huttwil einen der letzten Betriebe, der einen Traktor angeschafft hat und das war im Jahr 1974», erinnert er sich. Gezüchtet wurde natürlich schon vorher, und zwar mit Freibergerstute Nadja, welche zwölf Fohlen gebar, darunter auch Diana. Es war der 10. Juni 1998, Hansruedi Ruch erinnert sich genau, denn er hatte die OK-Mitglieder zur Vorbereitungs-Sitzung für den Freiberger-Tag in Huttwil eingeladen: «In dieser Nacht kam Diana zur Welt und heute sage ich, dass sei ein gutes Omen gewesen.» Fuchsstute Diana wurde an der Fohlenschau mit 6/6/6 benotet und schloss auch den Feldtest mit genau diesen Noten ab: «Sie hat bescheiden angefangen und sich mit der Nachzucht gesteigert, denn an den Freiberger-Tagen in Huttwil war sie einmal im ersten und einmal im zweiten Rang an der Zuchtstutenschau, und wurde vom Richter als ideal dem Freiberger-Typ entsprechend gelobt.»
50 Fohlen-Geburten
Diana gebar 15 Fohlen, im Jahr 2019 das letzte, mehrheitlich Hengste und vorwiegend Füchse, etliche hoch gestiefelt. Das freute Hansruedi Ruch, der ein Flair für fuchsfarbene Freiberger hat und mit Diana auch diesbezüglich das grosse Los gezogen hat. Zwei Fohlen gingen aus der Anpaarung mit Louis hervor, eines war von Neckar und ab 2008 kamen nur noch Fohlen vom Hengst «Hamlet des ronds Prés» zur Welt, also allesamt Hengste der Hengststation Minder in Huttwil. «Die Nachkommen von Hamlet haben gemeinsam, dass sie problemlos im Umgang und einfach zum Ausbilden sind», ist der Züchter überzeugt, welcher viele Feldtest-Pferde ausgebildet hat und in dessen Stall rund 50 Fohlen zur Welt kamen. Der 2009 von Diana geborene Fuchshengst Rico wurde in Deutschland gekört (Körung ist die Auswahl von geeigneten Tieren für die Zucht durch sachkundige Richter), sieben Fohlen nach Deutschland verkauft und eines sogar nach Kanada exportiert. Mit einigen Käufern hat Familie Ruch heute noch Kontakt und freut sich immer über Fotos oder Neuigkeiten.
Vier Nachkommen von Diana in der Region
Monika Kaderli ist die Tochter von Hansruedi Ruch und ihr gehören Dianas Nachkommen Moritz und Harry. Die Pferde leben auf dem Hof von Stefan und Monika Kaderli in Mussachen. Der vierjährige Moritz ist noch in der Grundausbildung, wird aber schon sachte für pferdegestützte Intervention (vormals heilpädagogisches Reiten) eingesetzt. Auch Harry zog nach der Fohlenschau in Monikas Stall ein und der sechsjährige Wallach wird von ihr als geländesicher, lernfähig, dominant und arbeitswillig beschrieben. Der elfjährige Fuchswallach Pedro von Bruno Weichlinger aus Dürrenroth ist ein richtiges Cowhorse, wird von seinem Besitzer für Ranch Roping gesattelt und war 2023 an der Schweizer Meisterschaft. Aber auch Fahren, Holzrücken und Ausreiten gehören zum Repertoire von Pedro. Hiro (genannt Pino) von Pascal Bühler aus Rohrbach ist ein vielseitiges Freizeitpferd. Der fünfjährige Fuchswallach ist sehr neugierig, meistens unerschrocken und mag Bodenarbeit. Pascal Bühler hegt eine Faszination für das Holzrücken, will dies mit Pino von Grund auf erlernen und auch Mehrtagesritte sind geplant.
Von Karin Rohrer