Heisse Diskussion um «kalte Kirche»
Zum ersten Mal leitete Kirchgemeindepräsidentin Eva Wegmüller die reformierte Kirchgemeindeversammlung und konnte 24 Stimmberechtigte begrüssen. Sie hatten über das Budget 2023 und den Anschluss an den Wärmeverbund Renercon Huttwil AG zu befinden. Viel diskutiert wurde über die Temperaturreduktion in der Kirche.
Um auch als Kirchgemeinde einen Beitrag an die steigenden Energiekosten und den drohenden Energiemangel zu leisten, wurde die Temperatur der reformierten Kirche in Huttwil auf 16 Grad reduziert, was einige Reaktionen auslöste. So berichtete eine Votantin, dass einige Personen ihr mitteilten, dass sie sich weniger motivieren könnten, bei diesen kühlen Temperaturen in die Kirche zu gehen. Kein Problem stellt die Temperaturreduktion für eine andere Anwesende dar. Sie habe sich darauf eingestellt und ziehe sich entsprechend warm an.
Dem Sigristen Alfred Leuenberger ist eine gastfreundliche Kirche wichtig, darauf nehme auch das Wärmeempfinden Einfluss, erklärte er. Ihm sei es zudem ein grosses Anliegen, den Menschen in der Kirche Geborgenheit und Behaglichkeit zu bieten. Um die Kirchgängerinnen und Kirchgänger nicht frieren zu lassen, werden deshalb Decken organisiert und weitere kreative Ideen entwickelt wie beispielsweise das Bilden einer Strickgruppe, welche um Deckennachschub besorgt sein könnte. Pfarrer John Weber hatte hingegen die Lösung gegen das Frieren in der Kirche: «Es steht nirgendwo geschrieben, dass man während dem Gottesdienst sitzen bleiben muss.» Er erntete Lacher, als er, um seinen Lösungsansatz zu demonstrieren, mit grossen Schritten durch die Reihen der Versammelten lief. Andreas Ruch, innerhalb des Kirchgemeinderates für Bau und Betrieb zuständig, erklärte den Anwesenden die Vorteile der Temperatursenkung. So habe in der Kirche, als rund 200-jähriger Bau insbesondere das Holz aber auch die Orgel unter den bisher stark schwankenden Temperaturen zwischen 12 und 21 Grad sehr gelitten. Der nun weniger gravierende Temperaturabfall von nunmehr 16 auf 12 Grad sei dagegen für den Bau und das Instrument nicht mehr so schlimm.
Rote Zahlen im Voranschlag
Der für die Finanzen zuständige Kirchgemeinderat Thomas Anliker stellte das Budget 2023 vor, das bei einem Aufwand von rund 1,08 Millionen Franken mit einem Minus von 132 650 Franken abschliesst und sich damit gegenüber dem Vorjahresbudget um 35 500 Franken schlechter darstellt. Gerechnet wurde der Voranschlag mit einer unveränderten Steueranlage von 0,2 Einheiten. Zu diesem negativen Ergebnis führt unter anderem ein höherer Personalaufwand aufgrund Neueinstufungen infolge Neuanstellungen und Weiterbildungen
Durch die geplante Reorganisation der Informatik fällt auch der Sach- und Betriebsaufwand höher aus. Beitragserhöhungen sind auch beim Finanz- und Lastenausgleich zu erwarten. Demgegenüber stehen höher prognostizierte Steuereinnahmen. Da in den vergangenen Jahren die befürchteten Steuerausfälle aufgrund der Corona-Pandemie nicht eintrafen, wird nun im Voranschlag 2023 mit 30 000 Franken mehr als im Budget 2022 gerechnet. Das sind aber noch immer rund 10 000 Franken weniger als im Jahr 2021. Auch wird angenommen, dass man im nächsten Jahr die Räumlichkeiten öfter vermieten wird und damit die Auslastung wieder wie vor der Pandemie erreicht werden kann.
Investitionen sind für nächstes Jahr in der Höhe von 360 000 Franken geplant. Sie beinhalten unter anderem die Reinigung und Reparatur der Kirchendecke, eine Solaranlage beim Pfarrhaus sowie dessen Heizungsersatz (Wärmepumpe). Zudem soll das Kirchgemeindehaus wie auch die Kirche an das Netz des Wärmeverbundes Renercon Huttwil AG angeschlossen werden. Dafür wurde von der Versammlung ein Verpflichtungskredit von 110 000 Franken gesprochen.
Der Finanzplan, der bis ins Jahr 2027 reicht und als Planungsinstrument dient, weist in jedem Jahr einen Aufwandüberschuss in der Erfolgsrechnung aus. Damit reduziere sich das Eigenkapital bis Ende 2027 auf etwa 1,5 Millionen Franken. Um dem etwas entgegenzuwirken, könnten entweder die Steuern erhöht oder durch eine bessere Auslastung des Kirchgemeindehauses mehr Einnahmen generiert werden. Im zweiten Fall müsste jedoch, um die Kapazität des Saales zu erhalten, Geld in den Brandschutz und in ein zusätzliches Treppenhaus für einen weiteren Fluchtweg investiert werden, stellte Anliker in Aussicht. Die 24 anwesenden Stimmberechtigten (1,0 Prozent von 2400) genehmigten das Budget einstimmig und nahmen den Finanzplan zur Kenntnis.
Krabbelgruppe als neues Angebot
Die für die Kommunikation zuständige Kirchgemeinderätin Esther Scheidegger hat auf Ende Jahr demissioniert. Drei Jahre lang hatte sie das Amt bekleidet. Sie bleibt der Kirchgemeinde aber erhalten und wird sie nach wie vor in der Freiwilligenarbeit tatkräftig unterstützen. Der frei werdende Sitz bleibt vorerst vakant. Besetzt werden konnte hingegen mit Ursula Zwahlen das bisher unbesetzte Ressort Vernetzung und Ökumene. Die seit zweieinhalb Jahren in Huttwil wohnhafte Lehrerin und Sozialpädagogin konnte zwar an der Versammlung noch nicht offiziell gewählt werden, da ihre Zusage für die Ratsaufgabe erst nach der Veröffentlichung der Traktanden erfolgte. «Wir werden das aber an der nächsten Kirchgemeindeversammlung nachholen», versprach Eva Wegmüller. Bis dahin wird sich Ursula Zwahlen schon einmal im Rat einleben können.
Zudem informierte die Kirchgemeindepräsidentin über ein neues Angebot. Künftig werde im Kirchgemeindesaal die «Chinder Krabbugruppe Huttu» eingeführt. Das Angebot richtet sich an Eltern von Kleinkindern zwischen null und vier Jahren aus Huttwil und der Region. Die ungezwungene Plattform soll zum gemeinsamen Singen, Spielen und Lachen einladen. Das erste Mal werde man sich am 18. Januar treffen, erklärte Eva Wegmüller.
Weiter orientierte sie über die Fusionsabklärungen mit der Kirchgemeinde Dürrenroth, hierbei würden als Nächstes gemeinsame Leitziele erarbeitet.
Von Marion Heiniger