Heisses Treiben bei eisigen Temperaturen
Obwohl eisige Temperaturen herrschten, sorgten die Fasnächtler für heisse Momente auf dem Brunnenplatz in Huttwil. «Trotz Sportferien und kaltem Wetter haben viele Leute an unserer Fasnacht teilgenommen und für eine tolle Stimmung gesorgt», zeigte sich die neue Präsidentin der Fasnachtsvereinigung, Jacqueline Flückiger, begeistert von der Solidarität der Huttwiler zu ihrer Fasnacht.
Es war verständlich, dass sich die Huttwiler Fasnacht für einmal mehrheitlich drinnen, in der Fasnachtshütte beim Brunnenplatz und den beiden andern Fasnachtszelten abspielte. Die eisigen Temperaturen vertrieben nämlich die Fasnächtler und Guggenmusiken von der Strasse.
Dafür ging es in den Zelten heiss zu und her, bereits am Freitag während des Schnitzelbankrundkurses. Vor allem die «Buebeglünggeler» heizten dem gut gelaunten Publikum mächtig ein. Die Darbietung der Huttwiler Schnitzelbankgruppe verdient heuer zweifellos das Prädikat Sonderklasse. Witzige, schlagfertige, hervorragend pointierte und sprachlich einwandfrei vorgetragene Verse sorgten nicht bloss für beste Unterhaltung, sondern zum Abschluss auch für eine «Standing Ovation» des begeisterten Publikums.
«Alpenfieber» und Skelette
Am Samstag war dann sowohl für Fasnächtler wie Zuschauer die Schonfrist endgültig vorbei, als es galt, bei arktischer Kälte den Umzug zu bestreiten oder diesen vom Strassenrand aus zu begutachten. Die aufwändigen Wagensujets und Kostüme, die bunt geschminkten Gesichter sowie die spielfreudigen Guggenmusiken entschädigten das in erstaunlich grosser Anzahl erschienene Publikum für das Ausharren in der Kälte. Einmal mehr kamen die Umzugsteilnehmer aus allen Teilen der Schweiz. So beispielsweise die «Note-Furzer» aus Hinwil, die auch schon Karnevals in Amsterdam, Verona oder Prag besuchten oder die Fasnachtsgesellschaft Uerzlikon, die zum ersten Mal in Huttwil dabei war. Aufgefallen sind auch viele Wagen-Sujets, wie etwa jenes der Narrenzunft Walliswil, das sich dem Thema «Alpenfieber» annahm und einerseits auf den Permafrost anspielte, aber auch auf das durch diverse Parties und Openairs ausgelöste «Alpenfieber» in den Skigebieten. Die «Wagechnübler» aus Roggwil wurden dem Huttwiler Fasnachts-Motto «s’geischteret» mit einem unheimlichen Wagen voller Skelette und vieler gruseliger Gestalten gerecht.
Eröffnet wurde der Umzug traditionsgemäss durch den Trychlerclub «Riemenzwicker» aus Gondiswil, der Verstärkung erhielt von der Luzerner Chlausengesellschaft Bäch-Gunzwil. «Die Huttwiler Fasnacht gefällt uns. Die Gastfreundschaft ist erstklassig, die Atmosphäre grossartig und die Leute hier sind überaus nett zu uns», war «Ober-Klaus» Jimmy Rey voll des Lobes nach dem Umzug. Der 62-jährige Käsermeister, der vor 30 Jahren die Chlausengesellschaft gründen half, spendete den Huttwilern ein zusätzliches Lob: «Vor zehn Jahren, als wir zum ersten Mal nach Huttwil kamen, haben wir uns gefragt, ob die Berner überhaupt wissen, was Fasnacht ist. Wir waren positiv überrascht und mittlerweile wissen wir, dass die Fasnacht in Huttwil ungemein viel Spass macht.»
Froh über langjährige und neue Teilnehmer
Dieser Meinung ist auch Philipp Hutter, Tambour-Major der Guggenmusik «Fleigutätscher» aus Visp, die zum 19. Mal in Huttwil dabei waren. Der 47-jährige Fahrlehrer sagt: «Was wir speziell schätzen, ist, dass in Huttwil nicht bloss eine Indoor-Veranstaltung stattfindet, sondern eine richtige Fasnacht, draussen auf der Strasse und bei der das ganze Dorf mitmacht.» Das sei für die «Fleigutätscher» ein wichtiger Aspekt, um an einer auswärtigen Fasnacht teilzunehmen. Trotz der Kälte strahlte auch Jacqueline Flückiger, die neue Präsidentin der Fasnachtsvereinigung Huttwil. «Ich könnte mir Huttwil ohne Fasnacht nicht mehr vorstellen, deshalb will ich einen Beitrag zum Erhalt dieses Brauches leisten», sagte das Gründungsmitglied der Fasnachtsvereinigung zu ihren Beweggründen, das Amt zu übernehmen. Erfreut zeigte sie sich einerseits über die vielen langjährigen Teilnehmer, aber auch darüber, «dass uns immer wieder neue Guggenmusiken und Gruppen anfragen, ob sie an unserer Fasnacht teilnehmen dürfen.» Am Grundkonzept wolle man weiter festhalten, jedoch situativ Anpassungen vornehmen. «Wünschenswert wäre, den Schnitzelbank-Abend mit weiteren, wenn möglich einheimischen Gruppen, zu ergänzen», wagte die 45-jährige Akupunkteurin abschliessend einen Blick in die Zukunft der Huttwiler Fasnacht.
Von Walter Ryser