Heitere Liebesintrige in Sevilla
Geistreicher Witz, Originalität und die Eleganz der verwendeten Formen zeichnen die «Opera buffa» von Gioachino Rossini aus. Die Verbindung des glänzenden Librettos mit sprühender Melodik machte den «Barbier von Sevilla» zum Meisterwerk und den Protagonisten Figaro zum Synonym seines Berufstandes.
Wer kennt ihn nicht, Figaro, den berühmtesten Barbier aller Zeiten? Er geht nicht nur geschickt mit dem Rasiermesser um, sondern verfügt über messerscharfen Geist und Raffinesse. Im ausverkauften Langenthaler Stadttheater amüsieren sich die Besucher über die leichtfüssige Inszenierung von Martin Otava und der renommierten Kammeroper Prag.
Grazie und Lebensfreude
Mit Grazie und italienischer Lebensfreude zeigt Gioachino Rossini die menschlichen Schwächen auf. Sein beliebtes Werk entstand 1815 nach der Komödie von Beaumarchais, einem Intrigenspiel mit gesellschaftlichem Esprit. Ironisch, aber durchaus liebenswert geht der Komponist mit seinen Figuren um. Dazu schrieb er eine Fülle herrlicher Arien, Duette und Ensemble, die er mit Tempo, Witz und Parlando verband. Das Opernorchester verlieh der perlenden Musik rhythmischen Glanz und überzeugte mit bildkräftigem Klang.
Liebe, List und Lust
Als temperamentvoller Figaro brilliert Jiri Kubic mit einer kraftvollen Baritonstimme, die er ebenso beweglich gestaltet wie seine Leistung. Mit hellem, leichtem Tenor ziseliert Robert Remeselnik als smarter Graf Almaviva seine Koloraturen. Barbora Poláslová bezaubert als schelmische Rosina, die mit Anmut und Klugheit agiert. Sie erfreut das Publikum mit ihrer klangschönen, üppigen Mezzosopranstimme und bietet Operngesang auf hohem Niveau. Als Rosina ihre Liebe für Lindoro mit der Arie «Una voce come fà» besingt, erntet sie frenetischen Applaus. Komische Szenen wechseln mit ernsthaften Tönen wie in der Arie «La Calunnia», wo sich Musiklehrer Don Basilio alias Ivo Hrachovec mit sicherer Bassstimme über Verleumdung beklagt. Ein weiterer Höhepunkt der Aufführung.
Turbulente Handlung
Eine Musikantentruppe betritt die Bühne durch den Theatersaal. Ihre Laternen erleuchten die Nacht. Ein einfaches Bühnenbild und die stimmigbunten Kostüme führen nach Sevilla ins 18. Jahrhundert. Unter dem Balkon von Rosina singt der gut aussehende Graf Almaviva die Serenade «Ecco ridente in cielo». Er ist unsterblich in die hübsche Rosina verliebt. Unter dem Pseudonym Lindoro gelingt es ihm, die Aufmerksamkeit der Schönen zu erlangen. Sie erwidert seine Gefühle, ohne zu ahnen, dass Lindoro in Wirklichkeit ein Graf ist. Als Mündel des kauzigen alten Doktor Bartolo, der Rosina auch heiraten möchte, wird sie auf Schritt und Tritt überwacht. Pavel Klecka entwickelt als der trottelige Bartolo komödiantisches Talent und sorgt in der skurrilen Rolle für viele Lacher im Publikum.
Pfiffiger Figaro
In den frühen Morgenstunden spaziert Figaro, der fröhliche Barbier durch die Stadt. Als Hansdampf in allen Gassen kümmert er sich um das gute Aussehen der Einwohner von Sevilla und ihr Wohlergehen in Herzensdingen. In der weltberühmten Arie «Largo al factotum della città» stellt er sich selbstbewusst vor als einer, der alles kann, von allen gebraucht und gerufen wird. So entwickelt er einen Plan, um dem verliebten Grafen Almaviva zu helfen. Dieser schleicht sich auf Anraten des listigen Figaros inkognito ins Haus seiner angebeteten Rosina. Zunächst als betrunkener Soldat und dann als «Maestro di musica» gesteht er ihr seine Liebe. Doktor Bartolo gelingt es nicht, die Entführung zu verhindern. Nach einem turbulenten Finale wendet sich jedoch alles zum Guten und Graf Almaviva darf Rosina heiraten.
Von Brigitte Meier