Helfen, Retten und gegenseitiges Vertrauen
Die Hauptübung vom Einsatzzug Huttwil der Feuerwehr Region Huttwil fand bei der Wollspinnerei, Silostrasse, statt. Ein Brand mit Rauchentwicklung im Erdgeschoss von Färberei und Wolllager sowie vermisste Mitarbeitende waren das Szenario. Schnelles, sicheres und speditives Arbeiten von den Angehörigen der Feuerwehr wurde festgestellt. Für Einsatzleiter Markus Siegenthaler und Stephan Nyffenegger war dies die letzte «grosse Übung».
Sehr viele Zuschauer verfolgten mit Interesse, trotz einigen Regentropfen, das spannende Geschehen bei der Wollspinnerei. Darunter hatte es einige pensionierte Feuerwehrleute wie etwa die ehemaligen Kommandanten der Feuerwehr Region Huttwil, Christian Bärtschi und Daniel Loosli, sowie Gemeinderat Alexander Grädel. Mädchen und Buben schauten genau zu, wie ihre Eltern den Einsatz bewältigten. In der Feuerwehr Region Huttwil leisten Männer und eine stolze Anzahl von Frauen ihren Dienst zum Wohle der Gesellschaft, letztere leben die Gleichberechtigung so im Alltag.
Vollzählig im Einsatz
Es gab für das Publikum viel Spannendes zu sehen, rückte doch der Einsatzzug vollzählig mit 58 Angehörigen der Feuerwehr ab Magazin mit grossen Geräten aus. Als erstes traf aber der historische «Packard» am Übungsplatz ein. Zu Ehren der beiden austretenden Feuerwehrmänner Markus Siegenthaler und Stephan Nyffenegger war er im Einsatz. Als Übungsleiterin war Christine Jordi Bärtschi, Chefin Einsatzzug Huttwil und Verantwortliche Jugendfeuerwehr, vor Ort. Markus Siegenthaler wirkte als Einsatzleiter und meisterte seinen letzten geplanten grossen Einsatz souverän.
Die vier vermissten Figuranten waren schnell gefunden, auch die während dem Einsatz festgestellte weitere vermisste Person konnte geborgen werden. Das Tanklöschfahrzeug und die Autodrehleiter mit Besatzung waren auf dem Schadenplatz vor Ort. Ruhig und überlegt wurden die nötigen Befehle erteilt, die Angehörigen der Feuerwehr führten die Arbeiten mit Sachkenntnis und der nötigen Vorsicht aus. Mit der Feststellung «Übung erfüllt» konnte das «Schadenereignis» erfolgreich bewältigt werden. Bei der Übungsbesprechung wurde aber deutlich, dass die Verantwortlichen auf jedes kleine Detail geachtet haben.
Markus Siegenthaler und Stephan Nyffenegger verlassen die Feuerwehr
Nach der Übung fand die Hauptversammlung vom Feuerwehrverein Einsatzzug Huttwil statt. In diesem Rahmen wurden die beiden Feuerwehrmänner Markus Siegenthaler und Stephan Nyffenegger verabschiedet. In einem kleinen Rückblick schaute Christine Jordi Bärtschi auf die je 26 Dienstjahre der beiden zurück. Markus Siegenthaler trat am 1. Januar 2002 in die Feuerwehr Huttwil ein, zuvor war er vier Jahre in der Feuerwehr Bärau im Einsatz. Er war und ist bis heute ein ausserordentlich engagierter Feuerwehrmann mit grossem Fachwissen. Speziell seinen Einsatz als Ausbildungsverantwortlicher gemeinsam mit Daniel Ryser ab der Fusion von sechs Ortswehren zur Feuerwehr Region Huttwil im Jahr 2014 bis Ende 2021 verdient grossen Respekt und Dank. Er war Atemschutzgeräteträger, Fachspezialist Personenrettung bei Unfällen und in der Herznotfallgruppe (diese hat er einige Jahre geleitet).
Eingeteilt in die Kompetenzgruppe bekam Markus Siegenthaler jeden Alarm der Feuerwehr Region Huttwil mit und leistete damit viele, teilweise auch kleine Einsätze. Im jetzigen Dienstgrad als Leutnant hat er in seiner Feuerwehrkarriere insgesamt 32 Grund- und Weiterbildungskurse besucht, viele davon waren mehrtägig. Was sein eindrücklichstes Erlebnis war, beantwortete er klar: «Beim Verkehrsunfall vor einigen Jahren zwischen Dürrenroth und Häusernmoos wurde mir bewusst, wie auch ein junges Leben sehr schnell beendet sein kann», sagte Markus Siegenthaler. Er wünschte darum allen Angehörigen der Feuerwehr viel Glück, aber ebenso im täglichen Leben, mit den Worten «häbet Sorg u lueget guet».
Mit Stephan Nyffenegger verlässt ein weiterer sehr aktiver Feuerwehrmann den Einsatzzug Huttwil. Er war auch tagesverfügbar und leistete viele Einsätze, vor allem bei Sturmschäden oder sonstigen Elementarereignissen. Er trat am 1. Januar 2002 in die Feuerwehr Huttwil ein, vorher war er vier Jahre in der Feuerwehr Hasle bei Burgdorf. Als Fahrer der schweren Fahrzeuge und als Maschinist war er tätig, ebenso als Fachspezialist Personenrettung bei Unfällen. Im Weiteren verrichtete er auch Einsätze in der Gruppe Absturzsicherung und bei den Holzern. Er hatte den Dienstgrad als Korporal in der Funktion als Gruppenführer. Trotz des Ernstes der Lage hatte Stephan Nyffenegger in der Feuerwehr oft ein feines Lächeln auf den Lippen. Sein eindrücklichster Einsatz war der Bauernhausbrand in Waltrigen, wo er feststellen musste, wie schnell ein grosses Bauernhaus in Schutt und Asche liegt. «Die Feuerwehr ist auf einem guten Weg, habt Freude an eurer Tätigkeit in der Feuerwehr», gab er den Kameraden und Kameradinnen vom Löschzug Huttwil mit auf den Weg. Markus Siegenthaler und Stephan Nyffenegger haben beide die vielen Freundschaften und das gute Netzwerk in der Feuerwehr sehr geschätzt. Sie werden die fröhlichen Stunden des Beisammenseins nach den Übungen sicher vermissen. Das dankbare Gefühl in der Feuerwehr, anderen helfen zu können, aber auch zu wissen, dass man den Kameradinnen und Kameraden vertrauen kann, wird ihnen im «Feuerwehrruhestand» sicher fehlen.
Grösste Feuerwehrorganisation im Kanton Bern
In der Feuerwehr Region Huttwil mit den sechs Einsatzzügen Auswil, Gondiswil, Huttwil, Rohrbach, Rohrbachgraben und Wyssachen sind 182 Angehörige der Feuerwehr eingeteilt. Sie ist damit die grösste Organisation dieser Art im Kanton Bern. Auf Ende Jahr werden einige ihren Dienst quittieren. Ebenso werden neue, motivierte Frauen und Männer in der Feuerwehr Region Huttwil ihren Dienst leisten. Auch in der Jugendfeuerwehr gibt es aktive Leute, die sich für die Gesellschaft einsetzen. Diverse Mutationen und Beförderungen werden am Gesamt-Rapport im Januar durch den Kommandanten der Feuerwehr Region Huttwil, Martin Jordi, vorgenommen (der «Unter Emmentaler» wird später berichten). Martin Jordi betonte an der Hauptübung vom Einsatzzug Huttwil: «So, wie die Feuerwehr Region Huttwil heute funktioniert, können wir unsere Mittel an jedem Ort gezielt und optimal einsetzen.» Was zur Weiterentwicklung noch fehlt ist ein Feuerwehrmagazin, welches den heutigen Anforderungen entspricht. Dieses zu realisieren ist die Herausforderung in naher Zukunft.
Von Barbara Heiniger