«Hier kann ich etwas bewirken»
Am 1. Juni 2010 trat Monika Gygax (BDP) aus Obersteckholz in den Grossen Rat. Sie steht an der Front der Justizkommission und fühlt sich im Gremium wohl und getragen. Zum dritten Mal ist die Grossrätin für die Wahlen nominiert.
Obersteckholz · Der Beruf in der Gemeindeverwaltung Rohrbachgraben in einem 35%-Pensum, ihre Familie mit zwei erwachsenen Kindern, Sessionen und Sitzungsvorbereitungen, das Vertiefen in Akten und Gesetze, Plenumssitzungen … der Alltag von Monika Gygax-Böninger ist mehr als nur ausgefüllt. Aber es gefällt ihr, gebe nichts, das man zeitlich nicht «büschele» könne.
«Es ist enorm spannend und abwechslungsreich», erzählt sie. In ihrer politischen Tätigkeit habe sie sehr viel gelernt, das sie interessiere.
Die Grossrätin und Berufsfrau wirkt im Gespräch ruhig und gelöst, keineswegs «gestresst» und getrieben von einem Termin zum andern. Seit bald acht Jahren ist sie Grossrätin, wirkte einige Monate in nicht ständigen Kommissionen (die es inzwischen nicht mehr gibt) und nahm im Dezember 2010 Einsitz in die Justizkommission. Für die «Nicht»-Juristin war dies ein Sprung ins kalte Wasser.
Immerhin aber war sie als ehemalige Gemeindeschreiberin und inzwischen stellvertretende Gemeindeschreiberin in Rohrbachgraben recht gut vertraut mit den Gesetzen. Jedenfalls – im «kalten Wasser» fühlte sie sich von Anfang an sehr wohl.
Geschätzt und getragen
Dass ihre Arbeit geschätzt wurde, spürte sie spätestens als sie 2012 für die Nachfolge des plötzlich verstorbenen Justizkommissionspräsidenten Christoph Stalder (FDP) angefragt wurde. Die BDP besass damals von der Parteigrösse her auch den Anspruch auf dieses Amt.
Bei den Wahlen 2014 hätte sie diesen Anspruch eigentlich nicht mehr gehabt; aber Monika Gygax hatte auch diesen «Sprung ins kalte Wasser», respektive ins Präsidium der Justizkommission, souverän gemeistert. Sie wurde im Amt bestätigt und steht damit seit sechs Jahren an der Front der Kommission, «in der ich mich wohl und getragen fühle», wie sie im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler» erzählt.
«Hier kann ich etwas bewirken.» Nachdem sie mehrere Monate lang in unbeständigen Kommissionen gewirkt habe, habe sie in der Justizkommission das «Plätzli» gefunden, das für sie gut sei. «Da bin ich daheim, verstehe die Materie, kenne die Leute, die Probleme, fühle mich getragen.»
In der Justizkommission werde eine hervorragende Zusammenarbeit gepflegt. Dies bedinge nicht, dass alle immer derselben Meinung sein müssten. «Aber wir können fair diskutieren, müssen zuweilen einen Konsens finden und einen Kompromiss eingehen.» Dies bereite Freude. «Wenn wir dann geschlossen vor die Session treten und argumentieren können, denke ich, dann habe ich meinen Job als Vorsitzende gut gemacht.»
Dabei schätze sie auch die Zusammenarbeit mit der Justizleitung (dem gemeinsamen Organ des Obergerichts, des Verwaltungsgerichts und der Generalstaatsanwaltschaft) sehr. Bei der Vorbereitung der Geschäfte sichere sie sich bei Juristinnen und Juristen aus der Kommission ab, oft auch bei der Sekretärin der Justizkommission, die ebenfalls Juristin sei: «So kann ich überzeugt und gut dokumentiert vor die Versammlungen treten.»
Bei der Frage, wieviel Zeit sie ins Amt investiere, stutzt die Grossrätin einen Moment. «Viel», sagt sie knapp. Und holt dann doch ein bisschen aus: Sitzungsvorbereitungen, Akteneinsicht, die gemeinsame Ausarbeitung von neuen Richtlinien und Verordnungen, die Reisezeit, die Lösungssuche bei unbefriedigenden Situationen und schliesslich auch das Durchsetzen des Erarbeiteten im Rat würden Engagement und Kraft erfordern. «Aber es lohnt sich.»
Hinter den Kulissen
Was Monika Gygax im Grossen Rat, respektive in der Justizkommission bewirkt, geschieht hinter den Kulissen. Weder mit Motionen noch mit Vorstössen tritt sie an die Öffentlichkeit. «Wenn mich jemand darauf anspricht, sage ich: ‹Wenn Sie in den Zeitungen von der Justizkommission lesen können, dann ist etwas falsch gelaufen.›» So findet Monika Gygax denn volle Erfüllung in ihrem Amt und steht damit zum dritten Mal vor den Grossratswahlen – mit dem Hauptargument «weil ich gerne in der Justizkommission weiterwirken möchte.»
Von Liselotte Jost-Zürcher