Historische Kirchenglocke kehrt heim
530 Jahre lang hatte die Glocke ihre Dienste im Kirchturm Affoltern geleistet. Während den ersten 120 Jahren vor der Reformation läutete sie den katholischen Gottesdienst ein. Seit dem Jahr 1938 lag die alte Glocke nun «dienstfrei» auf Steinen vor der Kirche. Beinahe wäre sie in einer Giesserei eingeschmolzen worden. Doch wehrte sich die Dorfbevölkerung erfolgreich dagegen. Letzten Samstag wurde die restaurierte Glocke nach Affoltern gebracht und in einen «Miniturm» aufgezogen.
Zum Jubiläum von 875 Jahren Affoltern hat man sich nun neben dem Drehen des Dorfspychers dazu entschlossen, diese in die Höhe zu bringen, wie es sich für eine Kirchenglocke gehört.
Doch dies sollte nicht einfach so und mit modernen Mitteln geschehen. So wurde die Glocke, welche in der Werkstatt der Firma muribaer in Sumiswald für den Aufzug vorbereitet wurde, mit verschiedenen Transportmitteln nach Affoltern befördert.
Feierlicher Umzug nach Affoltern
So kam erst ein alter Saurer-Lastwagen mit Kran zum Einsatz, welcher die Glocke, nahe der Haltestelle Ey, auf einen Wagen der Emmentalbahn verladen konnte. Nun ging es mit Dampf los Richtung Bahnhof Sumiswald-Grünen, wo diverse Leute aus Politik und Tourismus zustiegen, um dem Transport beizuwohnen. Bei dieser Gelegenheit kam auch gleich der neue, noch nicht ganz fertig restaurierte Panoramawagen der Emmentalbahn erstmals zum Einsatz. Dieser offene Wagen soll in den kommenden Jahr als zusätzliche Attraktion unterwegs sein. Wie Isabell Holenstein von Emmental Tourismus erklärte, möchte man zusätzlich zum Veloverkehr den Gästen im Emmental etwas Spezielles bieten, wo sie langsam und entschleunigt durch die Landschaft fahren können.
Nachdem die Dampflock bereit war um mit der Glocke, wie auch den Ehrengästen, die Steigung Richtung Weier in Angriff zu nehmen, ging die Reise auch schon weiter.
Am Bahnhof Weier wartete bereits ein historischer Traktor und ein eisenbereifter Wagen, um die Glocke in einem Umzug nach Affoltern zu bringen. Nach einem erneuten Umladen wurde die Glocke schliesslich an ihren neuen Standort geführt, wo diese auf die extra errichtete Campanile aufgezogen und positioniert wurde.
Einweihung um ein Jahr verschoben
Wie Roland Ryser erklärte, war geplant, am 3. Oktober die Glocke an ihrem neuen Standort feierlich einzuweihen. Corona hat den Organisatoren aber auch hier einen Strich durch die Planung gemacht. «Wenn man bei einem kirchlichen Anlass klassieren muss, wer teilnehmen darf und wer nicht, ist dies nicht gut», erklärte der Gemeindepräsident die Entscheidung den Anlass zu verschieben. «Wir hoffen, die Einweihung ein Jahr später nachholen zu können».
Von Elisabeth Uecker