Höchster Berner später, aber würdig gefeiert
86 Jahre lang musste der Oberaargau auf einen Grossratspräsidenten warten, nun hat mit Stefan Costa ein Langenthaler die Position des höchsten Berners inne. Letzte Woche wurde dessen Wahl etwas verspätet, aber gebührend gefeiert.
Oberaargau · Eigentlich hätte die Feier für Stefan Costa längst über die Bühne gehen sollen. Statt während der ersten Session als neuer Grossratspräsident, stieg sie nun in der letzten Woche während der zweiten Session. Corona vermochte die Feier aber nicht nur zu verschieben, sondern auch zu verändern. Die Organisatoren mussten auf das Ehrensalut für Stefan Costa verzichten, auch konnte ein geplanter Auftritt der Gartenoper im Garten der Alten Mühle nicht stattfinden. «Natürlich ist das schade», kommentierte der Mann des Tages, «aber ich bin froh, dass die Feier überhaupt stattfinden kann. Darüber freue ich mich sehr.»
Obwohl diese nun unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt wurde, war sie dennoch würdig. Entsprechend beehrten zahlreiche Persönlichkeiten aus der Region und dem Kanton den «höchsten Berner», im Publikum fanden sich beispielsweise Regierungsstatthalter Marc Häusler, der ehemalige Regierungsratspräsident Hans-Jürg Käser und Alt-Bundesrat Johann Schneider-Ammann.
Der nicht grosse höchste Berner
Nach seiner Ankunft aus Bern begrüsste Stefan Costa die Anwesenden und eröffnete sogleich ein kleines Apéro. Wenige Minuten später übernahm Langenthals Gemeinderat Markus Gfeller, der betonte, dass die Durchführung des Events der Stadt wichtig gewesen sei. Immerhin durfte der Oberaargau seit 86 Jahren keinen Grossratspräsidenten mehr stellen, was die Bedeutung dieser Wahl unterstreicht. In der Folge wurden gleich diverse Reden zu Ehren des 53-Jährigen gehalten, die erste dieser sollte aber mit Matthias Kunz vom regional bekannten Duo «Strohmann und Kauz» einen humoristischen Touch haben. Als Walter B. Grünspan grüsste er im Namen des FC Langenthal der sich in Quarantäne befindet, zudem war er sich sicher, dass dieser Event durchgeführt werden würde, weil der anwesende Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg sich ein Apéro, zu dem er eingeladen wurde, kaum entgehen lassen würde. Auch meinte er zum sichtlich begeisterten Costa «sie sind nun höchster Berner, ohne wirklich gross zu sein.»
Ein Politiker durch und durch
Costa wurde in der Folge als stiller Schaffer und «Politiker durch und durch» dargestellt. Schnegg wies auch darauf hin, dass er als persönlicher Berater von Evelyne Widmer-Schlumpf und Samuel Schmid fungierte und dort quasi die Rolle eines Passgebers innehatte, der Torerfolge vorbereitete. «Heute darfst du im Rampenlicht stehen», so Schnegg, dies habe sich der Langenthaler als konsensorientierter Politiker, der im bündnerischen Puschlav zur Welt kam, denn auch verdient. Stadtpräsident Reto Müller stellte aber bereits als erster Redner klar, dass Costa zwar ein stolzer Bündner, vor allem aber Ur-Langenthaler und stolzer Langenthaler und Oberaargauer sei. Der Oberaargau und Langenthal darf mit Freude behaupten, dass der höchste Berner heuer ein Einheimischer ist.
Stefan Costa bestätigte dies in seiner Rede prompt. So wolle er denn auch für den Oberaargau und für Langenthal Position beziehen während seinem Präsidialjahr. «Ich werde immer wieder in Reden oder Auftritten Schlupflöcher finden, in denen ich den Oberaargau und Langenthal positiv ins Rampenlicht stellen kann.» Ein kleines Beispiel lieferte er dann sogleich, so nahm er sich FDP-Fraktionspräsident Carlos Reinhard zur Brust, der die Langenthaler in einer freundlichen Darstellung als «manchmal fast schon verschlafen» betitelte. «Wer ist denn Meister in der Swiss League?», konterte daraufhin Costa in seiner Rede und antwortete gleich selbst: «Der SC Langenthal. Und nicht etwa Thun. Deshalb: Unterschätze uns niemals.» Daneben betonte Costa indes auch die wichtige Unterstützung seiner Familie, als er mit ergriffener Stimme seiner Frau Regula und den Töchtern Chiara und Giulia dankte.
Nach dem rund zweistündigen Festakt in einem auf dem Wuhrplatz aufgestellten Zelt ging die Feier im Hotel Bären weiter. Trotz Corona gelang es der Stadt Langenthal, den höchsten Berner verspätet, aber dennoch würdig zu ehren.
Von Leroy Ryser