Hornbacher wehren sich gegen 5G-Antenne
Im Hornbach in Wasen möchte die Swisscom eine 5G-Antenne aufstellen. Dagegen wehren sich die umliegenden Anwohner vehement. Auf die Baupublikation im Anzeiger Amt Trachselwald folgte eine Kollektiveinsprache sowie einige einzelne Einsprachen.
Wasen · Rund 90 Prozent der 50 Haushaltungen, die im 1,8 Kilometer grossen Perimeter der geplanten Mobilfunkantenne liegen, haben die Einsprache gegen den Bau der 5G-Antenne unterschrieben. Margrit Wymann ist die Initiantin der kollektiven Einsprache. Nachdem sie im Sommer letzten Jahres vom Bau der Antenne gehört hatte, organisierte sie für alle Hornbacher einen Infoanlass. Jeden einzelnen Haushalt hat sie angeschrieben und eingeladen. «Der Anlass war sehr gut besucht und der Widerstand gegen die geplante Antenne war sehr gut spürbar. So gesehen war der Infoanlass ein wichtiger Schritt und fand guten Anklang», sagt Margrit Wymann.
Reaktion auf Baupublikation
«Anfang Dezember 2021 war dann die Baupublikation im Anzeiger. Wir waren darauf vorbereitet und nahmen diese Herausforderung an. Ich konnte immer auf Unterstützung in meinem Umfeld zählen und durfte auch Aufgaben abgeben. Auch haben mich beim Unterschriftensammeln einige unterstützt», erzählt die 30-Jährige. Der Verein «Schutz vor Strahlung» hat ihnen bei der Einsprache geholfen. Auch die Gemeinde hat den Initianten Unterstützung versprochen und wird der Einsprache einen negativen Amtsbericht beilegen. «Das Bearbeiten der Einsprachen wird sicher einen Moment dauern, danach werden wir via Regierungsstatthalteramt über das weitere Vorgehen informiert», sagt Margrit Wymann.
Sehen Sinn nicht
Ein Teil des Hornbaches, der Brestenegg sowie dem Ahorn sind betroffen. Dadurch, dass auch die Zugangsleitung (Strom) zur geplanten Antenne nicht gewährleistet sei und keiner der umliegenden Bauern sein Land zur Verfügung stellen werde, ist sie zuversichtlich, dass die Initianten mit ihrer Beschwerde Erfolg haben werden. Die Swisscom müsste die Hornbachstrasse aufreissen, ansonsten hätte sie ihrer Ansicht nach keine Möglichkeit, die Zugangsleitung zu ziehen. Dies wäre weder ökologisch noch ökonomisch und sehr bedenklich und würde auch seitens Gemeinde nicht unterstützt. «Dass keiner der Bauern sein Land zur Verfügung stellen wird, zeigt einmal mehr, wie gross der Widerstand ist. Auch ist geplant, den ganzen Hornbach mit Glasfaser zu erschliessen. Dies ist noch einmal ein Grund mehr, dass wir diese Antenne nicht brauchen», sagt die Bäuerin entschlossen. Hinzu komme noch, dass eine Antenne aufgrund der topografischen Lage nicht ausreichen würde, um den ganzen Hornbach abzudecken.
Lebensqualität ohne Handy
Die Swisscom möchte mit ihren Antennen flächendeckend alles abdecken – doch wollen das die Hornbacher gar nicht. «Ja, wir haben zum Teil schlechten oder kaum Mobilfunk-empfang. Aber für uns Hornbacher ist das Lebensqualität. Wir sind uns das gewohnt, und nicht immer erreichbar zu sein ist etwas sehr Wertvolles. Auch in Notfallsituation funktioniert die Nummer 112 an sehr vielen Orten, da diese Nummer über eine andere Frequenz läuft. Waldarbeiter können einen Rega-Funk beantragen. Es gibt immer Möglichkeiten, man muss sie nur kennen und sehen wollen», argumentiert die junge Frau.
Natur liegt am Herzen
«Wir wollen diesen wunderbaren Ort mit seiner Natur bewahren und Sorge tragen dazu. Unser Gemeinde-Slogan ‹Fortschritt hat Tradition› hat mich oft begleitet, denn Fortschritt heisst nicht, immer mehr zu wollen. Fortschritt darf auch heissen: Bewahren statt zu wachsen», erklärt sie. Die Natur sowie die Gesundheit von Menschen, Tieren und der Umwelt sei ihnen viel wert und liege ihnen am Herzen. Der Einfluss der Strahlungen sei nicht klar. Deshalb hätten sie jetzt alles dafür getan, damit die Antenne nicht gebaut werden dürfe.
Zusammenhalt im Dorf
Es sei sehr schön, zu sehen und zu spüren, wie sich ein Ort so fest zusammenschliessen könne. Denn nur gemeinsam könne man etwas bewegen und gegen einen Konzern wie die Swisscom antreten. Deshalb sei sie sehr dankbar für all die Unterstützung, die sie während ihres Engagements erfahren durfte, sagt Margrit Wymann. «Ich bin sehr optimistisch gestimmt. Wenn 90 Prozent gegen etwas sind, wäre es sehr undemokratisch und überhaupt nicht nachvollziehbar, wenn die Antenne trotzdem gebaut werden dürfte», sagt die 30-Jährige. Trotz noch ungewissem Ausgang zieht sie schon jetzt ein positives Fazit aus diesem Engagement. Sie habe die Hornbacher näher zusammengebracht und es habe während dieser Zeit viele schöne Begegnungen gegeben. «Egal wie der Entscheid ausfallen wird, ich konnte nur gewinnen», bekräftigt Margrit Wymann.
Von Marianne Ruch