Hotels mit lauter kleinen Einzelzimmern
Weil ein gekauftes Insektenhotel bereits nach kurzer Zeit kaputt ging, stellte Werner Hegi eines selber her. Seither hat der gelernte Schreiner unzählige Insektenhotels angefertigt und leistet damit einen kleinen Beitrag an die Natur. Dabei gleicht kein Hotel dem anderen.
Eriswil · Werner Hegi steht in seiner Werkstatt, sägt lange Bambusstangen zu kurzen Röhrchen und frönt damit einem nicht alltäglichen Hobby. Der 71-jährige Schreiner fertigt Insektenhotels an – auf Kundenwunsch oder nach eigenen Ideen. Mit den auf die gleiche Länge geschnittenen Bambusröhrchen befüllt er einen Teil seines neusten Hotels, welches auf Wunsch meistgesehener Gäste aus lauter Einzelzimmern besteht.
Seit rund sechs Jahren stellt Werner Hegi die Insektenhotels aus verschiedenen Holzarten und in allen möglichen Formen her. Da die Hotelgäste in der Natur immer weniger Nahrung und Unterschlupfmöglichkeiten finden, dienen ihnen die «Zimmer» und «Suiten» als Überwinterungs- oder Nisthilfe. Die Bewohner ernähren sich von Schadinsekten wie Blattläusen, Spinnmilben oder Kartoffelkäfern und sind deswegen auch für den eigenen Garten äusserst nützlich.
Ein Insektenhotel leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Natur und kann einen kleinen Teil der verloren gegangenen Lebensräume der Insekten ersetzen.
Doch wie kam Werner Hegi überhaupt auf die Idee, Insektenhotels herzustellen? «Ich hatte vor Jahren ein Insektenhotel für etwa 30 Franken in einem Laden gekauft. Als ich es einmal von der Wand nahm und später wieder aufhängen wollte, ging es schon kaputt. Es war lediglich mit Bostitch-Klammern montiert», erzählt der rüstige Rentner. Als gelernter Schreiner könne er das besser, dachte er und machte sich ans Werk.
Alles Unikate
Seither haben unzählige Insektenhotels seine Werkstatt verlassen. «Ohne Bostitch-Klammern», betont Hegi, «sie werden allesamt geleimt und mit Schrauben fixiert.»
Doch nicht nur Insektenhotels werden in der Werkstatt von Werner Hegi mit viel Liebe zum Detail hergestellt. Viele weitere nützliche Dinge, welche mit Holz hergestellt werden können, finden den Weg aus der Werkstatt. Schaut man sich bei der Familie Hegi genauer um, sieht man rund ums Haus Nistkästen, neben der Haustüre steht eine voll eingerichtete Weihnachtskrippe und direkt an der Strasse wurde ein grosses Vogel-Futterhaus ausgestellt.
Bei immer grösser werdender Beliebtheit wechselten bereits viele seiner Insektenhotels den Besitzer, andere fanden ihren Weg an eine der Wände des stattlichen Hauses der Familie Hegi. Dabei gleicht keines dem anderen. Während das eine aus einem Nussbaum gefertigt wurde und die Form des Baumstammes aufweist, sieht ein anderes aus wie ein Haus, mit Giebeldach und Schindeln, ein weiteres hat die Bauweise eines Sechsecks. Der Fantasie wurden dabei keine Grenzen gesetzt. «Alles sind Unikate», sagt Werner Hegi stolz. Das meiste macht er in seiner kleinen, aber gut eingerichteten Werkstatt selbst.
Grössere Teile kann er bei einer im Dorf ansässigen Zimmerei zurechtsägen und die für die Dächer verwendeten Schindeln bezieht er als Ausschussware von einer Schindelwerkstatt im Entlebuch.
Je nach Grösse eines Insektenhotels benötigt Werner Hegi zur Herstellung zwei bis vier Tage. «Dabei arbeite ich rund sechs Stunden täglich», verrät der pensionierte Schreiner. Erwirbt man eines seiner Hotels, werden Ersatzhölzer gleich mitgeliefert. «Trocknet das Holz, wird es kleiner und es entstehen Lücken, mit dem Ersatzmaterial kann man sie wieder auffüllen», erklärt Hegi.
Gut zu wissen
Insektenhotels können unter der Telefonnummer 062 966 17 37 bestellt werden.
Von Marion Heiniger