HuBa: Das Handwerk steht im Zentrum
Die Schule Huttwil veranstaltete gemeinsam mit dem Gewerbeverein zum sechsten Mal eine regionale Berufsausbildungsmesse (HuBa). Rund 44 Betriebe stellten knapp 66 Berufe vor, die mit EBA und EFZ abgeschlossen werden. Davon profitierten zirka 222 Jugendliche aus den Oberstufenzentren Huttwil und Kleindietwil, der HPS Oberaargau, der RIK+ Klasse Huttwil sowie aus den Schulen Eriswil und Gondiswil.
Huttwil · «Es ist ein spannender, cooler Anlass», waren sich Colin, Sean und Sandro einig, sie haben auch schon klare Vorstellungen, was für Berufe sie einmal lernen möchten. So stehen bei den drei Achtklässlern der Automobilmechatroniker und der Zimmermann ganz zuoberst auf der Liste von Berufswünschen. Die Jugendlichen schauten aber nicht nur ihren favorisierten Beruf an, sondern die ganze vielfältige Palette, welche sich in den Turnhallen Dornacker bot. Die Liste der verschiedenen Berufe, die sich in der Region anbieten, liest sich wie ein spannendes Buch.
Vom Zwischenjahr bis zum Fähigkeitszeugnis
Der feine Duft von frischen Brätzeli schwebte beim Eingang der Turnhalle in die Nasen der Besuchenden. Jorina Jordi absolviert bei Brigitte Walker auf dem Lamahof Tschäppel das Bildungsjahr Hauswirtschaft und war sehr fleissig an der Arbeit. Im sinnvollen Zwischenjahr wird viel fürs Leben gelernt. Jeder mündige Mensch muss für sich selber sorgen und dabei gehört unter vielem anderen die Eigenverantwortung dazu. Jeden Tag etwas zu essen haben, wie eine Wohnung pflegen und auch die Kleiderwahl muss gelernt sein. Alle Leute werden darum fast gezwungen, eine Art von eigenem Haushalt zu führen. Im coolen Bildungsjahr Hauswirtschaft kann dies gelernt werden, dazu wird die Zeit bis zum Lehrantritt überbrückt. Ein Zwischenjahr kann auch helfen, selbständiger zu werden und den richtigen Beruf zu finden.
Für eine Tätigkeit im Lebensmittelsektor hat sich Max Jordi entschieden, er wird seine Ausbildung in der Metzgerei Schlüchter, Dürrenroth, als Fleischfachmann in der Fachrichtung Gewinnung absolvieren. An der HuBa machte er mit den interessierten Jugend-
lichen feine Bratwürste. «Ich habe das Fleisch lieber fertig auf dem Teller», stellte ein Besucher lachend fest und liess sich dann doch überreden, selber Hand anzulegen und nahm das fertige Produkt gerne mit.
Süsse Blümchen produzierte Salome Güdel, Bäckerin/Konditorin im 3. Lehr-jahr, mit den jungen Frauen und Männern. Moritz Bärtschi, Detailhandelsfachmann 1. Lehrjahr in der Bäckerei Lienhart, Huttwil, verpackte sie fachgerecht. Er schätzt an seinem Lernberuf vor allem den Kontakt zu den Menschen im Geschäft. «Ich bin überzeugt, den richtigen Beruf gelernt zu haben, auch die frühe Tagwache ist weniger schlimm als gedacht», erklärte Salome Güdel. Sie steht nun schon vor den Abschlussprüfungen, um das EFZ (Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis) zu erlangen.
Gute Berufsleute in der Region
«Es ist in unserem Interesse, dass unsere Region gute Berufsleute hat. An der HuBa ist es möglich, konkrete Schnupper- und Lehrstellen zu bekommen», hielt Schulleiter Lukas Flückiger fest. Ebenso vom Anlass überzeugt ist Peter Eberle, Berufs- und Laufbahnberater vom BIZ Langenthal. «Es ist eine sehr gute Sache, die Fachkräfte regional zu rekrutieren» sagte Peter Eberle. Als kantonales, kompetentes, neutrales Dienstleistungszentrum informiert, berät und unterstützt das BIZ die Menschen aller Altersgruppen im Kanton Bern in Fragen der Berufs- und Ausbildungswahl sowie Laufbahngestaltung. Das Ziel ist die Integration von Jugendlichen und Erwachsenen in das Bildungssystem, die Arbeitswelt und die Gesellschaft. «Ich könnte mir eine Lehre als Maurer, Strassenbauer oder Garten- und Landschaftsbau vorstellen», sagte Christian. Er liess sich das von Mischa Jordi, 3. Lehrjahr als Mauer in der Firma Gränicher, Huttwil, vorstellen. «Mit meiner Tätigkeit bin ich noch zufrieden wie am ersten Tag. Draussen zu arbeiten und am Abend zu sehen, was man geschafft hat, ist sehr befriedigend», findet Mischa Jordi.
Solche Beispiele von zufriedenen Lernenden gab es an der HuBa sehr, sehr viele. Sei dies als Coiffeuse, Elektroinstallateur, Fachfrau oder -mann in Betreuung und Gesundheit. Aber auch als Hotelfachfrau, Restaurationsfachfrau und Koch.
Die «Berufssuchenden» genossen es, an den verschiedenen Ständen etwas auszuprobieren und vor allem viele Informationen aus erster Hand zu bekommen. Dabei merkte Mann und Frau, dass Blech schneiden, Medikamente abfüllen und Zöpfe in die Haare flechtet gar nicht so einfach sind. Aber auch als Kauffrau oder Kaufmann wird man gefordert. Das wussten Moritz Kohler und Julian Hochuli als Lernende im Bankensektor sehr genau. «Es wird schwieriger, aber bisher haben wir immer gute Lernende bekommen», sagte Nicole Mathys, verantwortliche Berufsbildnerin auf der Gemeindeverwaltung Huttwil. Dasselbe war unter anderem auch von Roger Schulze, Stefan Schlüchter, Matthias Schüpbach und Martin Gränicher zu hören. Für 2024 sind viele Lehrstellen besetzt, im 2025 noch zahlreiche offen.
Viel Vorarbeit für gute Berufsleute
Die Organisation der HuBa lag zum letzten Mal als Team-Verantwortlicher bei Sam Schmid. Das Team hat für den Anlass grosse Vorarbeit geleistet. So waren Lukas Flückiger (Schulleiter), Michael Brodbeck (Nachfolger von Sam Schmid) mit den beiden Vertretern des Gewerbes, Bruno Habisreutinger und Simon Ingold, sowie Martin Leiser, Hauswart, etliche Stunden beschäftigt.
Wichtig ist die Infrastruktur, aber auch der ganze Ablauf. So konnte mit Gruppeneinteilungen viel optimiert werden. Die Jugendlichen, oft begleitet von den Eltern, konnten Fragen stellen und versuchen, eine Schnupperstelle zu fixieren. Motivierte Lernende und engagierte Lehrmeister erklärten souverän die verschiedenen Berufsbilder ihrer Firma.
«Wir sind von der Seite der Schule enorm zufrieden, dass es eine so gute Zusammenarbeit mit dem Gewerbe gibt», hielt Sam Schmid fest. Der Vorteil der HuBa, im Gegensatz zu einer grossen kantonalen Veranstaltung, ist die Regionalität. Es werden konkrete Lösungen vor Ort gefunden und viele Jugendliche können ihre Ausbildung als ausgewiesene Fachleute in der Region absolvieren.
Von Barbara Heiniger