• Hoffen auf «ein Ja für Huttwil» (von links): Hannes Luginbühl, Alexandra Christen und Lukas Mathys. · Bild: Leroy Ryser

06.06.2024
Huttwil

Huttwil soll attraktiv bleiben – mit Eis im Campus

Am kommenden Montag wird in Huttwil an der Gemeindeversammlung über die Zukunft des Campus Perspektiven entschieden. Für das Initiativkomitee ist klar, dass sich Huttwil eine Schliessung der Eishalle nicht leisten sollte.

«Langsam bin ich schon ein bisschen nervös», sagt Alexandra Christen. Es ist offensichtlich, dass ihr der Campus am Herzen liegt. Ihre beiden Kinder Lara und Luca Christen, die derzeit in Bern respektive Biel in der höchsten Schweizer Eishockeyliga spielen, sind im damals so genannten «Sportzentrum» quasi aufgewachsen. «Wir haben hier extrem viele, schöne Momente erlebt. Ich möchte es nicht ein zweites Mal erleben müssen, dass die Eishalle schliesst», sagt die Huttwilerin. Was die Gemeindeversammlung vom kommenden Montag angeht, sei sie denn auch jetzt schon ein bisschen nervös. «Aber wir sind positiv gestimmt», sagen Hannes Luginbühl und Lukas Mathys beide. Sie seien zuversichtlich, dass ihre Initiative angenommen wird. Die drei sind vom Initiativkomitee, welches in der Wintersaison erfolgreich Unterschriften sammelte, um den Campus Perspektiven finanziell verstärkt zu unterstützen. Ohne diese zusätzliche Unterstützung, für welche der Campus Perspektiven beim Gemeinderat anfragte und ein Nein erhielt, dürfte das Eis bald Geschichte sein. Und gegen dieses Szenario engagieren sich unter anderem Alexandra Christen, Hannes Luginbühl und Lukas Mathys.

Nicht dasselbe ohne Eis
Sie alle hoffen auf ein «Ja für Huttwil», wie sie sagen. Der Grund liege auch bei der ganz nahen Geschichte des Städtlis. «Huttwil hatte in letzter Zeit mehrere Negativschlagzeilen zu verkraften. Das Alterszentrum Dahlia musste schliessen, Flyer hat einen grossen Teil des Geschäfts geschlossen – eine weitere Negativmeldung wäre für das Standortmarketing schlecht», sagt Hannes Luginbühl. Huttwil solle attraktiv bleiben, mit der Eishalle sei man dies. «Wir haben hier eine super Anlage, die wir erhalten sollten. Ich war hier, als es eine Zeit ohne Eis gab. Und ich fand das einfach jedes Mal schade, weil das Gelände weniger belebt war», ergänzt Lukas Mathys. Mit der Abstimmung habe das Volk nun die Gelegenheit, selbst zu entscheiden, wie es mit dem Eis weitergehen soll. «Es ist die erste Möglichkeit, bei welcher wir uns direkt zum Eis bekennen können – oder nicht», so Hannes Luginbühl weiter. Dass man diese Abstimmung ermöglichen konnte, sei auch ein Erfolg, findet Alexandra Christen. Dass sich die drei öffentlich exponieren und für den Campus Perspektiven stark machen, könnte aber auch negativ ausgelegt werden. Darauf angesprochen, verweist Hannes Luginbühl auf die demokratischen Grundwerte. «Wenn wir unsere Meinungen nicht mehr äussern dürfen, ohne uns vor Konsequenzen wirtschaftlicher oder persönlicher Natur zu fürchten, dann haben wir in unserer Demokratie ein Problem», erklärt er. Meinungen soll man äussern dürfen, sich aber nach einer Niederlage auch wieder normal unterhalten können. Auf den Gemeinderat, der die Bitte des Campus Perspektiven ursprünglich ablehnte, sei man deshalb auch bei einem Nein nicht wütend. «Sie machen ihren Job und den machen sie gut», sagt Lukas Mathys. Beim Gegenvorschlag hätte er sich zwar etwas mehr Zusammenarbeit erhofft, meint er, aber letztlich seien Gespräche immer sachlich und zielführend gewesen. «Letztlich entscheidet das Volk. Das ist Demokratie. Und das soll dann auch keine Konsequenzen – egal in welche Richtung –haben.»

Alles für das Eis getan
In einem sind sich die drei aber einig: Weder der Gegenvorschlag des Gemeinderates (Unterstützung von 150 000 Franken) noch die Gegeninitiative der übergeordneten Parteien unter der Führung der SVP, welcher eine abnehmende finanzielle Unterstützung vorschlägt (der «Unter-Emmentaler» berichtete am Dienstag), würde dem Campus Perspektiven wirklich helfen. Deshalb hoffen die drei auf ein Ja bei ihrer Initiative. Hannes Luginbühl, Lukas Ma­thys und Thomas Flückiger würden denn auch deshalb am Abend der Gemeindeversammlung die letzten Informationen weitergeben. «Dass es eine Diskussion geben kann, sehe ich als Vorteil», sagt Lukas Mathys, eine Urnenabstimmung hätte da eher ein Nachteil sein können, finden alle. Die Dynamik des Abends sei zugleich aber schwer einzuschätzen, ebenso das Resultat, hängt Lukas Mathys an, bei einer Möglichkeit für ein Ja besteht schliesslich auch immer die Möglichkeit für ein Nein. «Das hoffe ich wirklich nicht», sagt Alexandra Christen. Ob es so kommt, das könne sie ähnlich gut einschätzen wie derzeit das Wetter. «Es ist ein Hin und Her. In einer Woche bin ich überzeugt, dass es klappt, dann bin ich wieder unsicher. Es hängt auch ein bisschen davon ab, mit wem man spricht.» Immerhin habe man alles für ein Ja getan, sagt Hannes Luginbühl, das Initiativkomitee habe sich engagiert gezeigt und für das Eis geworben. Auf welche Seite der Würfel nun fällt, entscheidet sich somit am Montagabend um 19.30 Uhr an der Gemeindeversammlung. Hannes Luginbühl, Lukas Mathys und Alexandra Christen werden sicherlich vor Ort sein und sind bereit, Ja zu stimmen.

Gemeindeversammlung am 10. Juni
Eine «Jahrhundert»-Versammlung
Für die Gemeinde Huttwil zeichnet sich am Montag, 10. Juni, eine «Jahrhundert»-Gemeindeversammlung ab. Erwartet werden an diesem Abend im Campus Perspektiven in Huttwil gegen 700 oder mehr stimmberechtigte Einwoh-ner-innen und Einwohner. An diesem Abend geht es um die Zukunft oder um das Schicksal der Eishalle auf dem Campus. Die Stimmbürger haben darüber zu entscheiden, ob die Gemeinde künftig die Eishalle mit einem jährlichen Beitrag von 295 000 Franken (statt 95 000 Franken wie bisher) unterstützen soll. Der Gemeinderat lehnt eine so hohe Beteiligung ab und stellt in einem Gegenvorschlag eine jährliche finanzielle Unterstützung von maximal 150 000 Franken in Aussicht. Je nachdem, wie sich die Versammlung entscheiden wird, droht allenfalls die Schliessung der Eishalle und später vielleicht sogar das Ende des Campus Perspektiven. Der bevorstehende Entscheid hat Huttwil und seine Bewohner aufgewühlt und das Dorf in verschiedene Lager gespalten. Die Zukunft der Eishalle und damit die Weiterexistenz des Campus ist zu einem hoch-emotionalen Thema geworden, das im ganzen «Städtli» heftig und ausführlich diskutiert wird. Der «Unter-Emmentaler» hat versucht, allen Beteiligten eine Plattform für ihre Sichtweise zu bieten. Leider haben der Gemeinderat und auch die Verantwortlichen des Campus Perspektiven auf dieses Angebot verzichtet, trotz mehrmaligen Anfragen seitens der Redaktion. Dafür hat sich das Initiativkomitee «Ja zum Unterstützungsbeitrag für die Campus-Eisfläche» bereit erklärt, gegenüber dem «Unter-Emmentaler» Auskunft zu geben und Stellung zu beziehen. Walter Ryser

Von Leroy Ryser