IBH passt ihre Beschaffungsstrategie an
Beim Weiterbildungshöck des Gewerbevereins Huttwil stand die Entwicklung der Schweizer Stromversorgung im Mittelpunkt. Manfred Eymann, Gemeinderat und Verwaltungsratspräsident der Industriellen Betriebe Huttwil (IBH), erläuterte, welche Auswirkungen die aktuelle Situation im Strommarkt auf Huttwil, seine Bewohner und Firmen hat. Dabei informierte er, dass die IBH aufgrund jüngster Erfahrungen die Energie-Beschaffungsstrategie angepasst habe.
Obwohl das Thema brandaktuell ist, hielt sich das Interesse der Huttwiler Gewerbler und Detaillisten am Weiterbildungshöck des Gewerbevereins in Grenzen. Immerhin 25 Personen konnte Präsident Hannes Luginbühl begrüssen, die sich von Manfred -Eymann darüber informieren lassen wollten, welche Auswirkungen die Entwicklungen auf dem Strommarkt auf Huttwil haben. Dabei blickte der SVP-Gemeinderat (Ressort Gemeindebetriebe) und VR-Präsident der In-dustriellen Betriebe Huttwil (IBH) zurück und erwähnte, dass 1958 in der Schweiz das Europäische Stromnetz realisiert worden sei, dem die Schweiz seither angeschlossen ist. «Die Mitgliedschaft im Europäischen Stromnetz hat uns bisher immer eine ausfallsichere Stromversorgung ermöglicht», blickte Eymann zurück. Es würde deshalb für unser Land keinen Sinn machen, dieses Netz verlassen zu wollen, hielt er fest.
Situation falsch eingeschätzt
Der IBH-VR-Präsident erwähnte anschliessend, dass in den letzten Jahren (2014 bis 2021) der Strompreis stets zwischen 3,5 und 4,5 Rp/kWh gelegen habe. Dies habe sich mit Beginn des Ukraine-Krieges aber schlagartig geändert. Der Preis sei rasant angestiegen, im August dieses Jahres sei die Höchstgrenze bei 101 Rp/kWh gelegen. Mittlerweile ist der Preis wieder gesunken und liegt nun bei etwa 43 Rp/kWh. Die IBH beziehe jeweils den Strom für das kommende Jahr in mehreren Tranchen, erläuterte Manfred Eymann die Strategie. Nach dem starken Anstieg unmittelbar nach Beginn des Ukraine-Krieges habe man bewusst noch zugewartet mit dem Kauf von Strom für 2023, weil man der Meinung gewesen sei, dass sich der Preis erholen werde.
«Für unser Verhalten sind wir kritisiert worden», erläuterte Eymann, der zugab, dass man rückblickend gesehen die Situation falsch eingeschätzt habe. Eymann fügte hinzu, dass auch andere Strombezüger diesem Trugschluss unterlegen seien. So habe man den Strom für 2024 letztendlich zu deutlich höheren Konditionen beziehen müssen. Der Preis für das Jahr 2024 liegt nun bei 38,8 Rp/kWh. Die gesamte Preiserhöhung des Stroms bei den Haushalt- und Gewerbekunden beträgt somit rund 16,4 Rp/kWh. Ein Vergleich mit anderen Gemeinden zeigt, dass auch hier die Strompreise zum Teil beträchtlich gestiegen sind. So steigt beispielsweise in Eriswil der Strompreis von bislang 24,97 auf
34,77 Rp/kWh oder in Sumiswald von 24,65 auf 38,6 Rp/kWh. Der Nachteil für die IBH beim Stromgeschäft sei, dass man lediglich Wiederverkäufer von Strom sei und leider über keine eigene Produktion verfüge, erläuterte der IBH-VR-Präsident.
Stromeinkauf neu via «Youtility»
Die Erfahrungen aus diesem Jahr hätten letztendlich dazu geführt, dass sich die IBH im Sommer entschlossen habe, ihre Energie-Beschaffungsstrategie anzupassen. So erfolgt der Stromeinkauf künftig über den Strompool «Youtility». Dieser Pool umfasst insgesamt 27 Teilnehmer. Dadurch entsteht ein grösseres Einkaufsvolumen, was sich positiv auf die Preisverhandlungen auswirkt. Auch erfolge der Einkauf über diesen Pool auf einer hochpro-fessionellen Basis, erläuterte Manfred Eymann weiter. Der Beschaffungszeitpunkt erfolge nach klar definierten Kriterien. Dazu erfolge eine laufende Strategieüberprüfung. Der Vorteil der Strombeschaffung über den Pool liege auch darin, dass Über- und Untermengen innerhalb des Pools ausgeglichen werden. Entscheidend sei auch, dass die Beschaffung für das Folgejahr jeweils im zweiten Quartal des aktuellen Jahres abgeschlossen sei. Mit «Youtility» erfülle man zudem die Vorgaben des öffentlichen Beschaffungswesens, erklärte Eymann. Auf die Frage, ob für die IBH ein Netzverkauf in absehbarer Zeit ein Thema sei, konnte der IBH-VR-Präsident klar Stellung beziehen. So wies er darauf hin, dass der Gemeinde bei einem Verkauf pro Jahr rund 460 000 Franken oder ein Steuerzehntel an Einnahmen fehlen würden, weshalb ein solcher Schritt aktuell nicht zur Diskussion stehe. Zum Schluss seines Referates kam der Huttwiler Gemeinderat noch auf das «Horror-Szenario» Strommangellage zu sprechen und erklärte, was dies für die Verbraucher bedeuten würde. Eymann wies darauf hin, dass vom Bund bereits Sparappelle erlassen wurden. Sollten diese nicht ausreichen, könnten Verbrauchseinschränkungen erfolgen, das würde bedeuten, dass beispielsweise Werbeleuchten oder Rolltreppen in Läden nicht mehr betrieben werden dürften. In einer weiteren Stufe käme es dann zu Sofortkontingentierungen. Grossverbraucher wären demnach verpflichtet, eine bestimmte Menge Strom einzusparen. Der letzte Schritt, um bei einer Strommangellage keinen Blackout zu riskieren, wären dann Netzabschaltungen für einzelne Regionen während mehreren Stunden. Mit ein paar nützlichen Sparempfehlungen an die anwesenden Gewerbler beendete Manfred Eymann den Weiterbildungshöck des Gewerbevereins Huttwil.
Von Walter Ryser