• Hier im Allme auf der Wiese im Vordergrund hätte der Röhrenspeicher der IBL gebaut werden sollen. · Bild: Thomas Peter

16.11.2020
Langenthal

IBL verzichtet auf Röhrenspeicher im Allme

Die IB Langenthal AG (IBL) betreibt in Langenthal eines der dichtesten Gasnetze der Schweiz. Um seine Kunden auch in Zukunft wirtschaftlich und sicher mit Gas versorgen zu können, wurde in den letzten drei Jahren der Bau einer neuen Speicherlösung, als langfristigen Ersatz des charakteristischen Kugelspeichers, intensiv geprüft. Als Ergebnis aus dieser Evaluationsphase hat die IBL beschlossen, auf den Bau des Röhrenspeichers im Allme zu verzichten.

In Langenthal und angrenzenden Gemeinden hat die Versorgung mit Erd- bzw. Biogas eine rosse Bedeutung. Der Anteil Erdgas/Biogas an Wärme für Haushalte liegt bei über 60 Prozent, für Industrie und Gewerbe sogar bei über 80Prozent. Dies macht das Gasnetz der IB Langenthal AG (IBL) zu einem der dichtesten und bestausgebautesten Netze der Schweiz.

Muss der Gaskugelspeicher weg?
Nicht nur für Private, auch für das Gewerbe und die Industrie ist Erdgas/Biogas ein wichtiger und wirtschaftlicher Produktionsfaktor. Die Kunden, welche Erdgas und Biogas von der IBL beziehen, profitieren schon seit Jahren vom Nutzen eines Speichers. Der Kugelspeicher an der Langenthal-/Aarwangenstrasse sorgt für einen Ausgleich der Lastspitzen innerhalb eines Tages und somit für einen optimierten Gasbezug aus dem vorgelagerten Netz des Gasverbunds Mittelland (GVM). Der Kugelspeicher ist baulich und betrieblich einwandfrei, wie eine eingehende Prüfung 2017 ergeben hat.
Die IBL geht jedoch davon aus, dass der Standort des Speichers aufgrund der immer wieder verschärften Störfallverordnung des Bundes, des steigenden Siedlungsdrucks und der generell gestiegenen Inanspruchnahme des direkten Umfeldes langfristig infrage gestellt werden könnte. Im Hinblick auf die langfristige Versorgungsplanung evaluierte die IBL den grundsätzlichen Nutzen eines Gasspeichers. Zudem wurden mögliche Standorte für einen neuen unterirdischen Röhrenspeicher als langfristigen Ersatz für den Kugelspeicher im Hard geprüft. Dabei sollten Synergien genutzt werden, die sich in Zusammenhang mit einem Vorhaben des Gasverbunds Mittelland (GVM) bieten. Der GVM muss aufgrund verschärfter Vorgaben und wegen des gestiegenen Siedlungsdrucks die Druckreduzier- und Messstation im Dennli (DRM Dennli) versetzen. Die neue DRM wird im Gebiet Allme realisiert werden und führt zu einer Verlegung der 5-Bar-Leitung von der DRM ins IBL-Gasnetz.

Planungsprozesses vor Abschluss
Die Anfangs 2018 gestarteten Bewilligungsverfahren umfassen folgende drei Projekte:
• Versetzung der Druckreduzier- und Messstation im Dennli (DRM Dennli) in das Gebiet Allme. Bauherrschaft: Gasverbund Mittelland AG. Bewilligungsebene: Bund. Status Bewilligungsverfahren: in Arbeit, Abschluss voraussichtlich Ende 2020.
• Verlegung 5-Bar-Leitung von der neuen DRM im Allme in das IBL-Gasnetz. Bauherrschaft: IB Langenthal AG. Bewilligungsebene: Kanton. Status Bewilligungsverfahren: abgeschlossen, Baubewilligung liegt vor.
• Neubau unterirdischer Röhrenspeicher im Gebiet Allme. Bauherrschaft: IB Langenthal AG (vertreten durch Gasverbund Mitteland AG). Bewilligungsebene: Bund. Status Bewilligungsverfahren: in Arbeit, Abschluss voraussichtlich Ende 2020

Verschärfte Richtlinien erwartet
Bereits zu Beginn der Bewilligungsverfahren hat die IBL kommuniziert, dass ein Investitionsentscheid erst nach Abschluss dieser Evaluations- und Bewilligungsphase definitiv gefällt wird. Aus dem Bewilligungsverfahren sind bis dato keine Auflagen bekannt, welche den Bau desSpeichers verhindern oder die Investitionskosten massgeblich beeinflussen würden. Jedoch hat sich die Situation auf Seiten der Gesetzgebung massgeblich geändert.
Auf Bundesebene befindet sich das neue Gasversorgungsgesetz (GasVG) in der Vernehmlassung. Darin enthalten sind mehrere Punkte, welche die Rentabilität eines lokalen Speichers auf Ebene der IBL wesentlich und negativ beeinflussen. So soll zum Beispiel der Ausgleich der stündlichen Lastspitzen (Glättung auf Tagesmittelwerte) nicht mehr – wie heute – Aufgabe der lokalen Netzbetreiber sein. Analog zum Strom wird diese Aufgabe an die höheren Netzebenen delegiert. Den Entscheid beeinflusst hat auch der kommunale Richtplan Energie (RPE) in Langenthal. Die IBL rechnet mit einer Verschärfung der Vorgaben im behördenverbindlichen Richtplan zu Lasten der Gasversorgung in Langenthal.

Verzicht auf Allme-Röhrenspeicher
Aus diesen Gründen hat die IBL entschieden, auf den Bau des unterirdischen Röhrenspeichers in der Region Allme zu verzichten. Von diesem Entscheid nicht betroffen sind die Projekte «Versetzung der DRM Dennli in die Region Allme» und «Verlegung 5-Bar-Leitung».
Der Zeitpunkt des Baubeginns für diese beiden Projekte ist abhängig vom weiteren Verlauf des Bewilligungsverfahrens für die Verlegung der DRM und kann aus heutiger Sicht noch nicht definitiv bestimmt werden. Die Gasverbund Mittelland AG und die IBL rechnen mit der Baubewilligung per Ende 2020.

Eing.