«Ich bin bereit»
Interview: Stefan Leuenberger im Gespräch mit Matthias Aeschbacher, Schwinger aus Rüegsauschachen · Am Samstag findet der Kilchberger Schwinget statt. Nur die 60 besten Schwinger haben sich für diesen nur alle sechs Jahre stattfindenden Grossanlass qualifiziert. Als einziger Regionaler ist Matthias Aeschbacher vom Schwingklub Sumiswald dabei. Der «UE» befragte den Rüegsauschacher vor dem abschliessenden Highlight der Schwingsaison 2021.
Schwingen · Neun Kranzgewinne, drei Kranzfestsiege und Rang 2 in der Schlussgang-Jahreswertung – wie sind Sie mit der bisherigen Saison 2021 zufrieden?
Sehr, es hat gepasst. Perfekt wäre sie gewesen, wenn ich auch noch an einem Berg- oder einem Teilverbandsfest hätte gewinnen können.
Zum Abschluss steht mit dem Kilchberger Schwinget das Saison-Highlight vor der Türe. Sind Sie nervös?
Gar nicht, nein. Vielmehr verspüre ich eine angenehme Vorfreude. Am «Kilchberger» ist jeder Gang eine Spitzenpaarung. Ich freue mich sehr auf diesen speziellen Anlass.
16 Berner wurden für den Kilchberger Schwinget selektioniert. Vom in den letzten Jahren so erfolgreichen Schwingklub Sumiswald haben nur Sie die Qualifikation geschafft. Ist dies eine Enttäuschung?
Nein. Patrick Schenk schlägt sich mit Rückenproblemen herum. Ohne diese hätte er die Teilnahme ganz bestimmt auch geschafft. Und mit Gustav Steffen, der im Berner Team vierter Ersatzmann ist, hätte es ein weiterer Sumiswalder Schwinger beinahe geschafft.
Was muss passieren, dass der Sieger am Samstagabend nicht Samuel Giger oder Joel Wicki heisst?
Einiges. Doch die Tagesform wird entscheiden. Und noch einmal: Am «Kilchberger» ist jeder Gang ein Spitzengang, weshalb ganz viel passieren kann – auch Überraschendes.
Wie heisst Ihr persönlicher Siegesanwärter?
Die Ausgangslage ist spannend. Ich möchte keinen Namen nennen. Viele Schwinger haben die Fähigkeit, es nach ganz oben zu schaffen, wenn alles passt.
Sind Sie aktuell in der Verfassung, um diesen nur alle sechs Jahre stattfindenden Schwinget zu gewinnen?
Absolut. Meine Leistungskurve stimmt. Ich konnte am «Nordostschweizerischen» noch einmal zulegen. Ich bin bereit.
Was wäre für Sie eine Enttäuschung am «Kilchberger»?
Ganz klar: Wenn ich mir am Samstag- abend vorwerfen muss, während dem Wettkampf nicht alles gegeben, respektive umgesetzt zu haben.
Stehen Ihre Chancen besser, weil gleich 27 Eidgenössische Kranzschwinger aus diversen Gründen nicht auf der 60 Namen umfassenden Schwingerliste stehen?
Das spielt sicher keine Rolle. Die 60 besten Schwinger dieser Saison sind dabei. Alle blicken auf erfolgreiche Schwingfeste zurück.
Rückblick: Bei Ihrem ersten Kilchberger Schwinget 2014, den Matthias Sempach gewann, haben Sie als 22-jähriger Bursche im ersten Gang gegen Samuel Giger und im fünften Gang gegen Joel Wicki gewonnen. Erinnern Sie sich?
Daran erinnere ich mich wirklich noch ganz genau. Falls mir dies auch am Samstag gelingt, werde ich am Ende ganz weit vorne klassiert sein (lacht). Wicki konnte ich 2015 am «Innerschweizerischen» noch ein zweites Mal bezwingen. Nachher habe ich drei Mal gegen ihn verloren. Gegen Giger konnte ich nach dem «Kilchberger» 2014 nicht mehr gewinnen. Es folgten zwei Gestellte und drei Niederlagen.
Wegen Niederlagen gegen Reto Nötzli, Philipp Laimbacher und Marcel Kuster wurde es am «Kilchberger» 2014 am Ende «nur» Rang 11.
Für mich war es damals ein grosser Erfolg, überhaupt an diesem Schwinget teilnehmen zu können. Und die Erfolge über Wicki und Giger am gleichen Tag sind rückwirkend natürlich unvergesslich.
2008 gewann Christian Stucki den Kilchberger Schwinget. Damals waren Sie als 16-Jähriger noch bei den Jungschwingern aktiv. Wo haben Sie dieses Fest mitverfolgt?
Obwohl ich mich nicht mehr ganz genau erinnern kann, glaube ich, diesen Grossanlass daheim im Elternhaus in Heimisbach vor dem Fernseher mitverfolgt zu haben.
Mittlerweile sind Sie stolzer Familienvater. Wird Ihr zwölf Monate alter Sohn Nino in Kilchberg vor Ort sein?
Indirekt, ja. Ich werde mit meiner Frau und meinem Sohn einen Tag vorher in die Nähe von Kilchberg zu Verwandten reisen, wo wir auch übernachten werden. Meine Frau wird am Samstag mit Nino den Schwinget besuchen – aber sicher nicht die gesamte Wettkampfdauer über anwesend sein.
Zum Schluss noch eine Frage zu einem Thema, um das niemand herum kommt: Müssen Sie sich vor dem «Kilchberger» noch testen lassen, um überhaupt auf das Schwingfestareal gelangen zu können?
Da ich geimpft bin, ist dies nicht nötig.
Spitzenpaarungen Anschwingen ab 8.30 Uhr: Giger Samuel – Wicki Joel; Wenger Kilian – Ott Damian; Aeschbacher Matthias – Schurtenberger Sven; Staudenmann Fabian – Schneider Domenic; Käser Remo – Schlegel Werner; Döbeli Andreas – Rychen Roger; Alpiger Nick – Leuppi Samir.