• Die neue Aegerter-Maschine ist auf der einen Seite schwarz und auf der anderen weiss. Unverändert: die leuchtgelbe Nummer 77 und der Helm mit dem Schweizer Kreuz. · Bild: Keystone

27.03.2017
Sport

«Ich bin mir bewusst, dass ich liefern muss»

Interview: Stefan Leuenberger im Gespräch mit Dominique Aegerter, Moto2-Pilot aus Rohrbach – Der 26-jährige Rohrbacher Töffpilot steigt mit grosser Zuversicht in die WM-Saison 2017. In der Moto2-Klasse will er eine Top-5-Klassierung schaffen.

 

Nach der völlig missratenen Saison 2016 dürften Sie so motiviert sein, wie lange nicht mehr?
Dem ist genau so. Es passt. Sowohl das Team wie auch der Töff.

Was soll im neuen Kiefer Racing-Team und auf der geliebten Suter-Maschine in der Moto2-WM 2017 erreicht werden?
Ich möchte die WM auf einem Top-5-Platz beenden. Auch in den Einzelrennen strebe ich stets Klassierungen unter den Top-5 an, wobei es auch etwas auf die Rennstrecken ankommt. Katar beispielsweise gehört nicht zu meinen bevorzugten Rundkursen, weshalb es dort mit der Zielsetzung noch nicht klappte. Natürlich möchte ich in dieser Saison wieder einmal Podestplätze erzielen.

Die Saison 2017 ist sehr wichtig. Nach zwei durchwachsenen Jahren – Ihre grössten Erfolge datieren aus der Saison 2014 – müssen Sie liefern, um auch zukünftig im Töffzirkus mittun zu können. Setzt Sie dies stark unter Druck?
Ich habe ein gutes Team und gute Sponsoren. Die Voraussetzungen sind gegeben. Kiefer hat mir die Chance gegeben, mit Topmaterial noch einmal voll anzugreifen. In der Vorbereitung hat alles gepasst. Jetzt hoffe ich, dies in den Rennen umsetzen zu können. Unter Druck lasse ich mich aber nicht setzen. Dies bringt nichts. Ich weiss, dass ich liefern muss.

Die vielen Tests verliefen super. Sie waren stets ganz vorne mit dabei. Nur nicht am vorletzten Testwochenende  auf der Piste des ersten GP-Rennens in Katar. Was passte nicht?
Ich gab mir Mühe. Aber es klappte nicht auf Anhieb. So haben wir an der Abstimmung gearbeitet. Und ich habe meinen Fahrstil etwas der Strecke angepasst. Auf das Rennwochenende hin klappte es dann recht gut.
Wie gefällt Ihnen das Layout Ihrer neuen Maschine? Die eine Hälfte ist schwarz, die andere weiss.
Die Maschine ist gewöhnungsbedürftig. Den einen gefällt sie, anderen überhaupt nicht. Ich finde sie cool. Es ist einmal etwas anderes. Ausserdem leuchtet meine Nummer 77 ja immer noch leuchtgelb heraus. Hinzu kommt der leuchtende Helm mit dem grossen Schweizer Kreuz. Ausserdem: Für mich spielt das Layout nur eine sekundäre Rolle. Die Hauptsache ist, dass mein «Baby» schnell ist.

Sie haben soeben die Sportler-RS in Magglingen beendet. Was hat Ihnen diese Zeit für Ihre Haupttätigkeit als Töffsportler gebracht?
Sie war zweigeteilt. Die Grundausbildung in Lyss umfasste den militärischen Drill. Da konnte ich hinsichtlich Töffsport wenig profitieren. Dafür war der Rest der Spitzensportler-RS in Magglingen der Hammer. Zusammen mit 35 Spitzensportlern wurde hart trainiert. Der Austausch untereinander war sehr wertvoll. Es stand ganz viel Zeit für das Training zur Verfügung.
Nebenbei gab es Kurse wie beispielsweise das Verhalten gegenüber den Medien oder die Ernährung. Diese Lektionen waren sehr lehrreich.

Das schönste Erlebnis «im Krieg»?
Tja, dies war dann doch tatsächlich die Zeit in der Grundausbildung. Mit 15 anderen Jungs in einem Zimmer schlafen, um 4.30 Uhr frühmorgens aufstehen, die Schuhe putzen oder im Dreck robben – diese Zeit war speziell, aber eben auch ein Erlebnis.

Ihr Vater «Fere», der am Sonntag Geburtstag feierte, stand beim Saisonauftakt vor Ort an der Strecke. Es dürfte ihm wieder besser gehen?
Ich freute mich sehr, dass er dabei sein konnte. Es geht ihm den Umständen entsprechend viel besser. Er hat immer noch Probleme mit dem Gehen und dem Sprechen. Aber es wurden markante Fortschritte erzielt.

Und zum Schluss noch drei allgemeine Sportfragen: Wer wird Moto2-Töffweltmeister 2017?
Dies ist schwierig zu beantworten, da eine grössere Anzahl Fahrer dafür in Frage kommen. Ich hoffe einfach, dass ich mit meinen Leistungen zu diesem illustren Kreis zähle.

Wer gewinnt die Schweizer Eishockeymeisterschaft 2016/17?
Ich drücke den SCL Tigers die Daumen. Und darum ist es für mich in Ordnung, wenn ein Berner Verein Meister wird. Darum sage ich SC Bern.

Wird Roger Federer noch einmal die Weltnummer 1 im Tennissport?
Obwohl dieser Weg hart und steinig ist, könnte es Roger schaffen. So, wie er derzeit drauf ist, spricht wirklich einiges dafür. Er ist schon ein aussergewöhnlicher Sportler.

Saison 2017: Viele Veränderungen und viel Optimismus
Im letzten halben Jahr hat es beim am 30. September 1990 geborenen Töff-rennfahrer Dominique Aegerter aus Rohrbach viele Veränderungen gegeben. Der 26-jährige Oberaargauer absolvierte mit einiger Verspätung die Rekrutenschule. Passiert ist aber vor allem töffsportlich einiges. In erster Linie natürlich der Teamwechsel zum deutschen Rennstall Kiefer Racing. Mit diesem Schritt
erfolgte gleichzeitig die Rückkehr von Kalex auf eine Moto2-Rennmaschine von Suter Racing. Mit Produkten des Schweizer Fahrwerksherstellers feierte Aegerter bislang seine grössten Erfolge in der Motorradweltmeisterschaft, mitunter seinen ersten Grand-Prix-Sieg auf dem Sachsenring 2014. Während der Wintermonate galt es, sein neues Umfeld kennenzulernen sowie  die Umstellung auf die neue Maschine hinzukriegen. Insgesamt standen in den vergangenen fünf Wochen nicht weniger als fünf Testfahrten mit seinem Team auf dem Programm. Die Tests im Februar und Anfang dieses Monats in Spanien verliefen sehr erfreulich.