«Ich kann niemanden mehr checken»
Jeff Campbell, Trainer SC Langenthal – Seit dieser Saison ist Jeff Campbell Trainer des NLB-Eishockeyvereins SC Langenthal. Den Sprung ins kalte Wasser hat er in seinem Amt bisher gut gemeistert. Viel hat er zuerst lernen müssen. Nun hat er bereits etliche Erfahrungen gesammelt, die ihm in Zukunft helfen werden.
Eishockey · Manchmal ist es erstaunlich, wie ruhig Jeff Campbell an der Bande steht. Rückstände bringen ihn nicht aus dem Konzept, auch Niederlagen scheinen ihn nicht zu verärgern. Nimmt er ein Time-out, redet er ruhig auf die Spieler ein, anstatt herumzutoben. «Es bringt nichts, immer nur zu schreien», sagt er darauf angesprochen. «Die Spieler reagieren viel besser, wenn man Forderungen ruhig, aber bestimmt formuliert.» Als ehemaliger Spieler hat er Kenntnis davon. Zwar habe er es gerne gehabt, wenn Trainer auch mal laut wurden, mit der Zeit habe er dies aber ignoriert. «Natürlich gibt es auch Zeiten, da ist ein Tritt in den Arsch richtig und wichtig. Sowieso versuche ich aber an der Bande weniger zu sprechen, dafür werde ich in der Kabine detaillierter.» Gerade dies habe er aber auch erst lernen müssen, denn letztlich sei sein Handlungsspielraum an der Bande eingeschränkt. «Als Spieler konnte ich immer reagieren. Wenn ich schlecht gespielt habe, konnte ich das im nächsten Einsatz korrigieren. Jetzt kann ich niemanden mehr checken.» Gerade deshalb sei er als Trainer zumeist sogar emotionaler gewesen, als noch als Spieler. Entsprechend habe er lernen müssen, Reaktionen manchmal gleich im Keim zu ersticken.
Neue Wege gehen
Ebenfalls lernen musste er den Ablauf einer Saison, das «Zeitmanagement». Manchmal habe er Planungen gemacht, die er schlichtweg nicht einhalten konnte. «Wenn wir viele Spiele hatten, musste ich auch mal ein Training ausfallen lassen. Dabei hätte ich eigentlich etwas Explizites trainieren wollen», erklärt Campbell. Allgemein würde er deshalb versuchen, während der Saison vermehrt die allgemeinen Fähigkeiten zu trainieren und dafür den Fokus auf die Taktik eher vor der Saison zu legen. «Ich versuche neue Wege zu finden, dies in allen Trainings einzubinden – gerade weil manchmal eben die Zeit fehlt.»
Keine Kadersorgen
Allgemein sei er aber zufrieden, letztlich hätten auch die Spieler sehr gut auf seine Forderungen reagiert. «Wir könnten noch etwas konstanter sein. Aber alle arbeiten sehr hart, und das ist ein gutes Zeichen.» Dass der SCL zuletzt durch drei Niederlagen in vier Spielen zurückgebunden wurde, mache ihm aber nicht etwa Angst, auch die fehlende Kaderbreite nicht. «Wir haben weiterhin genügend viele Spieler, um Matches zu gewinnen», sagt Campbell überzeugt. Die Situation sei vergleichbar mit anderen Jahren, es würden nicht mehr oder weniger Spieler die Trainings oder die Spiele besuchen. «Wir hatten immer ein dünnes Kader. Anders ist nur, dass man in diesem Jahr von den ausgeschiedenen Teams keine Spieler mehr transferieren kann», sagt der 38-Jährige. Darüber mache er sich aber keine Sorgen, letztlich könne bis dahin noch sehr viel passieren.
Zuerst steht vielmehr das Ende der ersten Nationalmannschaftspause an, das für den SCL besonders wichtig sein dürfte. «Wir wollen siegen»; sagt Campbell zum heutigen Spiel gegen die GCK Lions. Ein positiver Start sei nach dem negativen Ende vor der Pause wichtig. «Sechs Teams kämpfen aktuell um die besten Plätze», kommentiert er. Und dieser Kampf geht ab heute in die nächste Runde.
Von Leroy Ryser