• Allrounder Markus Bracher: In den letzten 25 Jahren ist er ein «echter» Madiswiler geworden. · Bild: Patrick Bachmann

07.10.2019
Oberaargau

«Ich lerne gerne immer wieder hinzu»

Er sei nach über 25 Jahren zum richtigen Madiswiler geworden, sagt Markus Bracher von sich selbst. Er nimmt aktiv teil am Dorf-leben und engagiert sich zudem in seiner zweiten Legislatur im Gemeinderat. Als Verantwortlicher der Gemeindebetriebe ist er für die Grundversorgung zuständig. Wie auch im Beruf als Informatiker lernt er da fast täglich Neues hinzu.

Madiswil · Werktags pendelt Markus Bracher mit dem Zug nach Bern und zurück. Häufig beginnt die Reise beim Bahnhof Madiswil, doch je nach Wetter fährt er manchmal auch mit dem Velo bis Langenthal. «Es geht leicht abwärts, und zeitlich macht es kaum einen Unterschied.» Natürlich sei dann die Heimfahrt etwas anstrengender, «doch dann habe ich gleich noch etwas Bewegung.» In seiner beruflichen Tätigkeit als System Engineer bei der BKW ist mehr sein Kopf gefragt. Seit vier Jahren arbeitet er beim Energieunternehmen, und es gefällt ihm gut, auch wenn die Herausforderung gross ist und fortlaufende Weiterbildungen angesagt sind. «Ich lerne gerne immer wieder hinzu und versuche, mit den Jungen mitzuhalten», schmunzelt er. Neu ist er in der BKW auch noch als Praxisbildner für die Informatiklehrlinge verantwortlich. 

Ursprünglich hatte Markus Bracher Kaufmann gelernt, ging dann aber nach der Lehre 1979 zur damaligen PTT, wo eine interne EDV-Grundausbildung angeboten wurde. «Es hatte mich sofort fasziniert, und ich wusste, dass das etwas sein könnte für mich.» Eine Ausbildung zum Informatiker war damals noch nicht möglich. Erst später konnte er sich zum Programmieranalytiker und zum Informatiker HF ausbilden lassen und viele zusätzliche Weiterbildungen absolvieren. Der Informatik blieb er aber treu. 

Überhaupt ist Markus Bracher sehr beständig. Er wuchs in Häusernmoos auf und lebt nun seit über 25 Jahren mit seiner Frau Therese in Madiswil. Sie hatten am Wiesenweg ein Haus gebaut und zwei Kinder grossgezogen. «Gerade für die Kinder war es wunderbar mit so viel Platz an einer Sackgasse ohne Verkehr aufzuwachsen. Einige Nachbarn hatten Kinder im ähnlichen Alter, und sie konnten draussen zum Beispiel Hockey spielen.» 

Man redet übereinander und schaut zueinander

Inzwischen sind die Kinder bereits über 30 Jahre alt und haben Madiswil den Rücken gekehrt. Das kann sich Markus Bracher für sich selber nicht mehr vorstellen: «Ich bin ein richtiger Madiswiler geworden.» Er schätzt es, dass man hier zwar oft übereinander redet, aber eben auch zueinander schaut und Sorge trägt. «Madiswil ist noch ein Dorf, es hat ein Zentrum mit vielen Einkaufsmöglichkeiten, und der Zusammenhalt ist gross.» 

Damit es so bleibt und sich die Gemeinde positiv weiterentwickeln kann, engagiert er sich auch in der Gemeindepolitik. Nach einer ersten Legislatur von 2007 bis 2010 wurde er letztes Jahr als Vertreter der Freien Wähler wieder in den Gemeinderat gewählt und ist nun für die Gemeindebetriebe zuständig. 

Da kümmert er sich in erster Linie um die Wasser- und die Stromversorgung sowie um das Abwasser, und er vertritt den Gemeinderat auch in der Fernsehgenossenschaft. Verschiedene Investitionen stehen an. Beim Wasser und Abwasser geht es in erster Linie um Erhalt und Sanierung. Doch auch Neuerschliessungen wie in Weinstegen oder eine Vernetzung der Wasserversorgung über die Gemeinde- und teilweise über Kantonsgrenzen hinaus werden vermehrt ein Thema, gerade auch wegen des Klimawandels und der zu erwartenden längeren Trockenperioden. Die Gemeinden des oberen Langetentals wollen sich künftig in Notlagen gegenseitig aushelfen. 

Das bedingt aber viele Diskussionen, detaillierte Planungen und je nachdem neue Pumpwerke. «Ich hatte vorher kaum eine Ahnung. Aber es ist sehr spannend, und die Zusammenarbeit mit der Verwaltung klappt hervorragend.» Es sei mehr Arbeit als erwartet, man erreiche da insgesamt fast ein 20-Prozent-Pensum. «Zum Glück bietet mir der Arbeitgeber die Möglichkeit, an Tagen mit örtlichen Terminen von zu Hause aus zu arbeiten», erzählt der 59-Jährige. Demnächst stünde beim Abwasser auch die Überprüfung der Hausanschlüsse an. Mit Kanalspiegelungen könne man mögliche Lecks finden, die dann natürlich geflickt werden müssten. Auch bei den Stromanschlüssen sei mit grösseren Investitionen zu rechnen: Bis in acht Jahren müssten 80 Prozent aller manuellen auf elektronische Zähler umgestellt werden. Und man plane in Madiswil, beim privaten Strombezug als neuen Standard die eneuerbaren Energien einzuführen und diese so gegenüber dem bisherigen «grauen» Strom zu bevorzugen.

Allgemein findet Markus Bracher das Engagement für die Grundversorgung eine sinnvolle Sache. Überhaupt sei die Stimmung und die Diskussionskultur im Gemeinderat gut. Man sei längst nicht immer gleicher Meinung, aber es gäbe immer gute Lösungen. 

Singen als Ausgleich

Zum Thema Mobilität hat er ein persönliches Anliegen an die Madiswilerinnen und Madiswiler: Er fände es gut, wenn man sich jeweils die Wahl des Verkehrsmittels besser überlegen würde. Ist das Velo effizienter, könnte der Flyer eine Alternative sein, brauche ich das Auto oder wähle ich den Zug? Kann ich den nächsten Einkauf vielleicht auch zu Fuss erledigen? 

Er denkt, dass damit schon viel gewonnen wäre, wenn man jeweils nicht nur aus purer Gewohnheit aufs Auto zurückgreife.

Den nötigen Ausgleich zum Beruf und zum Amt des Gemeinderates findet Markus Bracher in den wöchentlichen Proben beim Linksmähderchor. «Für mich ist es purer Genuss. Ich muss nichts vorbereiten und kann einfach hingehen und singen.» Der Chor würde sich übrigens über neue und jüngere Mitglieder freuen, fügt er mit einem Augenzwinkern an. Zudem ist er im Kochclub aktiv, geht regelmässig Biken oder Schwimmen und wandert gerne in den Bergen.
Viele dürften Markus Bracher auch noch aus seiner aktiven Zeit bei der Feuerwehr kennen. «Das waren gute Jahre, und ich kann dies jedem empfehlen.» So wirbt er für die verschiedensten Aktivitäten, wenn es um den Zusammenhalt im Dorf geht, sei es für Vereinsaktivitäten, für die Feuerwehr oder für das Engagement in der Gemeindepolitik. Für ihn ist es eine Herzensangelegenheit.

Pestizid im Trinkwasser?
In den vergangenen Monaten war die Qualität des Schweizer Trinkwassers vermehrt ein Thema. In den Medien war zu lesen, dass an etlichen Orten zu viel Rückstände von Pestiziden gemessen wurden, teilweise lagen die Resultate deutlich über dem Grenzwert. Auch bei der Wasserver­sorgung «Untere Langete» (dazu gehört der Ortsteil Gutenburg) hat der Kanton einen zu hohen Chlorothalonil-Wert gemessen.
Auf dem restlichen Gemeindegebiet kennt man die Belastung mit Pestizidrückständen nicht. Die Wasserqualität in der Gemeinde Madiswil wird zwar jährlich überprüft und als gut befunden, dabei werde aber nicht nach Pestiziden gesucht. «Wir gehen aber davon aus, dass unsere Quellen nicht stark betroffen sind. Abschliessend wissen wir es jedoch nicht», bestätigt Markus Bracher. Deshalb würden jetzt zusätzliche Messungen durchgeführt. Er kündet an, dass nächstes Jahr die Resultate publiziert würden. «Wenn Handlungsbedarf besteht, werden entsprechende Massnahmen ergriffen.» 

Von Patrick Bachmann