«Ich will es in den Weltcup schaffen»
Interview: Stefan Leuenberger im Gespräch mit Shaienne Zehnder, Nachwuchs-Skirennfahrerin aus Walterswil – Die 13-jährige Shaienne Zehnder hat bereits zum vierten Mal das wichtigste Nachwuchs-Skirennen der Schweiz gewonnen. In Sörenberg holte sie sich den Sieg am Final des Grand Prix Migros. Das grosse Ziel der ehrgeizigen Skirennfahrerin ist der Weltcup und die Olympischen Spiele.
Ski Alpin · Am Wochenende fand im Entlebuch das grosse Finale des Grand Prix Migros statt. 750 Kinder und Jugendliche aus 25 Kantonen und zehn Ländern starteten am 30. und 31. März beim Saisonhighlight in Sörenberg. Bei super Stimmung bot sich den Zuschauerinnen und Zuschauern ein aufregendes Rennspektakel. Die Erst- bis Drittplatzierten der 13 Grand Prix Migros Qualifikationsrennen zeigten grossartige Leistungen im Kombi-Race (Samstag) und im Riesenslalom (Sonntag). Am schnellsten unterwegs war der Kanton Bern mit 23 von möglichen 108 Medaillen. Eine Gold- und eine Silbermedaille in den wichtigsten Nachwuchsrennen der Schweiz gewann im Jahrgang 2006 das grosse Skitalent Shaienne Zehnder aus Walterswil. Das 13-jährige Mitglied des Ski-clubs Ahorn-Eriswil gilt als riesige Zukunftshoffnung im Schweizer Skisport. Der «UE» unterhielt sich mit ihr.
Mit 13 Jahren hast du am Sonntag bereits zum vierten Mal in deiner Karriere das wichtigste Skirennen im Nachwuchs gewonnen. Wo reihst du diesen Triumph in deinem Palmarès ein?
Es ist zweifelsohne mein schönster Erfolg. Mit jedem Jahr, das ich älter werde, sind solche Erfolge schwieriger zu erzielen, weil immer schneller Ski gefahren wird. Ich war in Sörenberg beispielsweise viel schneller und technisch viel besser unterwegs als bei meinem ersten Grand Prix Migros-Sieg 2014.
Was tust du mit der gewonnenen Goldmedaille und dem Stoff-Bären?
Die Medaille hängt bei meinen anderen Auszeichnungen in meinem Zimmer, der Stoff-Bäri sitzt auf dem Gestell.
Du hast das Kombi-Race am Samstag vor Lucie Ruffieux aus Charmey gewonnen. Am Sonntag hast du Silber gewonnen. Wieso war Ruffieux im Riesenslalom schneller?
Ich hatte kurz vor dem Ziel einen Fahrfehler zu beklagen, der mich mehr als die 0,26 Sekunden Rückstand gekostet hat. Im ersten Moment hat mich dies im Ziel sehr gefuchst. Dann kam der Moment, als ich mir sagte, dass eine Silbermedaille am Migros GP auch toll ist. Zudem mag ich den Sieg Lucie gönnen. Und im Kombi-Race hatte ich ja einen perfekten Lauf.
Seit 1972 wird der Grand Prix durchgeführt. Unzählige spätere Skihelden wie Pirmin Zurbriggen, Erika Hess, Maria Walliser, Didier Cuche oder Wendy Holdener haben daran teilgenommen und in den meisten Fällen auch gewonnen. Willst du es auch an die Spitze schaffen?
Ja, unbedingt. Es ist mein grosser Wunsch und mein Ziel, einmal im Skiweltcup mitzumischen und an Olympischen Spielen an den Start zu gehen. Das Skifahren bedeutet mir alles. Mit der grossen Freude an diesem Sport möchte ich es ganz hinauf schaffen.
Wenn wir gerade bei den grossen Namen sind: Lara Gut und Ted Ligety waren einst deine Vorbilder. Ist dies immer noch so?
Nein, nun heissen meine Vorbilder Alexis Pinturault und Wendy Holdener.
Was fasziniert dich an diesen Skirenngrössen?
Alexis fährt einfach extrem gut Ski. Ausserdem finde ich ihn sehr sympathisch. Wendy und ich haben mit Electrolux den gleichen Sponsor (lacht). Sie ist eine mega liebe Person. Ich habe schon mit ihr gesprochen. Ausserdem beeindruckt mich, mit welchem Ehrgeiz sie jedes Skirennen angeht.
Magst du den Trainingsaufwand auf dich nehmen, den es benötigt, um es wie deine Idole ganz nach oben zu schaffen?
Sicher. Egal, wieviele Lektionen es pro Tag sein werden.
Gibt es keine Probleme, wenn du in der Schule öfters wegen Trainings fehlst?
Wir haben mit der Schule Kleindietwil eine sehr gute Absprache. Es gibt diesbezüglich keine Probleme. Ich habe die Möglichkeit, den verpassten Stoff am Dienstag in der Hausaufgabenstunde nachzuholen. Meine Klassenlehrerin Natascha Beutler interessiert sich sogar für meine Leistungen. Sie hat mich am GP-Final vor Ort unterstützt. Dies hat mich ungemein gefreut.
Je älter du wirst, je schwieriger wird es. Dies hast du in dieser Saison erstmals zu spüren bekommen. Als dauerhafte Siegfahrerin und beste Schweizer Skirennfahrerin in deinem Jahrgang bist du öfters hinter dem Podest gelandet, weil du in deiner Kategorie gegen ältere Fahrerinnen antreten musstest. Ein Problem für dich?
Für mich stimmt es, wenn mich einige ältere Skirennfahrerinen bezwingen. Ich habe viel mehr ein Problem damit, wenn ich nach einem Fahrfehler einen Podestrang verpasse. Oder wenn ich, auf Siegkurs liegend, ausscheide. In solchen Momenten bin ich im Ziel jeweils sehr frustriert.
Weisst du eigentlich wieviele Siege du in deiner Karriere bereits gewonnen hast?
Keine Ahnung. Ich habe nie Buch geführt darüber. Ich will einfach möglichst gut Skifahren.
Wer ist eigentlich dein grösster Fan?
Schwierig zu sagen, weil es gleich mehrere Leute in meinem Umfeld gibt, welche sich sehr für mein sportliches Schaffen interessieren. Sie fragen jeweils, wie es mir gelaufen sei – oder gratulieren mir. Dies schätze ich sehr.
Was unternimmst du den Sommer über, um für die nächste Skisaison parat zu sein?
Es gibt sehr viele Konditionstrainings mit dem Verband Schneesport Mittelland. Ansonsten gehe ich oft Laufen oder Biken. Ich bin immer in Bewegung. Aber bereits jetzt freue ich mich schon wieder darauf, wenn es soweit ist, die Skis hervor zu nehmen.
Auszug aus der Rangliste: Final GP Migros, Kombi-Race, Mädchen Jg. 2006 (40 Klassierte): 1. Shaienne Zehnder, Walterswil, 50,20; 2. Lucie Ruffieux, Charmey, 50,87; 3. Fabienne Wenger, Zwischenflüh, 50,96. – Riesenslalom, Mädchen Jg. 2006 (41): 1. Lucie Ruffieux, Charmey, 47,31; 2. Shaienne Zehnder, Walterswil, 47,57; 3. Elin Romer, Ebnat-Kappel, 47,64.