• Familie gehört zum Leben: Annelis Erckert-Berger bei einem Spaziergang mit ihren beiden Töchtern.

  • Annelis Erckert-Berger ist vielseitig begabt: Ihre Leidenschaft gilt dem Malen, dem Modellieren von Skulpturen und auch das Schreiben bereitet ihr seit langer Zeit Freude. Im Herbst erscheint ihr nächstes Kinderbuch «Die verzauberte Schweizerfahne», mit 24 Seiten und Bildern. · Bilder: zvg

  • Seit vielen Jahren gehört auch die spanische Hündin Luana zur Familie Erckert.

16.08.2021
Emmental

Ihre Liebe zur Schweiz besteht weiterhin – auch wenn sie im Raum München wohnt

Annelis Erckert-Berger ist auch nach über 50 Jahren im Ausland, zwar nur in der Nähe von München, eine Vollblut-Emmentalerin geblieben. Sie liebt die Schweiz, die Schokolade so wie den Käse. Aber auch die Beziehung zu Freunden oder die Arbeit bringen sie immer wieder ­zurück zu ihren Wurzeln. Im Winter soll ihr neustes Kinderbuch «Die verzauberte Schweizerfahne» erscheinen. Zwei bis drei Mal im Jahr nimmt die Heimweh-Emmentalerin den Weg von Neubiberg, einer Gemeinde im Landkreis München, auf sich, um Zeit in ihrer ­geliebten Heimat zu verbringen.

Der UE geht um die Welt · Nicht allzu lange ist es her, als Annelis Erckert-Berger zuletzt in der Schweiz war (­Anfang Juli für 14 Tage). Sie ist öfters hier, weil ihr sonst ein Stück Heimat fehlt: «Ich bin eine Vollblut-Emmentalerin», sagt sie und ist, während sie ihre Geschichte über den Wegzug erzählt, den Tränen spürbar nahe.

Der Liebe wegen ausgewandert
Annelis Erckert-Berger ging nach der Primarschule in Affoltern im Emmental für ein Jahr ins Welschland nach Aigle. Dort arbeitete sie als Au-Pair, und als sie zurück nach Hause in ihr Elternhaus kam, ging die Reise als Au-Pair für sie in Bern für zwei Jahre weiter. Im Alter von 18 Jahren absolvierte sie eine Lehre als Köchin im «Rössli» in Wasen, bis es sie schliesslich für eine weitere Stelle ins Tessin nach Ascona zog.
Dort arbeitete sie im Sommer im Castello als Köchin und lernte ihren deutschen Mann Volker am Lago Maggiore kennen. Wegen ihm ist sie im Winter jeweils nach München gegangen, «jobte» dort in einer Hotelküche oder im Casino, und im Sommer kam sie wieder zurück nach Ascona. Das Hin- und Herreisen zwischen Deutschland und der Schweiz startete ab ihrem 20. Lebensjahr und endete mit 24 Jahren, als sich die beiden dazu entschieden, zu heiraten. Das Ehepaar bekam ein Jahr später Nachwuchs und baute sich in Neubiberg ein Haus. Fünf Jahre danach kam ihr zweites Kind zur Welt. Annelis Erckert-Berger lebt seit dem Tod ihres Mannes, der an Leukämie starb, noch immer im selben Haus. Jahre später bildete sie mit Horst, einem Mann, den sie übers Internet kennengelernt hat, dort eine Lebensgemeinschaft. Die beiden waren nicht verheiratet und hatten keine Kinder. Im Jahr 2016 starb auch Horst an einer Krankenhaus-Infektion. Seit 1965 lebt Annelis Erckert-Berger immer noch in diesem Haus, ihrem «KunstAtelier», wie sie es heute selber benennt. Sie hat einen prächtigen Garten und bekommt oft Besuch von ihren vier Grosskindern. Und sie lebt zusammen mit ihrer spanischen Hündin Luana, mit der sie gerne im Wald spazieren geht.

«Es zieht mich immer wieder nach Hause»
Die 77-Jährige reist mit dem Auto immer wieder in die Schweiz, um ihre Liebsten zu besuchen. Dazu gehören Freunde wie etwa ihre beste Freundin Elisabeth oder ihr jetziger Partner Ueli. «Es ist ein ehemaliger Schulfreund von mir», erzählt sie – die beiden haben sich vor einem Jahr über die sozialen Netzwerke wiedergefunden. Als die Eltern von Annelis Erckert-Berger noch lebten, wohnte sie jeweils während ihren Besuchen im Elternhaus im Weier. Als diese gestorben waren, blieb sie noch ein Jahr im Haus, um Abschied zu nehmen, bis es schliesslich verkauft wurde. Von da an mietete sie eine Ferienwohnung in Sumiswald, bis zum Zeitpunkt als sie ihren heutigen Partner kennenlernte. «Anfangs Juli war ich für zwei Wochen bei ihm. Ich bin so zwei bis dreimal im Jahr für etwa 14 Tage in der Schweiz», erzählt Annelis Erckert-Berger und sagt, dass es sie immer wieder nach Hause ziehen würde. Dabei wirkt sie sehr emotional. Dennoch ist sie, wie sie selbst sagt, mit ihrem Leben in München zufrieden und ist dort auch angekommen: «Ich könnte mir wegen meinen Töchtern und Grosskindern nicht mehr vorstellen, mich an einen anderen Ort hin zu verpflanzen.»

Münchnerin mit Heimweh-Gefühlen
In Neubiberg, einer Vorstadt Münchens, ist Annelis Erckert-Berger kreativ und auch vielseitig unterwegs. «Ich bin in München zu Hause», sagt sie überzeugt und dennoch denke sie noch oft an die Schweiz und vergiesse für ihre Heimat manchmal ein paar Tränen. Doch es sind nicht etwa nur Tränen der Trauer, sondern auch der Freude: «Meine Heimat liegt mir immer noch sehr am Herzen, auch wenn ich Münchnerin bin und mir das Leben hier in Deutschland gefällt. Meine Wurzeln sind nun einmal in der Schweiz.» Damit das Heimweh ein wenig abnimmt, ist sie schon seit langer Zeit «UE»-Abonnentin: «Die Zeitung informiert mich und ich lese alles, um meiner Heimat möglichst nah zu sein», gibt Annelis Erckert-Berger zu verstehen. Schwierigkeiten beim Verstehen von Schweizerdeutsch hat sie nicht, aber das Sprechen fällt ihr nicht mehr so leicht wie früher: «Mittlerweile habe ich Probleme mit dem Jonglieren zwischen der deutschen Sprache und dem Schweizer Dialekt. Ich finde dann mal ein Wort nicht oder weiss gerade nicht, wie ich mich in Schweizerdeutsch ausdrücken soll», gibt sie zu. Denn inzwischen denke sie in Deutsch.

Die Kunst und das Schreiben
Hektik sei nicht ihr Ding, vor allem nicht das Stadtleben. Gut, dass Annelis Erckert-Berger sich etwas ausserhalb des Getümmels aufhält. So beschäftigt sie sich liebend gern im und um ihr Haus in Neubiberg mit der Kunst und dem Schreiben. «Zu malen ist für mich mehr als ein Hobby», schwärmt sie. Die Kunst entdeckte sie damals in Ascona, als sie durch eine Kollegin einen Kunstmaler kennenlernte, der ihr während ihrer freien Tage das Handwerk beibrachte. «Ich versuchte immer alles, wollte immer etwas Neues ausprobieren», lacht sie und erzählt weiter, dass ihr Hobby zu einer Berufung geworden sei. «Ich habe mit Aquarell angefangen, später habe ich auch versucht, mit Ton zu modellieren und war einfach immer kreativ unterwegs». So absolvierte sie Ausbildungen in diversen Malrichtungen sowie im Modellieren und war Schülerin der Kunstakademie Bad Reichenhall und ist seit Jahren Mitglied des Ottobrunner Kunstverein. Annelis Erckert-Berger experimentiert aus Leidenschaft – auch und gerade über Kunstgattungen hinweg. Obwohl ur-
sprünglich von der Malerei kommend, verschrieb sie sich lange Zeit ganz der figürlichen Plastik.
Nebst diesen kreativen Tätigkeiten hat sie vor zehn Jahren auch noch das Schreiben für sich entdeckt: «Ich bin ein kreativer Mensch und habe eine unglaubliche Fantasie. Und Schreiben tat ich schon immer gerne», so Annelis Erckert-Berger. Ihr erstes Kinderbuch «Der rote i-Punkt» mit 30 Seiten ist vor sechs Jahren erschienen. Auf unerklärliche Weise fällt «der rote i-Punkt» in der Druckerei aus der Zeitung, landet auf dem Fussboden und begibt sich dann auf sein eigenes Abenteuer. Ein weiteres Kinderbuch, «Die verzauberte Schweizerfahne», soll im Herbst mit 24 Seiten erscheinen. Im Kinderbuch geht es darum, dass Anna schuld an den vielen Schweizerfahnen ist: Ob im Garten oder auf dem Dach – sie sind überall. Momentan arbeite sie an einem weiteren Kinderbuch, denn die Ideen gehen ihr nicht so schnell aus. «Mir kommen noch weitere tolle Sachen in den Sinn. Die nächste Geschichte hat mit dem Wind zu tun», verrät sie begeistert.

Von Chantal Bigler