• Es ist eine zeitraubende Arbeit, falsch deponierte Entsorgungsgüter aus den bereitgestellten Containern zu klauben. Doch die meisten Leute trennen korrekt.

  • Leuchtturm Betriebsleiter Thomas Grob hält einen zusammengepressten, etwa 15 Kilogramm schweren Styropor-Block in den Händen. Jährlich werden rund sechs Tonnen Styropor in der Brocki entgegengenommen. · Bilder: Marion Heiniger

23.07.2020
Huttwil

«Im Grossen und Ganzen wird gut recycelt»

Es ist ganz einfach: Hinfahren, ausladen, getrennt entsorgen, wegfahren. Wer Entsorgungsgüter in die Heilsarmee Brocki nach Huttwil bringt, kann schnell und unkompliziert seine alten oder defekten Waren und den Abfall loswerden – kostengünstig, vieles gar kostenlos. 18 Mitarbeitende sorgen an sechs Tagen die Woche dafür, dass angelieferte Waren von Autopneus bis Zierdeckchen ihren Weg in den Secondhand-Laden finden oder fachgerecht entsorgt werden.

Thomas Grob, Betriebsleiter des Leuchtturms, steht bei der Selbstentsorgungsstrasse vor dem PET-Container und fischt eine Speiseölflasche heraus. «Die gehört in den Kunststoffsammelsack, hier dürfen nur PET-Getränkeflaschen hinein», erklärt er, während sein Blick weiter zu den Glascontainern gleich daneben wandert. Weiss und braun müssen hier genau getrennt werden, alles andere kommt zum grünen Glas.
Doch so einfach wie es scheint, ist es nicht. Häufig ist die Farbe nicht auf den ersten Blick erkennbar, denn je nach Lichteinfall sieht man, dass die vermeintlich braune Flasche eben doch grün ist. «Alle Zweifelsfälle gehören in den grünen Glascontainer», gibt Grob den Tipp. Beim Papier wird er ebenfalls fündig. «Papiertüten sind speziell beschichtet und gehören zum Karton», sagt er, während er ebendiese Tüte zwischen den Zeitungen hervorklaubt. Es ist eine mühselige und zeitraubende Arbeit, falsch deponierte Entsorgungsgüter an ihren richtigen Platz zu legen. Thomas Grob zeigt sich aber dennoch zufrieden: «Im Grossen und Ganzen wird korrekt getrennt, es sind nur sehr wenige, die beispielsweise Elektroschrott oder Hausmüll auch gleich beim Altpapier entsorgen.» Für solche Fälle ist das Gelände videoüberwacht. Wer vorsätzlich falsch entsorgt, kann auch schon einmal mit einer unerwarteten Rechnung der Brocki überrascht werden.

Fachgerechte Entsorgung
Etwas anders sieht es bei der überdachten Recyclingstelle aus. Hier findet man kaum etwas in den bereitgestellten Containern, was dort nicht hineingehört. Ob Elektroschrott, Neonröhren, Styropor oder Sonderabfälle aus dem Haushalt, die Mitarbeitenden der Brocki helfen den Kunden richtig zu entsorgen.
Die angelieferten Waren werden gesammelt und später für die fachgerechte Entsorgung vorbereitet. Dafür ist der «Leuchtturm» unter der Leitung von Thomas Grob zuständig. Hier arbeiten unterdessen 25 Personen, welche sich in einer schwierigen Lebenssituation befinden, und zumeist den Elektroschrott bis in ihre kleinsten Bestandteile auseinandernehmen. Angeliefertes Holz wird in der Leuchtturmhalle geschreddert, das Styropor zu Blöcken zusammengepresst oder alte Fahrräder wieder fachkundig zum Leben erweckt.

Zu Stosszeiten bis zu 100 Autos
Recycling ist derzeit hoch im Kurs. Zugenommen hat in der Brocki Huttwil vor allem die Menge im Selbstentsorgungsbereich. Was sich im ersten Moment erfreulich anhört, wurde unterdessen für die 18 Mitarbeitenden der Brocki zu einem Problem. «Zu Stosszeiten haben wir schon gegen 100 Autos im bedienten Entsorgungshof an einem Tag gezählt. Teilweise stehen sie bis zur Strasse zurück in der Schlange», gibt Thomas Grob zu bedenken. Damit der immer grösser werdende Andrang entschärft werden kann, plant die Brocki eine Umstrukturierung der Selbstentsorgungstrasse und der überdachten Recyclingstelle. Wie genau das neue Konzept aussehen wird, welches insbesondere auf Verkehrsführung und Unfallvermeidung abzielt, ist noch nicht bekannt. «Es sind schon viele Überlegungen gemacht worden, aber zurzeit noch nichts spruchreif», gibt sich Thomas Grob noch bedeckt.

1814 Tonnen wurden entsorgt
Wirft man einen Blick auf die Zahlen der im Jahr 2019 gesammelten Entsorgungsgüter, verwundert es nicht, dass auf dem ohnehin schon engen Gelände der Brocki Huttwil zeitweise ein grosses Gerangel herrscht. Über 1814 Tonnen konnten im Jahr 2019 von der Bevölkerung aus Huttwil und der näheren Umgebung entgegengenommen werden.
Das sind 200 Tonnen mehr als im Jahr zuvor. Die grössten Mengen machen dabei der Elektroschrott mit 458 Tonnen und Karton mit 297 Tonnen aus. Gleich dahinter steht in der Statistik Holz mit 237 Tonnen und das Altpapier schlägt mit 165 Tonnen zu Buche. Glas fällt mit 112 Tonnen und Eisen mit 106 Tonnen ins Gewicht. Im zwei- oder einstelligen Bereich sind leichtere Güter wie beispielsweise Kunststoffsammelsäcke mit 19 Tonnen, Styropor mit 6 Tonnen oder Alu Dosen mit 2,6 Tonnen in der Statistik aufgeführt.
Erfreulich ist auch die Menge des gesammelten Kartons von 297 Tonnen. Und das, obwohl die Entsorgung von Karton unterdessen nicht mehr kostenlos ist. Dafür wurde eine Kasse neben der Entsorgungsstelle aufgestellt und damit die Kundschaft aufgefordert, einen freiwilligen finanziellen Beitrag zu leisten. «Mit diesem Geld konnten wir bisher die Unkosten der Kartonentsorgung decken», freut sich Thomas Grob.
Doch obwohl insbesondere die Menge der entsorgten Güter für die Brocki in Huttwil auch eine finanzielle Sicherheit darstellt, sind die Mitarbeitenden sich einig, dass in den Haushalten trotz allem darauf geachtet werden sollte, so wenig Abfall wie möglich zu produzieren.

Von Marion Heiniger