«Im Jeep Club sind legendäre Alleskönner»
Die Wurzeln des Jeep Clubs Emmental (JCE) liegen im Restaurant Schlacht in Sempach. Die sechs Gründungsmitglieder, unter ihnen der 87-jährige Alfred Stalder, grübelten an diesem Ort zum ersten Mal über die Idee einer Jeep-Interessengemeinschaft (IG) nach. Der Wunsch, einen Club zu gründen, erfüllte sich 1988. Alfred Stalder war zehn Jahre lang Obmann der IG, bis ihn 1998 Christian Fiechter als erster Präsident ablöste. Zusammen mit dem «UE» gehen die beiden zurück zum Ursprung des Clubs und werfen mit dem jetzigen Präsident Marcel Reist auch einen Blick in die Zukunft.
Emmental · Die Sonne hat uns dieses Jahr zwar schon die erste warmen Tage beschert. «Doch noch ist es zu früh für eine Frühlingsfahrt mit einem Oldtimer-Jeep», muss der 35-jährige Marcel Reist, aktueller Präsident des JCE und Inhaber von Oldi-Tech in Wasen, auf eine entsprechende Anfrage abwinken. Somit müssen sich die Oldtimer der Mitglieder des Jeep Clubs Emmental noch eine Weile in der Garage gedulden. Aber keineswegs zu früh ist es, um schon darüber zu sprechen. Denn der JCE schreibt seit über 30 Jahren regelmässig vor allem gesellige und persönliche Geschichten mit ihren Anlässen, die normalerweise ab Mitte Mai stattfinden, wenn es wärmer wird.
«Der Sinn und Zweck des Vereins ist der Erhalt und die Pflege dieser legendären Alleskönner», umschreibt Marcel Reist die Motivation. Exakt zum 30-jährigen Jubiläum (2018) übernahm Marcel Reist als vierter Präsident die personellen wie administrativen Aufgaben des Clubs. Schon als Kind wurde er vom Jeep Virus angesteckt. Mittlerweile gehören fünf Oldtimer zu seiner Sammlung. Der gelernte Polymechaniker ist seit 2018 selbstständig und stellt hauptsächlich Ersatzteile her. Während Marcel Reist erzählt, klingelt es an der Tür und Alfred Stalder kommt herein. Der 87-Jährige ist kein Kunde, der etwa seinen Ford GPW Jeep zur Reparatur bringen will, sondern Gründer und ehemaliger Obmann des Jeep Club Emmental. Etwas später stösst auch noch der 76-jährige Christian Fiechter dazu, der erste Präsident des Clubs. Die drei Männer verbindet viel mehr als nur ein gemeinsames Amt, das sie hatten oder noch haben. Denn nebst ihrer Leidenschaft zu den Jeep Oldtimern ist es eine tiefe Freundschaft.
Durch einen unfertigen Tunnel und mit Bewilligung auf den Napf
Wenn die drei ihre Erlebnisse über die Jahre hindurch schildern, wird einem warm ums Herz. Es sind Momente, die sie in sich tragen und nie vergessen werden, weil sie Teil ihres Lebens sind. Zusammen unternehmen sie Ausfahrten bis ins hohe Alter. «Nach einer zweitägigen Reise kommen wir nicht kaputt, sondern richtig erholt zurück», sagt der Alfred Stalder entspannt. Christian Fiechter erzählt davon wie der JCE durch einen SBB Tunnel
gefahren ist, noch bevor die Schienen für die Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnstrecke Mattstetten-Rothrist gelegt wurden. Es wird geschwärmt von Christian Fiechters Spezialität: Das «Saubräteln» auf der Lushütte, das 2011 das letzte Mal stattfand. Viele Erlebnisse verbinden sie mit ihrem Stand am Gotthelf Märit, an dem sie jeweils alte Handwerke vom Wedelen machen, übers Sense dengeln oder Besen binden zeigen. Wer auf der Lüderen wandern geht, kommt auch nicht um den Jeep Club Emmental herum. Hier steht einer ihrer selbstgemachten Tische, und auch im Entlebuch hinterlassen sie mit ihren Brunnentrögen Spuren. Als weiteres Highlight nennen sie die bewilligte Fahrt auf den Napf. Aber auch der verpatzte Weltrekord im Jahr 2000 ist noch bestens in Erinnerung, als man versuchte, eine 28 Meter hohe Finnenkerze anzuzünden. «Das war einmal», schwelgt Fiechter in Erinnerung. Auch wenn der Wille der Mitglieder da gewesen sei, so war das Feuer letztlich doch zu schwach. Ob Niederlage oder Sieg, die Freude und der Spass, der kollegiale Zusammenhalt in und ausserhalb des Clubs und die wertvollen Erinnerungen sind das, was den JCE zu dem macht, was er über die Jahre hindurch geworden ist. «Egal was kommt, uns ist es wichtig, gesund zu bleiben und so bald als möglich wieder die Motoren starten zu können», sind sie sich einig.
Eine Freundschaft fürs Leben
Wie kommt man aber auf die Idee, einen Jeep-Club zu gründen? «1947 habe ich den ersten Jeep gesehen, damals war ich in der 7. Klasse», erzählt Alfred Stalder. Das war der Tag, wie er selbst sagt, an dem er sich während der Schulpause mit dem «Jeep-Virus» ansteckte und sich für die RS sogleich einen kaufen wollte. «Ich hatte damals aber keine 5000 Franken und mein Vater wollte keinen kaufen», erzählt er. Doch sein Traum wurde schliesslich im Sommer 1983 Wirklichkeit, als er im Alter von 40 Jahren seinen ersten Jeep Ford GPW mit Geburtsschein November 1943 erwerben konnte.
So kam es, dass ein paar Jeepbesitzer wie Samuel Käser, Hanspeter Roth, Hans Schweizer, Werner Leuenberger, Hans Dubach und Alfred Stalder eine Interessengemeinschaft bildeten mit Sitz im Bären Rüegsau. Hans Schweizer und Alfred Stalder trafen 1984 einen Jeepbesitzer aus Schenkon bei einem Militärfahrzeugtreffen in Sarnen: Robert Lötscher. Dieser erzählte den beiden, dass seine Zentralschweizer Kollegen sich jeweils am ersten Donnerstag jeden Monats in Sempach treffen würden. Die Emmentaler Jeepfreunde machten sich auf den Weg in das Restaurant Schlacht und dort entwickelte sich eine Freundschaft, die noch heute von grosser Bedeutung ist. Dieses Treffen mit dem Jeep Club Zentralschweiz in Sempach führte dazu, dass die Emmentaler Jeep-IG den Wunsch hatte, einen eigenen Club zu gründen.1988 kam die Gründung mit 30 Mitgliedern schliesslich zustande und wuchs zehn Jahre später auf weitere 50, hinzu kam noch ein Vorstand. Der erste Präsident war Christian Fiechter, der 15 Jahre lang amtete. Alfred Stalder erinnert sich gerne an Fiechters Worte, als er sagte: «Das Clübli gefällt mir, hier mache ich mit.»
Ausfahrten mit Tradition
«Schon vor 30 Jahren gab es die Frühlings-, Sommer- und Herbstfahrt», wirft Alfred Stalder in die Runde. Auch der Chlousehöck sei schon immer Teil des Programms gewesen, fügt er weiter hinzu. 1994 folgte der 1. August, als der zum nationalen Feiertag erklärt worden ist. «Seither gehen wir an diesem Tag gemeinsam auf einem Bauernhof brunchen», freut er sich. Weggefallen sei dafür das Jeep Rallye, und dies bedauert vor allem Marcel Reist sehr: «Das Geschicklichkeitsfahren ist zu vergleichen mit einem Postenlauf. Es wurde jedoch von keinem unserer Mitglieder mehr organisiert.»
Aktuell über 100 Mitglieder
Seit der Gründung des Clubs hat es aber nicht viele Veränderungen gegeben. Immerhin hat die Digitalisierung Einzug gehalten. «Früher haben wir etwa alles von Hand geschrieben und viel mehr herumtelefoniert», blicken Christian Fiechter und Alfred Stalder auf die Anfänge zurück. Heute sei natürlich alles digitaler geworden, bestätigt Marcel Reist. So wird auf der Webseite eben auch digital um neue Mitgliedern geworben. «Wir haben aktuell 107 Mitglieder», so Reist. Über die Jahre hindurch sei die Zahl der Mitglieder konstant über 100 geblieben.
Unter den Mitgliedern sei von 30- bis 90-Jährigen alles dabei, und sie stammen aus dem Raum Emmental bis hin zum Jura. «Dennoch wünschen wir uns, dass wir mehr junge Leute für unseren Club begeistern können», erklärt Reist und legt seine Hoffnung auf die Nachwuchsförderung, das heisst, vor allem auf die Grosskinder der älteren Generation. Wer dem JCE gerne beitreten möchte, kann dies mit einem Mitgliederbeitrag von 20 Franken im Jahr tun. Mitglied kann jeder werden, der im Besitz eines der folgenden Fahrzeuge ist: Jeep, Ford MUTT, Landrover, Haflinger, Dodge oder Pinzgauer. Wichtige Voraussetzung sei aber, dass das Baujahr älter ist als 1975.
Von Chantal Bigler