• Der strahlende Schweizermeister 1976 SC Langnau (hinten, von links): Anton Stadelmann (Präsident), Andreas Meyer, Jürg Lehmann, Hansruedi Tanner, Michael Horisberger, Alfred Hutmacher, Rolf Tschiemer, Werner Lengweiler, Bruno Haas, Peter Lehmann, Simon Schenk, Hans Brechbühler (Coach) und Peter Wüthrich. Vorne: Edi Grubauer, Jürg Berger, Alfred Bohren, Jean Cusson, Ernst Lüthi, Fritz Lehmann, Hans Wüthrich, Heinz Huggenberger und Michael Horak. · Bilder: Hans Wüthrich

  • «Hexer» Edi Grubauer: Leistungsträger und defensive Lebensversicherung beim bislang einzigen SCL-Meistertitel.

  • Stolz präsentiert Captain Fritz Lehmann vor laufender Kamera den Pokal. Rechts Schiedsrichterikone Heinrich Ehrensperger, der das Spiel leitete.

  • Zwei wertvolle Stützen des Meisterteams: Verteidiger Andreas Meyer (links) und Spielertrainer Jean Cusson (mit Blumenstrauss).

  • Aldo Zenhäusern, Jean Cusson und Köbi Kölliker – drei Hockeylegenden im verbissenen Kampf um die Scheibe.

01.03.2021
Region

Im letzten Spiel zum einzigen Meistertitel

Vor 45 Jahren: SC Langnau – EHC Biel 6:3 (4:1, 1:0, 1:2) – Heute vor genau 45 Jahren, am Dienstag, 2. März 1976, wurde die NLA-Meisterschaft erst im letzten Spiel entschieden. Der SC Langnau nutzte diese Chance, liess dem EHC Biel keine Chance und gewann das Spiel sowie den ersten und bisher einzigen Meistertitel der Klubgeschichte.

Eishockey · Jean Cusson übernahm als Spielertrainer den SC Langnau in der Saison 1974/75 und wurde Nachfolger des erfolglosen Kurt Sepp. Zuvor hatte er vier Jahre erfolgreich den HC Genf-Servette trainiert. Und der Frankokanadier führte die Emmentaler schon in der ersten Saison aus der Relegationszone in die Spitzengruppe und gewann mit dem SCL auf Anhieb hinter Bern und La Chaux-de-Fonds überraschend die Bronzemedaille.

«Wir wollen Meister werden»
In einer Vorschau auf die Saison 1975/76 liess Jean Cusson mit folgenden Aussagen aufhorchen: «Es macht keinen Sinn, nach dem letztjährigen dritten Rang mit verbessertem Spielermaterial einen dritten Platz als Ziel auszugeben. Wir wollen auf den Titel lossteuern. Das heisst aber noch nicht, dass wir die Meisterschaft gewinnen.» Aber warum dann diese Aussage? «Ich glaube, unsere grösste Schwäche ist die, dass unsere Mannschaft keine eigentlichen Schwächen aufweist. Das Team ist enorm ausgeglichen. Die vielen talentierten jungen Spieler werden nochmals einen Schritt nach vorne machen. Ebenfalls verspreche ich mir vom grösseren Konkurrenzkampf einen zusätzlichen Leistungsschub.»

Immer in der Spitzengruppe
Die Emmentaler wussten diese Prognosen in die Tat umzusetzen. Während der ganzen Saison waren sie in der Spitzengruppe vertreten. Vor der rund zweiwöchigen Pause während den Olympischen Spielen in Innsbruck anfangs Februar 1976 lagen sie fünf Punkte hinter dem EHC Biel auf dem zweiten Platz. Während die überraschenden Seeländer – sie spielten die erste Saison in der Nationalliga A – die ersten drei Spiele nach der Pause allesamt verloren, setzten die Emmentaler zu einem fulminanten Endspurt an. Sie gewannen in Kloten mit 5:2, anschliessend wurden zuhause der grosse Kantonsrivale Bern mit 6:2 und La Chaux-de-Fonds ebenfalls mit 6:2 vom Eis gefegt. Nun lag Langnau vor dem letzten Spiel der Saison, heute vor      exakt 45 Jahren, plötzlich einen Punkt vor Biel. Mit einem Sieg oder einem Unentschieden könnte sich Langnau zum Meister krönen, bei einer Niederlage würde der Meisterpokal ins Seeland wandern.  
 
Meisterschleier früh gelüftet
Vor der Rekordkulisse von 5878 begeisterten Zuschauern in der berstend vollen Ilfishalle setzten die Langnauer, wie in allen Heimspielen gewohnt, ihren Gegner von Beginn weg mit einem Zweimann-Forechecking unter Druck. Gegen dieses aggressive und körperbetonte Spiel konnten die Bieler keine grosse Gegenwehr leisten und wurden früh auf die Verliererstrasse gedrängt. Tanner, Berger und Horisberger sorgten bis zur 13. Minute für die beruhigende 3:0-Führung. Das 3:1 durch Widmer beantwortete Berger mit seinem zweiten persönlichen Treffer noch im ersten Drittel mit dem 4:1. Spätestens nach dem 5:1 anfangs Mitteldrittel durch Peter Wüthrich hatte Langnau den Meisterschleier endgültig gelüftet. Die kleine Hoffnung der Gäste zu Beginn des Schlussdrittels nach Zenhäuserns 5:2 knickte Cusson postwendend und endgültig mit dem 6:2. Das 6:3 durch Burri kurz vor Schluss   war nur noch Resultatkosmetik.
Nach dem grössten Sieg in der bisherigen Klubgeschichte und dem damit errungenen Schweizermeistertitel gab es kein Halten mehr, und es brachen alle Dämme. In Langnau und im ganzen Emmental wurde die Freinacht genossen und der Titel des Landklubs bis in die frühen Morgenstunden ausgiebig gefeiert.Eing.

Matchtelegramm: Dienstag, 2. März 1976. – Ilfishalle, Langnau. – 5878 Zuschauer (ausverkauft). – SR: Ehrensperger/Arcon/Frei. – Tore: 3. Tanner (Cusson) 1:0; 6. Berger (Cusson) 2:0; 13. Horisberger (F. Lehmann) 3:0; 14. Widmer (Zenhäusern) 3:1; 20. Berger (H. Wüthrich) 4:1; 22. P. Wüthrich (Tschiemer) 5:1; 41. Zenhäusern 5:2; 42. Cusson 6:2; 59. Burri 6:3. – Strafen: je 8x 2 Minuten. – SC Langnau: Grubauer; Meyer, Lüthi; P. Lehmann, Tanner; J. Lehmann; Tschiemer, P. Wüthrich, Schenk; Berger, H. Wüthrich, Cusson; Horisberger, Lengweiler, F. Lehmann; Bohren, Hutmacher, Huggenberger; Haas. – EHC Biel: Nagel; Zenhäusern, Kölliker; Lohrer, Dubois; Valenti; Jenkins, Lindberg, Widmer; Lardon, Berra, Stampfli; Flotiront, Burri, Henrioud; Hänseler, Riesen.

Schlussrangliste 1975/76:  1. Langnau, 28 Spiele/39 Punkte (18 Siege, 3 Unentschieden, 7 Niederlagen, Torverhältnis 132:85); 2. Biel, 28/36; 3. Bern, 28/35; 4. La Chaux-de-Fonds, 28/32; 5. Sierre, 28/25; 6. Ambri-Piotta, 28/23; 7. Kloten, 28/23; 8. Villars, 28/11.

SCL-Meisterteam 1975/76

Torhüter
20 Edi Grubauer, 1954; 1 Michael Horak †, 1939

Verteidiger
7 Ernst Lüthi, 1954; 11 Andreas Meyer, 1954; 2 Peter Lehmann, 1946; 4 Hansruedi Tanner, 1949; 3 Jürg Lehmann, 1955

Stürmer
16 Jürg Berger, 1954; 6 Hans Wüthrich, 1946; 17 Jean Cusson, 1944; 8 Rolf Tschiemer, 1951; 18 Peter Wüthrich, 1956; 13 Simon Schenk †, 1946; 12 Fritz Lehmann (C), 1945; 15    Werner Lengweiler, 1947; 9 Michael Horisberger, 1954; 21 Alfred Bohren, 1956; 14 Heinz Huggenberger, 1948; 22 Alfred Hutmacher, 1955; 10 Alfred Lehmann, 1946; 19 Bruno Haas, 1957

Staff
Jean Cusson, Spielertrainer; Hans Brechbühler, Coach; Max Liniger, TK-Chef; Franz Hebeisen, Material; Heinrich Kellenberger, Physio

Ilfishalle – 1975/76 erstmals unter einem Dach
Der Schweizerische Eishockey-Verband schrieb vor, dass ab der Saison 1976/77 die Meisterschaftsspiele der Nationalliga A in Hallen ausgetragen werden müssen.
Deshalb war eine Überdachung der offenen Kunsteisbahn an der Ilfis unumgänglich. Aus verschiedenen Projekten wurde eine Holzkonstruktion gewählt. Besonders achtete man darauf, dass die Halle in die Naturlandschaft an der Ilfis integriert wurde und das einheimische Gewerbe den Bau erstellen konnte. Die Überdachung der bestehenden Kunsteisbahn verursachte Kosten von rund 800 000 Franken. Die Finanzierung erfolgte über ein Darlehen der Gemeinde Langnau, Anteilscheine, Sammlungen und Fronarbeiten. Dass bereits nach der ersten Saison in der neuen Halle der Meistertitel gefeiert werden konnte, war natürlich die absolute Krönung. Eing.