Im «Löie» wird bald wieder gekocht
Im Gasthaus Löwen ist wieder Leben eingekehrt. Zwar gehen noch keine Gäste ein und aus, sondern vorerst Handwerker, doch schon bald soll das markante Traditionshaus inmitten von Thörigen wieder eröffnet werden. Der neue Pächter heisst Michel Aegerter und hatte zuvor 19 Jahre lang erfolgreich das Gasthaus Hirschen in Grünen geführt.
Thörigen · Er ist Gastwirt mit Leib und Seele und hat sein ganzes bisheriges Arbeitsleben der Gastronomie verschrieben. Die Rede ist von Michel Aegerter, dem neuen Pächter des Gasthauses «Löie» in Thörigen, das zurzeit noch einer Grossbaustelle gleicht. Handwerker wuseln durch das grosse Haus, verlegen Bodenplatten, erneuern Parkettböden, schleifen und streichen Wände und Decken. Es ist laut und staubig. Michel Aegerter steht im Erdgeschoss in einem hellen, leeren Raum. «Hier wird die neue Küche entstehen», erklärt er, steigt über Kabel und Handwerkerutensilien hinweg und macht mit den Armen eine ausschweifende Bewegung. Die Küche ist noch am selben Ort, wo auch früher der im August 2020 verstorbene Starkoch Nik Gygax seinen berühmten Kochlöffel schwang. «Die neue Küche wird nur noch halb so gross sein, optimal eingerichtet reicht mir das aber vollkommen aus.» Der gelernte Koch und Restaurantfachmann weiss, wovon er spricht, er ist ein Profi im Gastro-Metier. Die Lehre zum Koch absolvierte er als erster Lehrling im Landgasthof und Hotel Bären in Sumiswald und hängte anschliessend eine zweite Ausbildung zum Restaurantfachmann im Hotel Moosegg an. Anschliessend kehrte er nochmals für kurze Zeit in den Bären nach Sumiswald zurück, bis er im Jahr 2003 den Gasthof Hirschen in Grünen kaufte.
19 Jahre lang hat er dort für das Wohl seiner Gäste gesorgt und sogar die Corona-Pandemie gut überstanden. Die Energiekrise jedoch zwang ihn in die Knie. Schweren Herzens musste der 42-jährige Gastronom den Hirschen verkaufen. Der Käufer war es auch, der ihn auf den Gasthof Löwen in Thörigen aufmerksam machte. «Er fragte mich, ob das nicht etwas für mich wäre», erinnert sich Aegerter.
Zuerst Nein, dann ein klares Ja
Obwohl sich Michel Aegerter fest vorgenommen hatte, in Zukunft kein Restaurant mehr selbstständig zu führen, sondern sich als Koch oder im Service einstellen zu lassen, war seine Neugierde dennoch geweckt und er wagte einen ersten Blick in das Traditionshaus in Thörigen. «Als ich den ‹Löie› betrat, war mein erster Gedanke: Nein, nicht mal annähernd! Ich musste zu mir selbst sagen: Denk nicht mal daran.» Doch es kam, wie es kommen musste. Der Gastro-Profi vergass sein Handy und musste am nächsten Tag nochmals hinfahren.
«Als ich das zweite Mal das Haus betrat, habe ich, ohne es eigentlich zu wollen, sofort angefangen zu planen und das Gasthaus im Geiste eingerichtet.» Kurz darauf rief er den Besitzer an und sagte zu. «Es bereitet mir wirklich grossen Spass, den ‹Löie› neu einzurichten und dabei Altes und Neues zu kombinieren», schwärmt Michel Aegerter, dem es sehr wichtig ist, dass der besondere Charme des Hauses erhalten bleibt. So ist es für ihn auch kein Problem, dass der Denkmalschutz gewisse Vorschriften macht. Denn er wollte sowieso, dass die alten Türen und die alten Parkettböden erhalten bleiben. Einzig den alten Sitzofen in der Gaststube hätte er gerne wieder im Gang gehabt, dort, wo er früher einmal stand. Doch hier hat der Denkmalschutz sich durchgesetzt. Der Ofen bleibt in der Gaststube. Ändern wird jedoch der Name. Künftig werden die Gäste nicht mehr in den «Löwen», sondern in den «Löie» einkehren dürfen.
Eröffnung im Mai
Da Michel Aegerter nicht weiss, ob sein Vorhaben, den «Löie» wieder mit Leben zu füllen, auch wirtschaftlich umgesetzt werden kann, wird das Gasthaus vorläufig noch nicht behindertengerecht sein. «Zwar besteht ein Lift, der vom Keller bis zum Saal führt, doch der wurde seit Jahren nicht mehr gewartet», erklärt der Gastronom. Die Reaktivierung des Liftes würde jedoch sehr viel Geld verschlingen. Deshalb steht die Liftkabine momentan im Kellergeschoss still und wird vorübergehend als Abstellraum genutzt. Geheizt wird das grosse Gasthaus mit einer Ölheizung. Auch hier ist allenfalls ein späterer Wechsel auf ein anderes Heizsystem denkbar. Doch bevor Micheal Aegerter im «Löie» seine Gäste mit gutbürgerlicher Küche zu erschwinglichen Preisen verwöhnen kann, muss noch einiges erledigt werden. «In den nächsten Tagen werden die Brandschutztüren geliefert, erst dann kann ich das Gesuch zur Betriebsbewilligung beim Statthalteramt einreichen», legt er die nächsten Schritte dar. Wann genau die Eröffnung gefeiert werden kann, ist indes noch unklar, der neue Pächter ist jedoch zuversichtlich, dass es Mitte oder aber spätestens Ende Mai sein wird.
Bis auf eine Person hat sich Michel Aegerter noch nicht nach Personal für den «Löie» umgeschaut. Erst wenn das Datum der Eröffnung absehbar ist, wird er das Team, das hauptsächlich aus Teilzeitkräften bestehen wird, zusammenstellen.
Von Marion Heiniger