«Im musikalischen Bereich sind immer Fortschritte möglich»
Seit 30 Jahren dirigiert Fritz Graber kompetent und mit viel Herzblut den Brass Band Posaunenchor Ochlenberg. Dies ist jedoch nicht seine einzige musikalische Tätigkeit. Mit dem Erteilen von Musikunterricht hat sich der Landwirt aus Ochlenberg einen Nebenerwerbsbereich geschaffen, welcher für ihn gleichermassen Hobby und Beruf ist.
Ochlenberg · Das Musizieren ist in der Familie Graber weitgehend Familiensache. So hat Fritz Graber den Dirigentenstab des Brass Band Posaunenchors Ochlenberg vor 30 Jahren von seinem Vater Christian Graber übernommen.
Sein Vater war es denn auch, der es ihm schon früh ermöglicht hatte, Instrumente zu erlernen und diese auch in der Gemeinschaft des Posaunenchors zu spielen. So stand Fritz Graber als Achtjähriger zum ersten Mal als kleiner Perkussionist mit seinem «Trümeli» auf der Bühne, spielte begeistert im Posaunenchor mit. Das war vor 47 Jahren.
Musikalisch zog es ihn allerdings dann nicht in Richtung Schlagzeug, obwohl ihm das Rhythmusgefühl, welches er mit dem «Trümeli» schon früh trainierte, später sehr zustatten kam. Sobald als möglich, das heisst, als er «gross genug» war, griff er zum Cornet, «u das isch haut bis hüt mis Lieblingsinschtrumänt», sagt er im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler».
Wille und Ehrgeiz waren von Anfang an riesig. Denn als Fritz Grabers Vater ihm nach einem Konzert eine Langspielplatte des Kornettisten Derek Garside nachhause brachte, «da wusste ich: Ich will einst so spielen wie Derek Garside, will mit derselben Virtuosität, Leichtigkeit und Feinheit musizieren können.» Den ersten Unterricht erteilte ihm sein Onkel Rudolf Graber. Später, Fritz Graber war längstens Mitglied des Brass Band Posaunenchors Ochlenberg, bereitete er sich für die Aufnahmeprüfung ins Militärspiel bei Manfred Obrecht vor, die er dann auch bestand. Ebenfalls bei Véronique Gyger-Pitteloud genoss er Lektionen. Je mehr er sein Spiel perfektionieren konnte, desto mehr Freude bereitete es ihm. «Man mass sich gerne», blickt er zurück. Ohne Scheu nahm er an Solistenwettbewerben teil – am liebsten jedoch mit seiner Frau Marlis, die Klavier spielte. «Mit ihr war es mir einfach am wohlsten.»
Niemals zur Routine geworden
Als Fritz Graber von seinem Vater den Dirigentenstab des Brass Band Posaunenchors Ochlenberg übernahm, erwarb er an der Hochschule für Künste in Luzern das Dirigentendiplom.
Alles geschah nebst der Landwirtschaft und stets gemeinsam mit seiner Familie. Später, als er an verschiedenen regionalen Musikschulen Blechblasmusik unterrichtete und oftmals auch während einem «Wärch» in den Musikschulzimmern wirkte, unterstützten ihn sowohl seine Frau Marlis als auch sein Vater. Er wusste den Hof in guten Händen.
«Routine» wurde das Dirigieren des Posaunenchors für ihn nie. «Es gibt immer wieder neue Zielsetzungen, die wir gemeinsam erreichen wollen. Es gibt neue Spieltechniken, die wir ausprobieren und können möchten. Man darf niemals stehen bleiben; im musikalischen Bereich sind immer Fortschritte möglich.» Es brauche Offenheit auch für Neues. So habe man unter anderem ein Konzert mit dem Pianisten Christof Fankhauser arrangiert, eins mit einem Akkordeonisten oder einem Jodlerklub: «Das kam beim Publikum stets sehr gut an.»
Und dann ist da auch die Gemeinschaft, die Fritz Graber und seinen Musikkolleginnen und -kollegen viel bedeutet. Gemeinsame Ziele erreichen zu können, das gemeinsame Wachsen im Glauben und das zusammen Teilen sei auch in privaten Situationen hilfreich und unterstützend, sagt er. Die Posaunenchöre haben eine alte Tradition. Der geistliche Auftrag der Posaunenchöre wird mit einem Satz nach Psalm 150,3a, «Lobet ihn mit Posaunen», umschrieben. Der Auftrag heisst denn auch: «Musizieren zum Lobe Gottes und den Menschen zur Freude».
Dieser aus der Geschichte gewachsene Leitgedanke bildet auch heute vielfach noch eine Abgrenzung zu den weltlichen Blasorchestern in ähnlicher Besetzung, meistens Brass Besetzung. Traten sie über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte hinweg überwiegend in kirchlichem oder diakonischem Kontext auf, wirken allerdings heute viele Posaunenchöre auch bei regionalen oder kantonalen Musiktagen und Paraden mit.
Die Posaunenchöre leisten eine musikalisch breitschichtige und generationsübergreifende Bildungsarbeit, stets getragen von den Gedanken des Evangeliums und damit verbunden oft auch von kirchlicher Musikliteratur. So wird denn auch viel Jugendarbeit geleistet, die Fritz Graber sehr am Herzen liegt. Beim Brass Band Posaunenchor Ochlenberg ist dies die Young People Brass, deren Ausbildung und Leitung er zusammen mit dem Posaunenchor von Anfang an übernahm – heute mit demselben Herzblut wie einst. «Über die Jahre hinweg ist dabei viel Gutes entstanden», freut er sich. Die starke junge Besetzung im Posaunenchor gibt ihm Recht. Der «Drei-Generationen-Verein» bilde einen starken Rückhalt. «Die Mitglieder der älteren Generationen übernehmen Verantwortung, die Jungen wachsen in diese hinein.»
Allerdings: «Die Zeit in der Young People Brass ist für die Kinder und Jugendlichen ein wichtiger Teil ihrer sozialen Entwicklung. Schön, wenn sie später im Posaunenchor mitwirken. Aber es muss nicht sein. So oder so haben sie die Prägung mitgenommen, haben schon früh Achtung, Wertschätzung, Rücksichtnahme und Durchhaltevermögen gelernt. In welchem Bereich sie dieses Erlernte später nutzen, spielt keine Rolle. Sie können auch sonst etwas tun – Sport treiben oder was immer ihnen Freude bereitet. Wichtig ist, dass sie etwas tun, ihre Freizeit sinnvoll verbringen.»
Die Musik aber spielt im Leben von Fritz Graber, seiner Familie und seinen Musikkolleginnen und -kollegen eine grosse Rolle: «Musik ist sehr heilsam, tut den Menschen einfach gut. Man kann unglaublich viel damit bewirken: Freude, Trauer, Trost … Man kann begeistern oder Gefühle damit ausdrücken. Man kann etwas übermitteln, gerade auch bei Musikstücken, die einen biblischen Hintergrund haben.»
Durch und durch musikalisch
Klar, dass Fritz und Marlis Graber ihre Liebe zur Musik auch der nächsten Generation übermittelt haben, ohne jedoch ihre erwachsenen Kinder in eine bestimmte musikalische Richtung gewiesen zu haben.
Tochter Larissa erlernte Cornet, ihre Brüder Marco und Jonas Percussion, respektive Euphonium. Larissa entschied sich indessen früh, Klavier und Gesang zu erlernen, studierte letzteres auch in Wien, wo ebenfalls ihr Mann Simon Sommer ein Musikstudium abschloss. Gemeinsam haben die drei Graber-Geschwister und Larissas Mann eine eigene Band, die «Lara Sommer-Band», gegründet, die ihnen viel Freude bereitet und auf welche sie ihre musikalische Tätigkeit – Jonas inzwischen am Klavier – künftig konzentrieren wollen.
Von Liselotte Jost-Zürcher